01.05.2006 | Materialkunde
Diffusion von HEMA durch humanes Dentin
Über mögliche pulpatoxische Wirkungen der Inhaltsstoffe von Bondingsystemen wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Eine wachstumshemmende Wirkung von Bondingsystemen auf Zellkulturen konnte zwar nachgewiesen werden, allerdings ist ein entscheidender Faktor in dieser Diskussion – nämlich die Menge der Dentinadhäsivbestandteile, die durch das Dentin diffundiert und so die Pulpa tatsächlich erreicht – nach wie vor ungeklärt.
Einer der Hauptbestandteile moderner Bondingsysteme ist das Monomer Hydroxyethylmethacrylat (HEMA). Ziel zweier In-vitro-Studien war die Ermittlung der Menge HEMA, die durch humanes Dentin unterschiedlicher Dicke nach Bearbeitung mit verschiedenen Bondingsystemen und bei variierenden Schmierschichtbehandlungen diffundiert.
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass HEMA aus Bondingsystemen zwar durch Dentin in die Pulpa gelangt (wobei jüngere Zähne eine höhere Permeabilität aufweisen), jedoch das Erreichen einer pulpaschädigenden Konzentration unter klinischen Bedingungen unwahrscheinlich ist. Dennoch scheint es sinnvoll, in pulpennahen Arealen der Kavität keine Phosphorsäure zur Schmierschichtentfernung zu benutzen, sondern auf selbstkonditionierende Systeme zurückzugreifen bzw. eine Unterfüllung zum Schutz der Pulpa zu legen.
Praxistipp
Der wichtigste Faktor für die potenzielle Belastung der Pulpa mit HEMA scheint die Kavitätentiefe zu sein. Die HEMA-Konzentration nimmt mit abnehmender Restdentinstärke überproportional zu.
Die möglichen Faktoren für die Unterschiede bei den Messergebnissen der getesteten Bondingsysteme sind die Dentinpermeabilität abhängig von der Schmierschichtvorbehandlung, der HEMA-Gehalt und die Applikationsdauer.
Die Verwendung von Phosphorsäure zur Schmierschichtentfernung führt zu einer mehr als doppelt so hohen potenziellen Belastung der Pulpa mit HEMA. Es scheint sinnvoll, in pulpennahen Arealen der Kavität keine Phosphorsäure zur Schmierschichtentfernung zu benutzen, sondern auf selbstkonditionierende Systeme zurückzugreifen bzw. eine Unterfüllung zum Schutz der Pulpa zu legen.
Da die 50-Prozent-Hemmkonzentration von HEMA bei 468 µg/ml liegt, erscheint eine von HEMA ausgehende Schädigung der Pulpa durch Bondingsysteme bei Restdentinstärken von 0,25 mm und größer unwahrscheinlich. Çetingüç et al. beurteilen Bondingsysteme deshalb als „sicher für den klinischen Gebrauch“. |
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