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  • · Fachbeitrag · Personalführung

    Personal ist mehr als „Kosten auf zwei Beinen“: So gelingt erfolgreiche Personalführung!

    von Brigitte Kenzel, München

    | Gute Mitarbeiterführung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Unternehmenserfolg - dies gilt auch für die Zahnarztpraxis. Die Bedeutung der Personalführung für die Verwirklichung der langfristigen Praxisziele und eine konsequente Patientenorientierung haben viele Praxen allerdings noch nicht erkannt - zu sehr stehen rein fachliche Aspekte im Vordergrund. Wie es Ihnen gelingt, Ihre Mitarbeiter erfolgreich zu führen und für die Praxisziele zu begeistern, zeigt der nachfolgende Beitrag. |

    Potenzial der Mitarbeiter erkennen

    In einer Zahnarztpraxis kommt es wegen der meist kleinen Betriebsgröße eher auf eine harmonische und teamorientierte Zusammenarbeit zwischen Praxisinhaber und Mitarbeiter an als in vielen anderen Dienstleistungsunternehmen. Schwerpunkt der zahnärztlichen Tätigkeit ist die Arbeit am Patienten, denn nur diese generiert Umsätze und bildet die wirtschaftliche Grundlage der Praxis. Der wirtschaftliche Erfolg einer Zahnarztpraxis hängt also fast ausschließlich davon ab, ob es gelingt, Patienten an die Praxis zu binden.

     

    Umso wichtiger ist es, dass alle Mitglieder des Praxisteams fachlich kompetent, engagiert, motiviert und selbstständig ihre Arbeit machen und somit dem Praxisinhaber den Rücken für dessen Kernaufgabe freihalten. Ziel der Personalführung muss also sein, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Mitarbeiter ihre Potenziale für die Praxis einsetzen.

    Instrumentelle und personale Führungsfunktionen

    Unter Führung versteht man die Ausrichtung des Handelns von Individuen oder Teams auf das Erreichen der vorgegebenen Ziele. Dabei wird zwischen instrumenteller und personaler Führung unterschieden.

     

    • Zur instrumentellen Führung gehören zum Beispiel
      • die Beschreibung von Prozessen im Rahmen des QM,
      • eine klare Aufteilung von Zuständigkeiten (Stellenbeschreibungen),
      • die Festlegung von Arbeits- und Urlaubszeiten sowie
      • die Sicherstellung des Informationsflusses in der Praxis.

     

    • Personale Führungsfunktionen ergeben sich aus den sozialen Zielen des Personalmanagements. Diese beziehen sich auf die Erwartungen und Interessen der Mitarbeiter unter dem Aspekt der Arbeitszufriedenheit. Eine moderne, mitarbeiterorientierte Führung beruht also auch auf dem Verständnis der Bedürfnisse des Praxispersonals. Nur dann lassen sich betriebswirtschaftliche Zielsetzungen erfolgreich umsetzen, wenngleich soziale Ziele niemals zum Selbstzweck werden sollten.

     

    Führung umfasst auch Förderung, Motivation, Information, Kommunikation und Anerkennung. Fehlen Anerkennung, Lob und Erfolgserlebnisse, so ist die Chance, motivierte und engagierte Mitarbeiter zu gewinnen oder an die Praxis zu binden, eher gering. Dies gilt auf mittlere Sicht selbst dann, wenn Sicherheitsbedürfnisse wie ein angemessenes Gehalt und funktionierende Beziehungen zu Praxisleitung und Teammitgliedern gegeben sind.

     

    PRAXISHINWEIS | Die Bezahlung oder eine in Aussicht gestellte Erfolgsprämie sind eben nicht - wie oft angenommen wird - als Motivationsinstrumente geeignet, sondern werden in gewisser Weise erwartet! Der wichtigste Motivator für Mitarbeiter ist das persönliche Erfolgserlebnis. Es steht für die wesentlichen persönlichen Ziele der meisten Menschen: ein Bewusstsein des eigenen Wertes zu haben, von anderen geschätzt zu werden, soziales Ansehen zu genießen und über vielfältige Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung und Selbstverwirklichung zu verfügen. Geld kann diese Ziele nicht ersetzen.

     

    Motivation durch Erfüllung sozialer Bedürfnisse

    Im Bereich der personalen Führung schlummert in vielen Zahnarztpraxen erhebliches Verbesserungspotenzial. Dies beginnt bei der Erkenntnis, dass sich Mitarbeitergespräche als Führungsinstrument von der Unterhaltung zwischen Tür und Angel unterscheiden. Systematisch geführte Mitarbeitergespräche dienen der Vermittlung der Praxisziele und der gemeinsamen Suche nach dem Bezug der Praxisziele zu den persönlichen Zielen der Mitarbeiter. Sie verbessern Leistungsvoraussetzungen und die Möglichkeiten des motivationsfördernden Delegierens von Aufgaben und Verantwortung.

     

    Kommunikationsforen schaffen

    Regelmäßige Teamsitzungen oder Freizeitaktivitäten (zum Beispiel Praxisausflug) bilden weitere wichtige Foren, wenn Kommunikation im hektischen Praxisalltag zu kurz kommt. Wichtig ist auch, Angestellte nie vor Kollegen oder Patienten zu rügen oder schroff zu behandeln. Das kritische Gespräch sollte immer unter vier Augen stattfinden. Der Umgang des Zahnarztes mit dem Praxispersonal vor dem Patienten muss stets höflich und korrekt sein.

     

    Kooperativer Führungsstil empfehlenswert

    Das alles ist auch eine Frage des Führungsstils. Obwohl dieser auch von der jeweiligen Situation abhängt („situativer Führungsstil“), empfiehlt es sich, in der grundsätzlichen Ausrichtung einen kooperativen Führungsstil zu pflegen. Im Gegensatz zu einer autoritären Führung ist er geeignet, die beschriebenen Anforderungen zu erfüllen. Kooperative Führung eröffnet Entfaltungsspielräume und fördert so Selbstständigkeit und Eigenverantwortung aller.

     

    PRAXISHINWEIS | Die Erfolgsaussichten einer Praxis hängen wesentlich von der Förderung der Mitarbeiterpotenziale ab und können durch den gezielten Einsatz motivierender Faktoren gesteigert werden. Auf der Nutzung dieser Potenziale gründen sich die Zukunftschancen der Praxis. Sie zu wecken und zu fördern, gehört somit zu den wichtigsten Führungsaufgaben des Zahnarztes.

     

    Infos bereitstellen - Feedback geben

    Zu einer guten Kommunikation gehört auch die Bereitstellung von ausreichenden Informationen, damit sich Mitarbeiter ein Bild von den Plänen und Erwartungen der Praxisleitung machen können. Dies fördert die Identifikation mit der Praxis und deren Zielen. Häufig leiden Mitarbeiter darunter, dass zu wenig Zeit für Gespräche ist oder Entscheidungen verschleppt werden.

     

    Wichtig ist auch, unmittelbares Feedback zu geben, damit Mitarbeiter durch Erfolge und Fehler lernen und sich weiterentwickeln können. Eine Führungskraft sollte Perspektiven und Ziele aufzeigen, um Motivation und Freude an der Arbeit zu fördern. Klatsch und Tratsch vergiften das Team und müssen unterbunden werden. Absolut schädlich ist die Bevorzugung oder Begünstigung einzelner Teammitglieder.

    Grundvoraussetzung: Loyalität

    Wesentliche Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit - nicht nur in der Zahnarztpraxis - ist Loyalität. In der modernen Gesellschaft oft als altmodische Tugend abgetan, ist Loyalität nach wie vor die Grundlage erfolgreicher Zusammenarbeit. Loyalität setzt die Verpflichtung auf gemeinsame Ziele voraus, so wie sie sich zum Beispiel im Leitbild der Praxis wiederfinden. Mit Loyalität ist nicht das Aufgeben eigener Überzeugungen und Meinungen gemeint, sondern die innere Verbundenheit und das Teilen von Werten.

     

    Loyalität heißt nicht Meinungsgleichheit

    Es wäre falsch, wenn sich Praxismitarbeiter immer der Meinung des Chefs oder der Chefin unterordnen müssten, so wie es genauso falsch wäre, wenn dies von der Praxisleitung erwartet würde. Verschiedene Ansichten über den richtigen Weg zur Erreichung von gemeinsamen Zielen fördern deren erfolgreiche Umsetzung, da in dieser Vielfalt eine bessere Lösung begründet liegt. Leider ist diese Erkenntnis bei vielen Praxisinhabern noch nicht durchgedrungen - oft klagen demotivierte Praxismitarbeiter über Chefs, die nur die eigene Vorgehensweise für richtig halten und keine Diskussion zulassen.

     

    Verantwortung teilen

    Delegiert der Praxisinhaber einen Teil seiner Führungsaufgaben auf eine Praxismanagerin, so hat sie die Aufgabe, das Team im Sinne der Praxis zu führen. Aus dieser Perspektive ist die Praxismanagerin die „Chefin“; sie vertritt die Arbeitgeberseite. Will sie erfolgreich sein, muss der Chef die Verantwortung auch tatsächlich teilen. Oft beschränkt sich Delegation nämlich lediglich auf die Übertragung von Aufgaben (= Arbeit), nicht jedoch auf die dazugehörige Gewährung von Entscheidungskompetenzen.

     

    FAZIT | Erfolgreiche Führung ergibt sich aus verschiedenen Komponenten, die mit der Persönlichkeit des Praxisinhabers und dem Umgang mit den Mitarbeitern zusammenhängen. Wer die Rolle als Führungskraft annimmt und sich mit Fragen der Führung beschäftigt, wird schnell positive Effekte im Hinblick auf Betriebsklima und Mitarbeiterzufriedenheit erzielen.

    Quelle: Ausgabe 04 / 2014 | Seite 1 | ID 42615997