22.03.2011 | Perspektiven
Freiberufler, Angestellter oder Unternehmer - der Arzt entscheidet oder er wird entschieden!
von StB Dipl.-Kfm. Michael Friebe, Nürnberg
Für den Arzt gibt es viele Möglichkeiten, seinen Beruf auszuüben. Es ist immer eine individuelle Entscheidung, ob eine Anstellung, der Zusammenschluss mit anderen niedergelassenen Ärzten oder die Eingliederung in einen größeren Praxisverbund Sinn macht. Die typische freiberufliche Einzelpraxis ist aber immer seltener der richtige Weg: Viele Architekten und Rechtsanwälte erzielen als Einzelkämpfer schon längst keine angemessene Vergütung für Ausbildung, Arbeitszeit und ihr unternehmerisches Risiko mehr. Der Beitrag analysiert die Ausgangslage und zeigt auf, was Ärzte tun können.
1. Ausgangssituation
Die jüngsten Proteste der bayerischen Hausärzte gegen das bestehende KV-System sind kläglich gescheitert. Der kollektive Ausstieg hat nicht stattgefunden. Jetzt herrscht Katerstimmung, und das nicht nur in Bayern! Der Arzt fragt sich zu Recht: Wohin führt mich mein Weg? Bleibe ich Freiberufler, bin ich faktisch schon längst Angestellter der KV oder werde ich bald von einem klinikeigenen MVZ „geschluckt“? Die Antwort ist einfach: Alles ist möglich. Denn der Systemumbruch ist schon im vollen Gang. Er wird das Berufsbild des Arztes nachhaltig und unwiderruflich (!) verändern.
Den typischen Freiberufler wird es demnach zukünftig nicht mehr geben - oder genauer gesagt: Es wird kein rentables Arbeitsmodell mehr sein. Entweder wird der Arzt Unternehmer - dann eröffnen sich für ihn glänzende Möglichkeiten, „gute“ Medizin zu machen und gleichzeitig „gut“ zu verdienen. Oder er wird zukünftig Angestellter in einer großen ärztlichen Berufsausübungsgemeinschaft, einem klinikeigenem MVZ oder im stationären Bereich sein. Dieses Szenario stößt bei den meisten Ärzten zu Recht auf Unbehagen. Denn der Arzt war mit vollem Herzen Freiberufler. So konnte er Behandler sein, ohne Unternehmer zu werden. Und das Kollektivsystem hat ihm ein sicheres und angemessenes Einkommen garantiert.
Damit der Arzt seinen Weg neu bestimmen kann, ist es wichtig, die gegenwärtige Marktsituation besser zu verstehen.
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