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  • · Fachbeitrag · Avulsion

    Schweres Zahntrauma: Leitlinienkonforme Endodontie kostet fast jeden zweiten Zahn

    | Die endodontische Behandlung avulsierter Zähne wird kontrovers diskutiert. Unstrittig ist, dass nach Replantation wurzelreifer Zähne zwingend eine Wurzelkanalbehandlung (WKB) erforderlich ist. Die Analyse von klinischen Studien ergibt aber laut Prof. Yango Pohl (Universität Bonn), dass bei leitlinienkonformem, verzögertem Behandeln mit einem Versagen der endodontischen Therapie in bis zu 50 Prozent der Fälle und Zahnverlusten bereits wenige Wochen nach Replantation zu rechnen ist. Mit sofortiger WKB würden diese und damit auch frühe und ungeplante Zahnverluste vermieden. |

    Zweifel an gängiger Lehrmeinung zur extraoralen WKB

    Nach gängiger Lehrmeinung wird empfohlen, die Wurzelkanalbehandlung sieben bis zehn Tage nach Replantation mit dem Einbringen von Calciumhydroxid in den Wurzelkanal zu beginnen. Eine extraorale Wurzelkanalbehandlung wird abgelehnt, wenn der Zustand des am avulsierten Zahn haftenden Desmodontanteils gut ist und eine funktionsgerechte Heilung nach Replantation verspricht. Hintergrund ist, dass bei Vornahme einer extraoralen WKB eine zusätzliche Schädigung durch die verlängerte extraorale Phase, durch das extraorale Behandeln an sich oder durch die eingesetzten Materialien befürchtet wird. Bei Zähnen ohne Chance auf funktionsgerechte Heilung wird die extraorale WKB als Option dagegen befürwortet. Vergleichende tierexperimentelle Studien werden angeführt zur Unterstützung dieser Empfehlungen. Doch diese tierexperimentellen Studien leiden unter schweren Mängeln in den Methodiken der Arbeiten und teilweise einer deutlichen Voreingenommenheit bei der Interpretation der Ergebnisse, urteilt Pohl. [1]

     

    Demgegenüber stellt er die Strategie der sofortigen WKB zur Vermeidung jeglicher Infektion der nekrotischen Pulpagewebe. Sämtliche tierexperimentellen und klinischen Studien bestätigen einheitlich, dass frühe infektionsbedingte Komplikationen durch eine extraorale WKB vermieden werden, so der Autor: Die extraorale WKB verursache keine klinisch relevanten Schädigungen im Desmodont avulsierter Zähne. Die behaupteten erhöhten Raten von Ankylose im Tierversuch seien auf Demaskieren durch das Vermeiden von infektionsbedingten Resorptionen zurückzuführen. Ankylosen von 4 Prozent der Wurzeloberfläche acht Wochen nach Replantation seien als transiente Ankylose anzusehen; länger laufende Tierexperimente zeigten, dass selbst bei einem vielfach höheren Ankyloseanteil diese Komplikation nach längerer Beobachtungsdauer nicht mehr nachzuweisen ist.