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  • · Pharmakologie

    Hoch dosiertes Paracetamol kann leicht überdosiert werden

    Bild: ©megaflopp - stock.adobe.com

    | Analgetika sind in der Zahnarztpraxis häufig verschriebene oder empfohlene Medikamente. Paracetamol ist das weltweit am häufigsten verwendete Schmerzmittel. In der Schweiz wurden 1.000-mg-Tabletten im Jahr 2003 verschreibungspflichtig eingeführt. Seither sind dort vermehrt Intoxikationen mit Paracetamol aufgetreten. |

     

    Heute werden zehnmal mehr 1.000-mg-Tabletten gegenüber der 500-mg-Dosierung in der Schweiz verkauft. In den Jahren 2005 bis 2008 stieg die Zahl der Paracetamol-Vergiftungsfälle um 40 % ‒ von 561 auf 786. Im Jahr 2018 waren es schon 1.188 Fälle. Die empfohlene Maximaldosis für Erwachsene liegt bei täglich 4.000 mg, d. h. bei maximal vier hoch dosierten 1.000-mg-Tabletten oder acht 500-mg-Tabletten. Bei Überdosierungen kann Paracetamol zu schweren Vergiftungen mit Leberversagen und der Notwendigkeit einer Lebertransplantation oder sogar zu tödlichem Ausgang führen.

     

    „Ein Problem von Paracetamol ist, dass es nicht bei allen Patienten und gegen alle Formen von Schmerz wirkt“, sagt Andrea Burden, Professorin für Pharmakoepidemiologie an der ETH Zürich. „Ist das Medikament bei einer Person wirkungslos, könnte sie in Versuchung geraten, die Dosis ohne Absprache mit einer Fachperson zu erhöhen.“ Mit den 1.000-mg-Tabletten kann die Tageshöchstdosis bereits mit wenigen zusätzlichen Tabletten überschritten werden.

     

    MERKE | In Deutschland sind auch die 1.000-mg-Paracetamol-Tabletten rezeptfrei erhältlich. Daher sollten Zahnärzte ihre Patienten darauf hinweisen, nur 500-mg-Tabletten kurzfristig bei Bedarf einzunehmen und darauf, die Praxis lieber erneut aufzusuchen, wenn Paracetamol nicht wie erwünscht wirkt.

     

    Quellen

    • Martinez-De la Torre A, Weiler S, Bräm DS, Allemann SS, Kupferschmidt H, Burden AM: National poison center calls before vs. after availability of high dose acetaminophen (paracetamol) tablets in Switzerland: an interrupted time series analysis. JAMA Network Open, 28.10.2020, https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.22897
    Quelle: Ausgabe 01 / 2021 | Seite 2 | ID 47020760