· Fachbeitrag · Praxismarketing
Präventionskurse: So sprechen Sie Ärzte erfolgreich an!
von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen
| Die ärztliche Präventionsempfehlung ab dem 01.01.2017 bietet für niedergelassene Physiotherapeuten ein enormes Umsatzpotenzial. Um dieses zu nutzen, sollten Sie zunächst Ihre Patienten bzw. Kunden durch geeignete Marketingmaßnahmen auf Ihr Präventionsangebot und die Präventionsempfehlung aufmerksam machen (PP 10/2016, Seite 5). Gleichzeitig ist es sinnvoll, die Ärzte durch individuelle Ansprache mit ins Boot zu holen. |
Welche Ärzte und welche Patientengruppen kommen infrage?
Ärzte haben es bei Ihren Patienten meistens mit bereits erkrankten Personen zu tun. Laut Leitfaden Prävention sind Präventionskurse aber für diese gar nicht gedacht. Die Kurse ersetzen keine Therapie, sondern dienen der Vorbeugung. Streng genommen dürften Personen nach einer Bandscheiben-Operation also nicht an einer Rückenschule teilnehmen, da bei ihnen die Tertiärprävention (= Verhinderung von Rückfällen) im Vordergrund steht. Präventionskurse richten sich laut Leitfaden Prävention an gesunde Menschen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko, aber „ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen“:
- Zielgruppe von Entspannungskursen sind vor allem Versicherte, die an übermäßigem Stress leiden. Lohnend wären hier vor allem Gespräche mit Allgemeinmedizinern. (Psychotherapeuten kommen weniger infrage, da z. B. psychische Erkrankungen laut Leitfaden eine Kontraindikation für Entspannungskurse sind.)
- Zielgruppe für Bewegungskurse sind Versicherte mit erhöhtem Risiko für Erkrankungen des Bewegungsapparats oder des Herz-Kreislauf-Systems.Zielgruppe sind hier vor allem Allgemeinmediziner und Orthopäden.
PRAXISHINWEIS | Andere (Fach-)Arztgruppen befassen sich vor allem mit schwereren Erkrankungen. Aufgrund der Einschränkung „ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen“ sind sie daher wenig als Zielgruppe geeignet. Weisen Sie den Arzt im Gespräch auf diese Einschränkung im Leitfaden Prävention hin, damit er die Maßnahmen, die Sie anbieten, den richtigen Patienten empfiehlt. |
Ziel des Gesprächs: Was dürfen Sie erwarten?
Aus Therapeutensicht ist der Knackpunkt der Präventionsempfehlung, dass der Arzt dem Patienten zwar eine Präventionsmaßnahme empfehlen darf, aber nicht einen bestimmten Therapeuten. Schrauben Sie Ihre Erwartungen also nicht zu hoch. Erlaubt ist aber, dass Ärzte Flyer von Ihren Präventionsangeboten bei sich in der Praxis auslegen oder Patienten darauf hinweisen, dass es in der Nähe ihres Wohnorts Anbieter von Präventionskursen gibt.
MERKE | Der Arzt darf dem Patienten für einen Präventionskurs Ihre Praxis nur in Ausnahmefällen empfehlen. Lesen Sie dazu - wie auch zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Ansprache von Ärzten - den Beitrag in PP 12/2016, Seite 9). |
Planung und Vorbereitung des Gesprächstermins
Gehen Sie nicht unvorbereitet in Ihren Termin. Das mag selbstverständlich klingen, aber Sie sollten bedenken, dass Ihnen der Arzt seine Zeit schenkt und nichts ist ärgerlicher, als Zeit zu verschwenden.
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Zur Vorbereitung gehört, dass Sie in kurzen knappen Worten erklären können, welche Kurse Sie anbieten, was dort gemacht wird und wie die Patienten davon profitieren. Die Vorarbeit dazu haben Sie ja schon mit der Konzeption Ihres Flyers geleistet (PP 11/2016, Seite 5). Optimal ist es, wenn Sie schon feste Starttermine sowie Ort und Zeit ihrer Kurse angeben können.
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Gesprächsführung und Argumentation
Gehen Sie davon aus, dass den wenigsten Ärzten die Neuregelung zu den Präventionskursen bekannt ist und dass sie nur wenig Beachtung findet. Im Gespräch sollte klar werden, dass es Ihnen nicht um den reinen Verkauf Ihrer Dienstleistung geht, sondern dass Ihre Präventionsmaßnahmen als gesetzliche Leistung der Krankenkassen festgeschrieben sind und die Versicherten einen Anspruch darauf haben. Erklären Sie, dass es um keinerlei Konkurrenz zwischen Ihnen und dem Arzt geht, sondern um eine interdisziplinäre Versorgung des Patienten, die für alle Beteiligten nur von Vorteil sein kann.
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Parallele Zielgruppenansprache sinnvoll
Bei der Präventionsempfehlung interagieren beide Zielgruppen Ihres Marketings: Ärzte und Patienten. Sobald Sie Ihre Informationsmedien entwickelt haben, können Sie beide Zielgruppen ruhig parallel ansprechen. Darüber hinausgehende PR-Maßnahmen (PP 10/2014, Seite 6) sollten Sie allerdings nur wohldosiert einsetzen: Weniger ist mehr!
PRAXISHINWEIS | Es kann auch lohnenswert sein, dass Sie das Gespräch mit den örtlichen Vertretern der großen Krankenkassen suchen. Denn diese führen Listen mit den Anbietern zertifizierter Präventionsmaßnahmen. Gesprächsvorbereitung und Argumentation sind ähnlich wie bei der Ansprache von Ärzten. |