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  • · Nachricht · BehandlungsAlternativen

    Mini-Implantate: Geeignet zur Stabilisierung von Totalprothesen auch beim „schwierigen“ Fall

    von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin

    | Es gibt eine Reihe von Gründen und Einschränkungen, die vor allem bei älteren Patienten nach Alternativen zum Einsatz konventioneller Dentalimplantate verlangen ‒ wie zum Beispiel ein geringes Knochenangebot oder auch zeitliche, finanzielle oder psychologische Präferenzen. So genannte Mini-Implantate ‒ einteilige dentale Implantate mit einem Durchmesser von unter 3 mm zur Sofortversorgung von zahnlosen Kiefern ‒ haben viele Vorteile, da sie bei schmalem Kieferknochen eine schnelle, minimalinvasive und kostengünstige Alternative gegenüber konventionellen Implantaten darstellen. |

    Probleme bei älteren Patienten mit Totalprothesen

    Mögliche Behandlungskonzepte für anamnestisch „schwierige“ Patienten rücken zunehmend in den Fokus der Wissenschaft. Prof. Dr. Jocelyne Feine (McGill University, Montreal) macht auf die Probleme aufmerksam, denen ältere zahnlose Patienten mit Totalprothesen häufig gegenüber stehen. Hierzu zählen unzureichender Prothesenhalt, eingeschränkte Kaufunktion und verschlechterte Nahrungsaufnahme. Implantate, auch solche mit reduziertem Durchmesser, können hier zur Prothesenstabilisierung eingesetzt werden und so zu einer erheblichen Verbesserung des Patientenkomforts beitragen. [1]

     

    Viele ältere Patienten sind mit der Funktion ihrer schleimhautgestützten Prothese unzufrieden. Eine Stabilisierung mit Implantaten wäre das Mittel der Wahl. Oftmals jedoch ist die Atrophie des Kieferknochens schon weit fortgeschritten und das Knochenangebot für Implantate üblichen Durchmessers unzureichend. Hier bieten Mini-Implantate eine gute Lösung. Sie können minimal-invasiv auch in einen schmalen atrophierten Alveolar-Knochen eingebracht werden.[2]

    Aktuelle Studiendaten zu Mini-Implantaten

    Die klinische Datenlage zu Mini-Implantaten ist derzeit noch unzureichend und heterogen. Drei aktuelle Studien zeigen aber gute Werte ‒ sowohl in der klinischen Performance als auch bei der Zufriedenheit der Patienten. Eine Auswertung von klinischen Ergebnissen aus fünf US-Kliniken lieferte schon im Jahr 2005 die Daten für eine gründliche Überprüfung der langfristigen Performance von Mini-Implantaten in vivo. Eine biometrische Analyse von 1.029 Mini-Implantaten, die fünf Monate bis acht Jahre in situ waren, zeigte die Eignung der Minis als langfristige Befestigung für die Prothetik. Die Ausfallraten in dieser multizentrischen Studie lagen im Durchschnitt bei 8,83 Prozent. [4]

     

    Eine aktuelle Studie der Universität Greifswald untersuchte in acht Praxen die klinische Performance von Mini Dental Implants (MDI, 3M ESPE) zur Stabilisierung totaler Prothesen. Bei 97 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 71 Jahren (48 bis 100 (!) Jahre) wurden bisher 46 Oberkiefer mit 290 Implantaten (im Mittel 6,3 Implantate pro Kiefer, davon über 95 Prozent mit 2,4 mm Durchmesser) und 66 Unterkiefer mit 284 Implantaten (4,3 Implantate pro Kiefer, davon über 90 Prozent mit 1,8 mm Durchmesser) im Mittel 28,5 Monate beobachtet. Im Oberkiefer gingen 15 Implantate (Vier-Jahre-Überleben: 93,5 Prozent) und im Unterkiefer sechs Implantate (Vier-Jahre-Überleben: 97,1 Prozent) verloren.

     

    87 Prozent: Die Lebensqualität hat sich entscheidend verbessert

    Als mögliche Risikofaktoren wurden neben der Lage im Oberkiefer eine posteriore Position und das Rauchen ermittelt. Im Beobachtungszeitraum war keine Neuanfertigung der kugelanker-retenierten Suprakonstruktion notwendig, die Nachsorge beschränkte sich auf den Austausch von Kunststoffmatrizen (n=14), Unterfütterungen (n=30) und einfache Prothesenreparaturen (n=30). Rund 87 Prozent der Patienten gaben an, dass sich durch die Implantatversorgung ihre Lebensqualität entscheidend verbessert hat.

     

    Die Erfolgsrate betrug 98 Prozent nach einem Jahr

    Auch Prof. Dr. Aleksandar Todorović und Kollegen der Universität Belgrad hatten im Rahmen einer Studie nach Insertion von vier Mini-Implantaten im Unterkiefer zur Prothesenstabilisierung die Lebensqualität, Kaueffizienz und Patientenzufriedenheit analysiert und zudem Faktoren wie den periimplantären Knochenabbau (sehr gering) und die Primär- und Sekundärstabilität der Implantate untersucht. Die Patienten bewerteten die Behandlung und das Ergebnis als äußerst zufriedenstellend. Die ermittelte Erfolgsrate kann dabei mit 98 Prozent nach einem Jahr ebenfalls als erfolgreiches Zwischenergebnis betrachtet werden.

     

    An der Universität Bern wurde Anfang 2011 ebenfalls eine Studie initiiert, in der die klinische Eignung von MDI, der Verschleiß der Halteelemente, die Patientenzufriedenheit und der periimplantäre Knochenabbau untersucht werden. Die vorläufigen Ergebnisse sind vielversprechend, berichten Prof. Dr. Regina Mericske-Stern und Kollegen.

     

    Quelle: Aus „Praxis Implantologie“ (pi.iww.de) Nr. 9/2012

    Quelle: ID 35407480