27.07.2010 | Aktuelle Statistik / Trendbericht
Kinder in Ostdeutschland: Wende auch bei den Munderkrankungen
Mit der gesellschaftspolitischen Wende Deutschlands im Jahre 1990 wurde eine Veränderung der Kariesprävalenz und des Befallsmusters der Karies bei Kleinkindern verstärkt in Ostdeutschland beobachtet. In einer Studie der Universität Leipzig wurden die Daten von 1.427 Kleinkindern der Jahrgänge 1983, 1993/94 und 2003/04 im Alter von 19 bis 48 Monaten einbezogen. Der wirtschaftliche, soziale und strukturelle Umbruch führte bei den Milchgebissen der untersuchten Kleinkinder zu folgenden epidemiologischen Veränderungen:
- Die frühkindliche Karies ist zunehmend zu einem Hauptproblem bei Kleinkindern geworden.
- Die Anzahl der primär gesunden Gebisse stieg im Untersuchungszeitraum von 68 auf 82 Prozent an. Die Karies insgesamt ist rückläufig.
- Die Milchzahnkaries vervierfachte sich bei den 2- bis 3-Jährigen von 2 Prozent (1989) auf 8 Prozent (1993). Es konnten eine Vorverlagerung des Erkrankungsalters und eine Zunahme des Kariesbefalls bei Kindern unter 36 Monaten beobachtet werden. Ab 1993/94 treten hier sanierungsbedürftige Gebisse auf.
- In den letzten 20 Jahren ist eine Veränderung des Befallsmusters bei den Milchzähnen von Kleinkindern festzustellen. 1983 hatte die Stützzonenkaries das Primat und die Frontzahnkaries trat eher selten auf (3 Prozent). 1993/94 ist mehr als eine Verdoppelung (7,4 Prozent) und 2003/04 fast eine Vervierfachung (11 Prozent) der Frontzahnkaries gegenüber 1983 eingetreten.
- Im 20-Jahres-Vergleich (1983 versus 2003) stellt sich die Erkrankungshäufigkeit von Frontzähnen und Zähnen der Stützzone im umgekehrten Verhältnis dar. Es entwickelte sich in den Jahren nach der politischen Wende bei Kleinkindern eine neue Form der Karies - die sogenannte frühkindliche Karies. Es dominiert der von Wyne beschriebene Typ II der ECC.
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