29.04.2008 | Allgemeine Zahnheilkunde
Atypische Odontalgie: zahnärztliche Behandlung und psychische Reaktion
Bei der Atypischen Odontalgie (AO) handelt es sich um einen neuropathischen Dauerschmerz, der nach Deafferenzierung peripherer trigeminaler Nervenfasern im Zuge einer Wurzelkanalbehandlung, Wurzelspitzenresektion oder Extraktion auftreten kann. Da weder klinisch noch röntgenologisch pathologische Befunde gestellt werden können, handelt es sich bei der AO um eine reine Ausschluss-diagnose. Neben einer genauen Aufklärung ist eine medikamentöse und schmerzpsychologische Behandlung indiziert. Kontraindiziert sind zahnärztlich-invasive Therapiemaßnahmen.
Ein Fall aus der Praxis
Von solchen iatrogenen Schädigungen berichten Feierabend und Klaiber: Bei einer Patientin entwickelte sich über einen Zeitraum von etwa neun Jahren – vermutlich im Rahmen einer inkonsequenten zahnärztlichen Behandlung – ein Mischbild aus somatisch begründbaren nozizeptiv ausgelösten Schmerzen, atypischer Odontalgie und ausgeprägten psychischen Veränderungen. Trotz der seit 1995 in Abständen von ein bis zwei Jahren angefertigten Bissflügelaufnahmen blieben die meisten eindeutig im Röntgenbild zu diagnostizierenden approximalen Läsionen ohne therapeutische Konsequenz. Die Zähne wurden häufig erst dann versorgt, wenn die Patientin starke Schmerzen äußerte. Die Therapie der durch die kariösen Läsionen hervorgerufenen Schmerzen bestand aus Füllungen mit oder ohne vorausgegangene Wurzelkanalbehandlung.
Die trotz dieser Maßnahmen persistierenden Beschwerden wurden mit Hilfe von Trepanationen, medikamentösen Einlagen, Wurzelkanalfüllungen und deren Revisionen, Resektionen, Extraktionen sowie verschiedenen Analgetika und Antibiotika behandelt. Der Patientin war es unangenehm, ihren Hauszahnarzt mit Schmerzen aufzusuchen. Erst auf Anregung des Hausarztes wurde an spinale und zentrale Mechanismen als Auslöser der Schmerzchronifizierung gedacht.
Kausale Therapie möglich?
Eine kausale Therapie der atypischen Odontalgie ist bis heute nicht möglich. Melis und Secci beschreiben die Therapie mit dem trizyklischen Antidepressivum Amitriptylin. Türp schlägt eine lokale Injektionstherapie mit vasokonstriktorfreiem Articain vor.
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