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  • · Fachbeitrag · Patientenkommunikation

    Vorsicht Abk.!

    | Die „Stiftung Patientensicherheit Schweiz“ warnt vor dem Gebrauch von Abkürzungen, weil sie Patienten gefährden können. Was bedeutet HWI? Harnwegsinfekt, häufig wechselnde Intimpartner, Hinterwandinfarkt oder Halswirbelsäulen-Immobilisation? Je nach Fachrichtung kann diese Abkürzung ganz unterschiedlich interpretiert werden. Und auch wenn sich das Gemeinte oft aus dem Kontext ergeben mag: Abkürzungen sind ein Risiko, besonders, weil der Adressat kaum je auf die Idee kommt, nachzufragen ‒ er glaubt ja zu wissen, was gemeint ist. |

     

    OMG! So viele Abk.?!

    Sieben deutsche und acht englische Bedeutungen von „HWI“ listet das „Abkürzungslexikon medizinischer Begriffe“ auf (Gratis-Online-Lexikon und Bestellungen unter www.medizinische-abkuerzungen.de). Es umfasst derzeit über 220.000 Kürzel. Spitzenreiter ist „“ ‒ mit 78 verschiedenen Bedeutungen. Umgekehrt gibt es für manche Begriffe wie etwa „normal“ mehrere Abkürzungen: N, NL, no. Und auch Anglizismen tragen zu Missverständnissen bei: Heisst „UF“ zum Beispiel „upper field“ oder „Unterfeld“? Und steht „MI“ für „myocardial infarction“, „myocardial ischemia“ oder „myocardial insufficiency“? Abkürzungen können Patienten gefährden, wie diese Beispiele zeigen:

     

    • Eine Patientin im Pflegeheim erhält täglich mittags eine Dosis Methotrexat. Gemeint war mit „Mi“ aber mittwochs.
    • Ein Patient hat postoperativ noch Mühe mit der Spontanatmung. Die Anästhesistin bittet um „Suggi“. Sie meint Sugammadex, der Assistenzarzt aber versteht „Succi“ und bringt Succinylcholin. Das Krankenhaus-CIRS-Netz berichtete 2017 von der Verwechslung, die gerade noch bemerkt wurde. CIRS ist übrigens die Abkürzung für Critical Incident Reporting-System und nicht für das Center for International and Regional Studies im Emirat Katar.
    • Eine Patientin aus Großbritannien bekommt ein Medikament verordnet, versehen mit der handschriftlichen Anweisung „every morning 1“. Sie muss wegen einer Arzneimittelüberdosierung auf die Intensivstation, weil sie die „1“ für eine „7“ gehalten hat.
    • In angloamerikanischen Ländern wird die mitteleuropäische „1“ nur als senkrechter Strich geschrieben. Diese „I“ wiederum kann missverständlich sein, wenn es um IE oder IU (Internationale Einheiten/Units) geht. So wären einem Patienten fast 41 Einheiten Insulin gespritzt worden anstelle der verordneten „4 IE Insulin“.

     

    PRAXISTIPP | CIRS-Fachleute raten, auf Abkürzungen soweit als möglich zu verzichten, insbesondere bei Medikamenten- und Dosierungsangaben sowie bei missverständlichen Kürzeln in Entlassungsbriefen. Wichtig ist auch, in jeder medizinischen Einrichtung festzulegen, was wie abgekürzt wird ‒ und was keinesfalls. Diese Liste sollte für alle Mitarbeiter verbindlich sein!

     

    Weiterführender Hinweis

    Quelle: Ausgabe 02 / 2019 | Seite 14 | ID 45599442