· Fachbeitrag · CME-Beitrag
Sind unterstützende Antibiotika bei Periimplantitis empfehlenswert?
| Bislang scheint es keinen Goldstandard in der Therapie einer Periimplantitis (PI) zu geben. Deshalb wird auf Erfahrungswerte aus der Parodontitistherapie (PA) zurückgegriffen und sich auf die Entfernung von Entzündungen und Biofilm fokussiert. In vielen Fällen hat sich die unterstützende Gabe von Antibiotika (AB) bei der nichtchirurgischen PA-Therapie bewährt. Lassen sich die Erfolge auf PI-Patienten übertragen? |
Periimplantäres Mikrobiom ist komplexer
Biofilmen kommt bei der Entstehung einer PI eine tragende Rolle zu, deshalb zielt die Behandlung v. a. auf eine Reduzierung der Entzündung und des Biofilms auf der Implantatoberfläche ab. In der Prävention der PI wiederum sind Plaquekontrolle, regelmäßige Erhaltungstherapie und Antiinfektiva entscheidend. Im Gegensatz zur Parodontitis ist jedoch das periimplantäre Mikrobiom komplexer und verschiedene Parodontalkeime sind in tiefen PI-Taschen häufig in größerer Menge vorhanden. Offenbar schlägt deshalb die aus der PA-Behandlung übernommene Therapie nicht immer und in gleichem Maße an. Forscher vermuten Ursachen z. B. in Unterschieden im Stützgewebe zwischen Implantat und Zähnen und in histopathologischen Merkmalen beider Läsionen sowie in den Oberflächeneigenschaften von Implantaten [1].
Unterstützende Antibiotika bei PI?
Ob auch PI-Patienten von einer unterstützenden AB-Gabe profitieren, prüften aktuelle Studien:
- Eine Untersuchung aus den Niederlanden bewertete die ergänzende Wirkung von systemischem Amoxicillin und Metronidazol bei der nichtchirurgischen PI-Behandlung. Hier zeigten Patienten der Testgruppe (mit AB) zwar nach zwölf Wochen einen stärkeren Rückgang der periimplantären Taschentiefe als die Kontrollgruppe (ohne AB), was jedoch statistisch nicht signifikant war (2,28 ± 1,49 mm vs. 1,47 ± 1,95 mm). Weder in der Test- noch in der Kontrollgruppe konnte die Blutung auf Sondierung entscheidend verbessert werden. Lediglich ein Implantat in jeder Gruppe wies eine Reduktion der Taschentiefe < 5 mm sowie Ausbleiben von Bluten/Pus bei Sondieren auf [1].
- Spanische Forscher kamen in einer Studie mit vergleichbarer Patientenzahl zu einem anderen Ergebnis: Hier erhielten PI-Patienten begleitend zur nichtchirurgischen Therapie Metronidazol oder ein Placebo. Nach zwölf Monaten erreichte die Testgruppe eine deutlichere Reduktion der PI-Taschen als die Placebogruppe (2,53 vs. 1,02 mm), einen höheren klinischen Attachmentlevel-Gewinn (2,14 vs. 0,53 mm) und größere Keimreduzierungen. In der Nachuntersuchung zeigte über die Hälfte der Patienten der Test- und 25 % der Kontrollgruppe einen Behandlungserfolg [2].
- Eine weitere Übersichtsarbeit aus Italien berichtet von einer Beseitigung der PI in 20 bis 30 % der Fälle nach Einsatz lokaler AB zusätzlich zur nicht-chirurgischen Behandlung, während der Erfolg bei systemischer AB-Gabe zusätzlich zur Behandlung zwischen 2 und 65 % schwankte. Dabei verbesserten lokale AB v. a. die Erfolgsrate, die Reduktion der Taschentiefe und Bluten nach Sondieren, während systemische AB beim Rückgang der Taschentiefe und dem sondierbaren Attachmentniveau punkteten [3].
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Die Rolle von Antibiotika ergänzend zur nichtchirurgischen PI-Therapie, bleibt ungewiss und kann nach derzeitigem Wissenstand sicher nicht standardmäßig empfohlen werden. |
Quellen
- [1] Polymeri A et al. Non-surgical peri-implantitis treatment with or without systemic antibiotics: a randomized controlled clinical trial. Clin Oral Implants Res 2022, 33(5):548‒557, doi.org/10.1111/clr.13914.
- [2] Blanco C, Pico A, Dopico J, Gándara P, Blanco J, Liñares A. Adjunctive benefits of systemic metronidazole on non-surgical treatment of peri-implantitis. A randomized placebo-controlled clinical trial. J Clin Periodontol 2022, 49(1):15‒27, doi.org/10.1111/jcpe.13564.
- [3] Grusovin MG, Pispero A, Del Fabbro M, Sangiorgi M, Simion M, Stefanini M, Varoni EM. Antibiotics as adjunctive therapy in the non-surgical treatment of peri-implantitis: a systematic review and meta-analysis. Antibiotics (Basel) 2022, 11(12), 1766, doi.org/10.3390/antibiotics11121766.