· Fachbeitrag · Trendstudie
Ärztinnen im Krankenhaus ‒ Arbeiten am Limit 2023: Drei von zehn Befragten erwägen Jobwechsel
| Knapp drei von zehn befragten Ärztinnen (28 Prozent), die im Krankenhaus arbeiten, denken darüber nach, den Job zu wechseln. Das ist eines der Ergebnisse der Trendstudie „Ärztinnen im Krankenhaus ‒ Arbeiten am Limit 2023“, erhoben von Claudia Nacci, die sich als zertifizierte systemische Coachin auf Ärztinnen spezialisiert hat ( claudianacci.de ). Die Ergebnisse (online unter iww.de/s11014 ) sind wenig überraschend, aber für Chefärzte und Personalverantwortliche in Krankenhäusern, in deren Interesse es liegen muss, qualifizierte ärztliche Fachkräfte zu halten, alarmierend. |
Befragt wurden etwa 50 Krankenhausärztinnen
Im Zeitraum von Januar bis Oktober 2023 befragte Claudia Nacci persönlich etwa 50 Krankenhausärztinnen dazu, wie sie ihre Arbeitswelt erleben. In den Tiefeninterviews von 30 bis 70 Minuten wurden Krankenhausärztinnen in folgenden Positionen befragt: Chefärztinnen (16 Prozent), Leitende Ärztinnen (16 Prozent), Oberärztinnen (25 Prozent), Fachärztinnen (38 Prozent) und Assistenzärztinnen (5 Prozent).
Trotz hoher Belastung überwiegt (noch) die Zufriedenheit
Was die Herausforderungen am Arbeitsplatz angeht, wurden drei Antworten von jeweils 58 der Befragten genannt (Mehrfachnennungen waren möglich): Arbeitsüberlastung/Mehrfachbelastung, hierarchische Strukturen und ein männlich geprägtes Feld. Es folgen hohe Verantwortung / finanzieller Druck / administrative Tätigkeit (36 Prozent), Vereinbarkeit von Familie und Beruf /Work-Life-Balance (30 Prozent) und mangelnde Erholungspausen. Gleichzeitig ist mehr als die Hälfte der Befragten mit ihrem Berufsleben überwiegend zufrieden: Auf einer Skala von 1 (unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) bewerteten 16 Prozent der Befragten ihre Freude am Beruf mit „zufrieden“ (8‒10), 40 Prozent mit „ist O. K.“ (6‒7).
Sport als Ausgleich genügt nicht immer
Nach ihren Bewältigungsstrategien gefragt, nennen 62 Prozent der Befragten Sport oder Yoga. Gleichzeitig fühlen sich 68 Prozent aus Zeitmangel von ausgleichenden Aktivitäten abgehalten. Die häufigsten Probleme sind Dünnhäutigkeit (70 Prozent), körperliche Erschöpfung und schlechter Schlaf (jeweils 54 Prozent) und nach Feierabend nicht abschalten können. Vor diesem Hintergrund antworten 28 Prozent der Befragten auf die Frage, was sie an ihrer Situation ändern möchten, dass sie über einen Jobwechsel nachdenken.
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Für die Folgestudie „Klinikärztinnen 2024 ‒ zwischen Karriere und Burn-out“ werden weitere teilnehmende Krankenhausärztinnen gesucht. Sie sollen in persönlichen Interviews via Zoom-Video etwa 15‒20 Minuten befragt werden. Als Dankeschön erhalten sie die vollständige Auswertung der Umfrage. Zudem fließt für jeden abgeschlossenen Fragebogen eine Spende an den Bergwaldprojekt e. V. (bergwaldprojekt.de). Weitere Info und Anmeldung online unter Abruf-Nr. 50072718 |
Weiterführende Hinweise
- Führungspositionen für Frauen? ‒ (fast) Fehlanzeige! (CB 10/2022, Seite 20)
- Burn-out von Ärzten gefährdet Patientenwohl ‒ Wurzeln liegen offenbar im System (CB 12/2022, Seite 18)
- Studie: Fast jeder zweite Klinikfacharzt zeigt Zeichen eines Burn-outs (CB 09/2023, Seite 20)