· Fachbeitrag · Patientensicherheit
Bluttransfusionen vermeiden ‒ zum Wohl der Patienten und der Klinik
von Dr. med. Marianne Schoppmeyer, Ärztin und Medizinjournalistin, medizinundtext.de, Nordhorn
| PBM steht für Patienten Blood Management und ist an deutschen Krankenhäusern noch viel zu wenig bekannt und zu selten implementiert, so Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerzmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt. |
Nirgendwo wird so viel transfundiert wie in Deutschland
In niederländischen Krankenhäusern werden nur halb so viele Erythrozytenkonzentrate pro 1.000 Einwohner verbraucht wie in deutschen Kliniken. Und das, obwohl Transfusionen für die Patienten mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität einhergehen.
An dieser Stelle setzt das PBM an. Von zentraler Bedeutung ist dabei, eine Eisenmangelanämie frühzeitig zu erkennen, zu diagnostizieren und zu therapieren. Weitere Säulen des PBM-Konzepts sind es, Blutverluste zu minimieren sowie Erythrozytenkonzentrate bewusst einzusetzen.
Uniklinik Frankfurt betreibt spezielle Anämie-Ambulanz
An der Universitätsklinik Frankfurt hat man dieses Konzept bereits 2013 in die Praxis umgesetzt. Hier werden beispielsweise alle Patienten vor einer elektiven Operation frühzeitig auf eine Eisenmangelanämie gescreent. Liegt der Hb < 13 g/dl, wird die Anämie mit Eisen i.v. behandelt, um den Hb rasch anzuheben. Für dieses Screening wurde eine spezielle Anämie-Ambulanz eingerichtet. Eine aktuelle Metaanalyse zeigt, dass durch dieses Vorgehen die Transfusionsrate, die Krankenhaus-Verweildauer, die Komplikationsrate und die Mortalität der Patienten signifikant gesenkt werden können [1].
Doch nicht nur Patienten profitieren vom PBM. Auch aus ökonomischer Sicht ist der sparsame Einsatz von Bluttransfusionen sinnvoll. An der Frankfurter Universitätsklinik, einem 1.000-Betten-Haus, können so etwa 1 Mio. Euro eingespart werden. Auch der Barmer-Krankenhausreport 2019 sieht dieses Einsparpotenzial. Das hat bei der Barmer Ersatzkasse dazu geführt, dass noch für dieses Jahr Selektivverträge mit den Orthopäden geplant sind, um PBM zu implementieren. Prof. Zacharowski begrüßt diesen Schritt, hofft er doch, dass weitere Krankenkassen nachziehen und so die Patientensicherheit weiter erhöht werden kann. Interessierte Krankenhäuser können sich darüber hinaus zertifizieren lassen. Seit 2014 gibt es das Netzwerk PBM, das für dieses Zertifikat verantwortlich ist [2].
Weiterführende Hinweise
- Althoff FC et al., Ann Surg 2019:269(5).794‒804 (Volltext unter ogy.de/4gza)
- Zertifizierung und Mitgliedschaft im Netzwerk PBM unter: patientbloodmanagement.de