· Fachbeitrag · Auftragsbeschaffung
Geschäftsfeld Einzelhandel: So erfüllen Bauten die „Neue Sehnsucht nach der analogen Welt“
| Die Konsumenten verändern sich und ihre Konsumgewohnheiten auch. Der Einzelhandel muss reagieren. Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin des „Handelsimmobilien Report“ hat in der aktuellen Ausgabe neue Trends ausgemacht, die dem stationären Einzelhandel in die Karten spielen. Die sind auch für Büros interessant, die sich in dem Segment engagieren. |
„Hybride Kunden“ suchen „Sozialität des stationären Einzelhandels“
Eins ist gewiss: Die Kunden, die überhaupt nicht in der digitalen Welt unterwegs sind, werden immer weniger und eines Tages womöglich ganz verschwunden sein. Gleichzeitig wird die Zahl der Online-Nutzer, für die physische und digitale Welt schon eins sind, stetig zunehmen. Diese junge Generation der Digital-Natives treibt den Online-Handel zwar weiter voran. Da sie im Beruf aber ständig unter dem Druck steht, sich inszenieren zu müssen und der Zeitstress wächst, werden im privaten Bereich Themen wie Convenience, Authentizität und die Gastronomie für die sozialen Kontakte immer wichtiger.
Dieser hybride Kunde suche die „Funktionalität des Online-Handels“ und die „Sozialität des stationären Einzelhandels“. Er bevorzuge die innerstädtischen Wohnlagen und für den Einkauf wohnortnahe Versorger, aber auch neue Konzepte des Einzelhandels sind folglich gefragt. Vierbuchen verweist auf den Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Workshop GmbH, Andreas Steinle, der in seinem Ausblick auf die „Zukunft des Handels im 21. Jahrhundert“ festgestellt hat, dass die Sehnsucht nach der analogen, der realen Welt heute gigantisch ist.
„Nix-tun-Workshops“ für 20 Euro oder der bewusste Verzicht auf digitale Techniken - Descape, also Digital Escape - seien Beispiele, die zeigen, dass die Menschen auf der Suche nach der richtigen Balance sind zwischen virtueller und realer Welt. Zu dieser Sehnsucht gehöre laut Steinle auch die Rückbesinnung auf die Wurzeln und der Trend zu handfester Arbeit. Der Kunde wolle sich als Schöpfer seiner Welt verstehen. Dass diese Sehnsucht auch den Einzelhandel in den nächsten Jahren prägen wird, liegt auf der Hand. Deshalb empfiehlt der Zukunftsforscher der Branche, die Produktion wieder stärker in ihre Geschäftsabläufe und Verkaufsräume zu integrieren.
An Positivbeispielen orientieren
Als Positivbeispiel aus der Gastronomie verweist Vierbuchen in ihrem Beitrag auf das italienische Konzept Eataly, das sich mit Elementen wie Show-Küchen sowie der Herstellung von Lebensmitteln und dem Verkauf vor Ort profiliert. Eataly betreibt weltweit inzwischen 28 Filialen. Experten sind deshalb überzeugt, dass die Gastronomie - insbesondere neue Konzepte wie der „Wochenmarkt“ mit Streetfood in Berlin oder die Markthal Rotterdam - die Menschen auf der Suche nach Gemeinschaft anziehe. Darauf setze auch die Modemarke Ralph Lauren in ihrem New Yorker Store und habe eine Etage zum Restaurant umgebaut. Durch die Gastronomie können ganz neue Kunden gewonnen werden.
Offline-Handel muss fünf Sinne der Kunden ansprechen
Gute Chancen habe der Offline-Handel, wenn er die fünf Sinne der Kunden anspreche. Shopping-Center müssten sich als vielseitiger Marktplatz verstehen, die den Digital Natives das gewünschte Einkaufserlebnis und die Erfüllung ihrer sozialen Bedürfnisse - etwa durch ein größeres und vielfältigeres Gastronomie Angebot als Plattform für die Kommunikation - bieten. Dazu gehört es auch, dass die Shopping-Center auf Individualität setzen, was sich beispielsweise in einer Center-Architektur mit lokalem Bezug und den individuellen Shop-Fassaden der Mieter widerspiegelt.
Weiterführender Hinweis
- Den „Handels-Immobilien-Report“ können Sie auf www.rohmert-medien.de/ abonnieren.