28.04.2011 | Allgemeine Zahnheilkunde
Cracked-Tooth-Syndrom - Risse in Krone und Wurzel sicher diagnostizieren
Vor allem bei plötzlich stechenden Aufbissschmerzen oder einem Entlastungsschmerz nach Beißen auf eine Watterolle sollten Sie sich auf die Suche nach feinen Frakturlinien in den Zähnen begeben. Mit den Befunden aus dem Perkussions-, Aufbiss- und Sensibilitätstest, der Transillumination, dem Röntgenbild, dem Anfärben, der Untersuchung mit Sonde oder dem zirkulären Sondieren mit einer Parosonde und einer guten Lupenbrille sollte das „Cracked-Tooth-Syndrom" (Riss oder Sprung im Zahn, der entweder nur auf die Zahnkrone begrenzt ist oder aber die Wurzel mit einbezieht) einfach zu diagnostizieren sein. Stabilisierung findet der Zahn durch eine höckerüberdeckende Rekonstruktion.
Viele morphologische, physikalische und iatrogene Faktoren wie tiefe Grübchen, ausgeprägte intraorale Temperaturschwankungen, schlechte Gestaltung der Präparationskavität und falsche Auswahl des Restaurationsmaterials können Seitenzähne für inkomplette Frakturen prädisponieren. Das resultierende Cracked-Tooth-Syndrom ist häufig mit bizarren Symptomen assoziiert, die die Diagnose verkomplizieren und die für viele Jahre persistieren können.
Epidemiologische Daten weisen aus, dass Risse oder Frakturen der dritthäufigste Grund für Zahnverlust in industrialisierten Ländern sind, wobei Oberkiefermolaren und -prämolaren sowie Unterkiefermolaren am meisten betroffen sind. Diese Befunde zeigen, dass das Cracked-Tooth-Syndrom von ausgeprägter klinischer Bedeutung ist. Daher sollten Risikozähne frühzeitig zum Beispiel durch Gussfüllungen mit Höckerüberkupplung oder durch interne Stabilisierung mit adhäsiv befestigten Keramikrestaurationen verstärkt werden. [1]
Unterkiefermolaren sind deutlich gefährdeter
Obwohl Zähne hohe physiologische Kräfte gut verkraften können, haben sie Mühe, unphysiologische Kräfte wie zum Beispiel durch akzidentelles oder okklusales Trauma auszuhalten. Aber nicht jeder Zahn ist gleich frakturgefährdet. So sind Unterkiefermolaren deutlich gefährdeter als Oberkiefermolaren. Oberkieferprämolaren sind schon deutlich weniger gefährdet als Oberkiefermolaren, Unterkieferprämolaren sind kaum gefährdet. Bei Männern und Frauen kommen solche Infraktionen ungefähr gleich häufig vor, allerdings gibt es eine Häufung nach dem 40. Lebensjahr.
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