· Dysfunktionen
Okklusale Dysästhesie: was tun, wenn der Biss partout nicht passt?
| Die okklusale Dysästhesie (früher: „Phantombiss“) ist ein Beschwerdebild, bei dem der klinische Befund in keinem nachvollziehbaren Verhältnis zu Inhalt und Stärke der beklagten Beschwerden steht. Zahnkontakte sind klinisch weder als Fehlkontakte objektivierbar noch stehen sie im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen (z. B. des Parodonts, der Pulpa, der Kaumuskulatur oder der Kiefergelenke). Dennoch werden sie dauerhaft als störend oder unangenehm empfunden. Die Patienten leiden unter einer starken psychischen und psychosozialen Belastung. |
Dauerhafte Einschränkung der Lebensqualität
Betroffene beklagen Missempfindungen der Okklusion. Die okklusale Dysästhesie wird von Betroffenen als dauerhaft einschränkend in Bezug auf das orale und/oder körperliche Wohlbefinden erlebt. Sie geht oftmals mit weiteren unspezifischen körperlichen Beschwerden einher, die von Patienten ursächlich mit seinen unangenehmen Empfindungen der Zahnkontakte in Zusammenhang gebracht werden. Eine okklusale Dysästhesie kann nur im Wachzustand wahrgenommen werden. Sie kann isoliert oder ‒ häufiger ‒ als Komorbidität einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) auftreten.
Kriterien einer somatischen Belastungsstörung
Die okklusale Dysästhesie erfüllt die Kriterien einer „somatischen Belastungsstörung“ (DSM-5-Code 300.82). Patienten mit okklusaler Dysästhesie sind regelhaft psychosozial belastet, haben eine geringere Anpassungsfähigkeit hinsichtlich Veränderungen an den Zähnen und weisen häufig eine der Diagnosen Depression, Angststörung oder somatische Belastungsstörungen bezogen auf andere Körperorgane auf. Die Patienten beklagen Belastungen im Alltag seit über sechs Monaten und sind kognitiv (übertriebene Gedanken zur Bedeutung) und/oder emotional (hohes Angstniveau) und/oder in ihrem Verhalten (exzessiver Zeitaufwand zur Behandlung der Okklusion) belastet. Die Fokussierung der Patienten auf den Aspekt der Okklusion ist Ausdruck des Krankheitsbildes.
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