01.09.2007 | Allgemeine Zahnheilkunde

Totalprothesen halten länger als es für die Patienten gut ist

Totalprothesen werden oft länger getragen als es wissenschaftlich vertretbar wäre, folgern Kerschbaum et al.. Auch wenn es heute in der Gruppe der jungen Erwachsenen nur rund ein Prozent Totalprothesenträger gibt, so gehört doch bereits mehr als ein Fünftel aller 65- bis 74-Jährigen zu der Gruppe. Oberhalb dieser Altersgruppe dürfte der Anteil Zahnloser noch deutlich höher sein. Ziel dieser Untersuchung war es, aus einer umfangreichen Stammdatenkartei einer zahnärztlichen Praxis über einen Zeitraum von 20 Jahren Daten zur Gebrauchsperiode von Totalprothesen zu ermitteln und zu bewerten.  

Bei 332 Patienten einer zahnärztlichen Kassenpraxis wurde anhand von Karteikarteneintragungen in einer retrospektiven Langzeituntersuchung bis zu 20 Jahre nach der Eingliederung die Verweildauer von 908 Totalprothesen im Ober- und Unterkiefer ermittelt. Die durchschnittliche Nutzungszeit der Totalprothesen lag bei rund zehn Jahren, wobei keine signifikanten Unterschiede für Ober- und Unterkieferprothesen ermittelt wurden. Die Unterkieferprothesen wurden besonders in den Anfangsjahren häufiger unterfüttert und waren auch öfter von Druckstellen betroffen als die Oberkieferprothesen. Die Oberkieferprothesen mussten dagegen häufiger repariert werden.  

Im Gegensatz zu anderen Zahnersatzarten ist eine Totalprothese besonders für motorisch eingeschränkte Patienten und Hilfspersonal in Heimen leicht zu pflegen sowie ein- und auszugliedern. Je älter die Patienten werden, umso zufriedener scheinen sie mit ihrem Zahnersatz zu sein, egal in welchem Zustand er ist.  

Praxistipp

Zahlreiche Studien belegen, dass – aus Sicht der Patienten – die Notwendigkeit der Nachsorge des totalen Zahnersatzes mit zunehmendem Alter von Patient und Prothese eher abnimmt. Deshalb bleibt es wichtig, die Patienten und ihre Angehörigen im Hinblick auf regelmäßige Kontrollen der Totalprothesen aufzuklären.  

Unter Berücksichtigung der Abrasion der Kunststoffzähne und der Atrophie des Kieferkamms wird gefordert, bei entsprechenden Befunden Totalprothesen nach sieben bis acht Jahren zu prüfen, gegebenenfalls zu erneuern oder ihre Funktionstüchtigkeit wiederherzustellen.