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  • · Fachbeitrag · Versorgungsqualität

    Ethikkompetenz ärztlicher Führungskräfte: Unverzichtbar in Zeiten des Wandels und der Konflikte

    von Prof. Dr. Dr. Karl-Heinz Wehkamp, Socium Forschungszentrum, Uni Bremen u. Prof. Dr. Kai Wehkamp, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

    | Ärztliche Führungskräfte müssen über die Fähigkeit verfügen, medizinische Entscheidungen zum Wohl des Patienten zu treffen und dabei gleichzeitig ‒ so weit wie möglich ‒ das Unternehmenswohl und damit auch die Sicherung des Klinikunternehmens im Blick zu behalten. Jedoch in Situationen, in denen der hippokratische Grundsatz des „Primum nil nocere“ gefährdet ist, muss Widerstand gegen Ökonomisierungsprozesse geleistet werden. In solchen Konflikten sind Standhaftigkeit und Diskursfähigkeit auf der Grundlage medizinethischer Werte von größter Bedeutung. |

    Warum „Ethikkompetenz“?

    Leitende Ärzte haben ihren jeweiligen Patienten gegenüber ethisch und rechtlich die Verantwortung für die Gewährleistung guter medizinischer Versorgung. Deren Kosten sind durch Wissenschaft und Technologie dramatisch gewachsen, wirtschaftliche Gesichtspunkte spielen bei Therapie- und Allokationsentscheidungen eine neue Rolle.

     

    Chefärzte sind heute in Deutschland einer betriebswirtschaftlich handelnden Gesamtleitung nachgeordnet. Die daraus entstehenden Konflikte sind auch ethischer Natur, das heißt, sie sind durch Fach- und Sachwissen, Daten und Fakten allein nicht zu lösen. Es bedarf werteorientierter Entscheidungen, die auf Priorisierungen und Abwägungsprozessen beruhen. Solche Entscheidungen enthalten ein hohes Konfliktpotenzial, sowohl zwischen konträren Zielen als auch zwischen Menschen. Die Zielkonflikte belasten teils das eigene Gewissen und die Zufriedenheit, teils das Team, teils das gesamte Betriebsklima. Es gibt demnach viele Gründe, diese unvermeidlichen Konflikte in professioneller Art und Weise anzugehen, um über gute Entscheidungen sowohl eine hohe Qualität der medizinischen Versorgung als auch legitime unternehmerische Ziele zu erreichen, und gleichzeitig gut motivierte und kooperierende Teams zu entwickeln.