· Fachbeitrag · Aktuelles Haftungsurteil
Hypoxischer Hirnschaden nach Zahnbehandlung eines Kindes unter Narkose: Behandlungsfehler
von RA, FA MedR Dr. Rainer Hellweg, Hannover
| Was tun, wenn es unter der Narkose plötzlich zu einem Abfall der Blutsauerstoffkonzentration kommt? Unter Umständen kann es geboten sein, probatorisch zu einer alternativen Beatmungsmethode zu wechseln. In einem solchen Fall hat das Oberlandesgericht (OLG) München mit Urteil vom 25.01.2024 (Az. 24 U 2706/19) eine aufsehenerregende Entscheidung getroffen ‒ und den Anästhesisten verurteilt. |
Der Sachverhalt
Der Fall, über den das OLG München zu entscheiden hatte, spielte sich in einer Zahnklinik ab. Bei der 6-jährigen Patientin wurde eine Anästhesie zum Zwecke einer Zahnbehandlung durchgeführt. Etwa 15 Minuten nach Behandlungsbeginn kam es zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut. Erst nachdem die Patientin gut 20 Minuten später durch den gerufenen Rettungsdienst von dem während der Behandlung verwendeten Beatmungsgerät getrennt und an das Gerät des Rettungsdienstes angeschlossen wurde, stabilisierte sich die Situation umgehend und die Sauerstoffsättigung stieg wieder an. Die Patientin trug jedoch eine bleibende Hirnschädigung davon.
Die Entscheidung
Das OLG München gab der Patientenseite Recht. Die Richter attestierten einen Behandlungsfehler, da es der Anästhesist trotz Abfalles der Blutsauerstoffkonzentration auf bis zu 40 % unter Maskenbeatmung unterlassen hätte, die Patientin vom Beatmungsgerät zu trennen und sie mit einer alternativen Methode zu beatmen.
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