· Fachbeitrag · Fallbericht
Kieferorthopädie trotz Bisphosphonat-Therapie
| Bei Patienten mit Erkrankungen des Knochenstoffwechsels und entsprechender Medikation entstehen Veränderungen des Alveolarknochens und Parodontiums. Zur kieferorthopädischen Behandlung bei Bisphosphonat-Einnahme liegen derzeit keine Empfehlungen vor. Kieferorthopäden der Universität Mainz zeigen an einem Fallbeispiel, dass orthodontische Zahnbewegungen, zumindest unter niedrigdosierter Bisphosphonat-Therapie, möglich sind. Die Behandlung sollte mit sehr geringen Kräften unter engmaschigem Monitoring erfolgen. |
Bei einer 66-jährigen Patientin wurde eine interdisziplinäre Gesamtrehabilitation in der Zahn-, Mund- und Kieferklinik der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt. Die Therapie umfasste: Zahnextraktionen, Parodontalbehandlung (Deep Scaling, regenerative Verfahren), Insertion enossaler Implantate im Seitenzahnbereich, prothetische Interimsversorgungen, kieferorthopädische Behandlung, prothetische Endversorgungen der Implantate. Kieferorthopädische Behandlungsziele waren: In-/Retrusion der Ober-/Unterkieferfrontzähne, skelettal verankert durch Einbeziehung der Implantate. Allgemeinmedizinisch wurde nach Implantatinsertion kurz vor Beginn der kieferorthopädischen Behandlung bei der Patientin Osteoporose diagnostiziert.
Ohne Unterrichtung der Klinik wurde durch den Hausarzt eine Bisphosphonattherapie eingeleitet (Alendronat oral, 70 mg/Woche). Die kieferorthopädischen Zahnbewegungen konnten dennoch erfolgreich durchgeführt werden (Behandlungsdauer 13 Monate). Jedoch wies die Patientin posttherapeutisch erweiterte Parodontalspalten, erhöhte Mobilität der Unterkieferfrontzähne, Sklerosierungen im Alveolarknochen und leichte apikale Wurzelresorptionen der Oberkieferfrontzähne auf.
Quelle
- E. Krieger et al.: Interdisziplinäre kieferorthopädische Behandlung während Bisphosphonateinnahme ‒ Ein klinischer Fall. 85. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGKFO, Stuttgart, 26.-29. September 2012