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  • 26.08.2010 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Atypische Odontalgie, Gesichtsschmerz, Zungenbrennen: Wenn der Schmerz trügt

    von Prof. Dr. Jens C. Türp, Basel

    Atypische Odontalgie, anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz sowie idiopathisches Mund- und Zungenbrennen sind durch mehrere Gemeinsamkeiten gekennzeichnet: Sie weisen eine geringe Inzidenz und Prävalenz auf und ihre Pathogenese ist unbekannt - das heißt es handelt sich um Ausschlussdiagnosen. Die Therapie ist rein symptomatisch und die Prognose ist unsicher. Dabei kommt der Patientenaufklärung eine wichtige Rolle zu und irreversible Maßnahmen sind kontraindiziert.  

     

    Bei der atypischen Odontalgie (Phantomzahnschmerz) handelt es sich um einen neuropathischen Dauerschmerz, der teils ohne offensichtliche Begründung, teils nach Deafferenzierung peripherer trigeminaler Nervenfasern im Zuge einer Wurzelkanalbehandlung, Wurzelspitzenresektion oder Extraktion auftreten kann.  

    Unter Berücksichtigung der Evidenz aus klinischen Studien wird folgender Therapie-Algorithmus vorgeschlagen:  

    1. Aufklärung des Patienten;
    2. Therapeutische Lokalanästhesie mit vasokonstriktorfreiem Articain;
    3. Wiederholte lokale Applikation von 0,025%igem Capsaicin und/oder Lidocain;
    4. Niedrig dosiertes trizyklisches Antidepressivum;
    5. Gabapentin oder Pregabalin;
    6. Tramadol oder Oxycodon;
    7. Schmerzpsychologische Verfahren (zum Beispiel Entspannungstherapie).

     

    Die Behandlung des anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzes ist ähnlich: Nach der Aufklärung sollten (trizyklische) Antidepressiva und Antikonvulsiva versuchsweise eingesetzt werden; darüber hinaus werden verhaltenstherapeutische Maßnahmen empfohlen.