· Fachbeitrag · Bleaching
Erdbeeren, Bananenschalen und Co. - Taugen Tipps aus dem Internet zur Zahnaufhellung?
von Beate Schulz-Brewing, ZMF, Kiel
| Weiße helle Zähne gelten als Zeichen für Attraktivität und Gesundheit. Ein strahlendes Lächeln öffnet viele Türen, und für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. All diese Weisheiten werden benutzt um zu suggerieren, dass es unbedingt nötig sei, die eigenen Zähne aufzuhellen. Doch mit „Geheimtipps“ aus dubiosen Internetforen oder sozialen Netzwerken sollte man äußerst skeptisch umgehen, wie dieser Beitrag zeigt. |
Unterschiedliche Hausmittel
So mancher Patient tut sich schwer, für ein professionelles Bleaching oder eine Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis Geld auszugeben - so werden dann zunächst oft frei verkäufliche Zahnweiß-Produkte erworben oder in sozialen Netzwerken kursierende Tipps ausprobiert. Diese laufen unter dem Motto „Hausmittel“ und scheinen daher günstig und harmlos zu sein.
Im Netz werden z. B. Zähne mit Fruchtsäuren intensiv bearbeitet und mit Speisesalz oder Backpulver abgeschrubbt. Doch Vorsicht: Mit derartigen Methoden kann der Zahnschmelz angegriffen, aufgeraut und geschädigt werden. Die Folge: Zahnoberflächen werden immer poröser und rauer - und verfärben sich hierdurch immer schneller.
Abreiben der Zähne mit Säuren
In diversen Internetforen wird zudem empfohlen, Zähne mit Früchten wie Erdbeeren, Zitronen oder Kiwis oder gar mit Bananenschalen abzureiben. Alle Früchte enthalten Fruchtsäuren, die den Zahnschmelz abbauen - auch Bananen. Obwohl sie überhaupt nicht sauer schmecken, enthalten sie einen stattlichen Anteil an Säuren und sind somit, da sie auch viel Fruchtzucker enthalten, doppelt kariogen. Schaut man sich den Säuregehalt der empfohlenen Früchte an, so wird einem die schmelzabtragende Wirkung schnell klar.
Frucht | enthaltene organische Säuren pro 100g |
Ananas | 0,7 g |
Banane | 0,6 g |
Erdbeere | 1,1 g |
Grapefruit | 1,6 g |
Johannisbeere | 2,4 g |
Stachelbeere | 1,4 g |
Kiwi | 1,5 g |
Orange | 1,2 g |
Zitrone | 4,9 g (!) |
Backpulver als Zahnaufheller?
Gern wird auch immer wieder Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) als „Geheimtipp“ empfohlen. Backpulver wird tatsächlich vielen Zahncremes als Poliermittel beigefügt, z. B. in Parodontax. Hiermit lässt sich eine hervorragende Glattpolitur erzielen. Auch in Pulverstrahlgeräten wurde Backpulver lange Zeit verwendet.
Doch auch mit dem Gebrauch von Backpulver als Zahnaufheller sollten Laien äußerst vorsichtig sein: Direkt und pur angewandt, schmeckt es sehr unangenehm und scharf, zudem greift es das Zahnfleisch und die Mundschleimhaut stark an. Die Folge: Das Zahnfleisch rötet sich und schwillt an, die gesamte Mundschleimhaut wird anfälliger und es kann zu verstärkter Aphtenbildung kommen.
Speisesalz als Wundermittel?
Werden etwa 2 Gramm Speisesalz auf die Zahnbürste gegeben und gründlich damit gebürstet, reinigt das Salz zugegebenermaßen die Schmelzoberflächen. Extrinsische Verfärbungen werden gelöst und abgescheuert. Allerdings wirkt Salz hochabrasiv! Wird es häufig angewandt, werden die Zähne aufgeschmirgelt und nehmen immer schneller und intensiver Farbpigmente auf. Zudem ist ein „Zuviel“ an Salz bekanntermaßen schädlich für den gesamten Organismus.
Wichtig | Wer Hausmittel für harmlos hält, nur weil sie schnell verfügbar sind, der irrt! Werden diese „Geheimtipps“ aus der Küche nämlich in kurzen Zeitabständen regelmäßig anwendet, besteht die Gefahr, dass auf Dauer die Zähne leiden und sich in immer kürzeren Abständen verfärben.
„Echte“ Tipps aus der Prophylaxepraxis
Während die „Geheimtippsm“ aus Facebook und Co. daher meist wahre Anti-Tipps sind, können Erfahrungen aus der Prophylaxepraxis bei der Zahnaufhellung wirklich helfen: Bei einzelnen dunklen Verfärbungen kann man sich beispielsweise die Säure in Fluoridgelen wie elmex gelee (pH-Wert 4,7) zunutze machen. Einzelne stark verfärbte Zähne können mit dem Gel und einem Gummipolierer bearbeitet werden - sie werden fast mühelos hell.
Das enthaltene Aminfluorid gleicht die abtragende Wirkung aus, es wird vom Zahnschmelz sofort aufgenommen und eingelagert. Gut fluoridierte Zähne wirken deutlich heller, weil ihre Oberflächen blank erscheinen und das Licht brechen. Kommt eine gesunde säurearme und calciumhaltige Ernährung mit unterschiedlichen Milchprodukten und pflegenden Cremes und Pasten hinzu - etwa Tooth Mousse oder Fluor Protector Gel -, so hat man Mittel angewandt, die die Zahngesundheit nachhaltig unterstützen.
Weiterführender Hinweis
- Wer sich näher informieren möchte, kann auch die Untersuchung der Stiftung Warentest aufrufen: www.test.de/Weisse-Zaehne-Was-Zaehne-wirklich-aufhellt-4483185-0/