· Fachbeitrag · Betriebswirtschaft
KZBV-Jahrbuch 2013: Aktuelle Entwicklungen bei Umsatz, Kosten und Gewinn der Zahnarztpraxen
von Dr. Detlev Nies, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Bewertung von Zahnarztpraxen, praxisbewertung-praxisberatung.com
| Wie jedes Jahr stellt das kürzlich veröffentlichte KZBV-Jahrbuch 2013 aussagekräftige statistische Daten zur vertragszahnärztlichen Versorgung zur Verfügung, wobei mangels grundlegender gesundheitspolitischer Reformen eine kontinuierliche Weiterentwicklung bekannter Daten und Trends zu beobachten ist. Dieser Beitrag gibt die wichtigsten Daten aus dem neuen Jahrbuch wieder. |
Wie haben sich die Zahnarztpraxen zahlenmäßig entwickelt?
Die jüngsten Kennzahlen zu Umsatz, Kosten und Gewinn können dem Jahrbuch allerdings nicht entnommen werden, da nur die schon im letzten Jahrbuch veröffentlichten Angaben für das Jahr 2011 in geringfügig korrigierter Form vorliegen, nicht aber Statistiken für das Jahr 2012. Insofern erübrigen sich Tabellen zu den durchschnittlichen Umsätzen, Kosten und Gewinnen in den vergangenen Jahren.
Zu unterscheiden ist zwischen der Zahl der behandelnd tätigen Zahnärzte (niedergelassene und angestellte Zahnärzte), der Zahl der niedergelassenen Zahnärzte („Kassenzahnärzte“ plus „Privatzahnärzte“) und der Zahl der Vertragszahnärzte („Kassenzahnärzte“).
Die Zahl der Vertragszahnärzte hat sich in den letzten Jahren in den alten und neuen Bundesländern wie folgt entwickelt:
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Insgesamt | darunter: KFO | darunter: Alte Bundesländer | darunter: Neue Bundesländer | |
2008 | 54.780 | 2.982 | 45.093 | 9.687 |
2009 | 54.453 | 2.972 | 44.903 | 9.550 |
2010 | 54.245 | 3.019 | 44.787 | 9.458 |
2011 | 53.992 | 3.012 | 44.614 | 9.378 |
2012 | 53.626 | 3.022 | 44.335 | 9.291 |
2013 (1. Halbjahr) | 53.356 | 3.024 | 44.129 | 9.227 |
Die Zahl der Kieferorthopäden ist nach wie vor weitgehend konstant, sodass der Rückgang der Vertragszahnärzte ausschließlich bei den niedergelassenen Zahnärzten zu verzeichnen ist. Dieser Umstand lässt aber keine Aussage darüber zu, wie die Bevölkerung mit zahnmedizinischen Dienstleistungen versorgt ist, weil die Zahl der behandelnd tätigen Zahnärzte insgesamt auch weiterhin deutlich zunimmt:
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Behandelnd tätige Zahnärzte | Niedergelassene Zahnärzte insgesamt | davon: Vertragszahnärzte | davon: Privatzahnärzte | Angestellte Zahnärzte insgesamt | davon: Bei Vertragszahnärzten angestellt | davon: Sonstige angestellte Zahnärzte | |
2008 | 66.349 | 55.182 | 54.780 | 402 | 11.167 | 3.087 | 8.080 |
2009 | 67.167 | 54.935 | 54.453 | 482 | 12.232 | 4.087 | 8.145 |
2010 | 67.820 | 54.684 | 54.245 | 439 | 13.163 | 5.006 | 8.157 |
2011 | 68.502 | 54.286 | 53.992 | 294 | 14.216 | 5.962 | 8.245 |
2012 | 69.236 | 53.767 | 53.626 | 141 | 15.469 | 6.907 | 8.562 |
Zahl der angestellten Zahnärzte von 11.200 auf 15.500 gestiegen
Unter die „Sonstigen angestellten Zahnärzte“ fallen vor allem die angestellten Zahnärzte bei privaten und öffentlichen Zahnkliniken. Der Tabelle kann entnommen werden, dass der Löwenanteil der in den letzten Jahren neu angestellten Zahnärzte auf die niedergelassenen Praxen entfällt. Auffällig ist, dass die Zahl der Privatzahnärzte deutlich zurückgegangen ist.
Insgesamt muss festgestellt werden, dass das Zählen von „Köpfen“ keine Aussagen darüber ermöglicht, ob die Zahl der Behandlungsstunden, die der Bevölkerung für die zahnärztliche Behandlung zur Verfügung steht, steigt oder sinkt:
- Zum einen werden die Verschiebungen hin zu mehr Zahnärztinnen, die aufgrund anderer Lebensplanung auch andere Arbeitszeiten haben als ihre männlichen Kollegen, nicht berücksichtigt;
- zum anderen wird auch die Behandlungszeit, die ein angestellter Zahnarzt leistet, nicht identisch sein mit der Zeit, die ein selbstständiger Zahnarzt in der Praxis verbringt. Hierzu liegen keinerlei statistische Daten vor.
Zahl der niedergelassenen Zahnärzte seit Jahren rückläufig
In einer Studie aus dem Jahr 2007 hatte das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) versucht, die Anzahl der Praxisinhaber für die Zukunft abzuschätzen. Das sogenannte „untere Szenario“ ging dabei davon aus, dass jährlich nur 1.700 Approbationen erteilt werden, und kam zur Schlussfolgerung, dass für das Jahr 2015 mit 56.584 Praxisinhabern zu rechnen sei. Das mittlere und obere Szenario gingen von mehr Approbationen und damit auch von mehr Praxisinhabern aus.
Diese Szenarien zur Entwicklung der Anzahl der Praxisinhaber können als von der Realität widerlegt angesehen werden: Bereits im Jahr 2012 gab es nur noch 53.767 niedergelassene Zahnärzte, obwohl im gleichen Jahr 2.087 Approbationen erteilt wurden. Demzufolge sinkt der Anteil der niedergelassenen - also selbstständigen - Zahnärzte sehr viel schneller als bisher vermutet und beträgt mittlerweile nur noch 77,7 Prozent der behandelnd tätigen Zahnärzte. Im Jahr 2000 waren noch 85,0 Prozent der behandelnd tätigen Zahnärzte selbstständig tätig.