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  • · Fachbeitrag · Risikofaktoren

    Frühkindliche Karies ‒ die unterschätzte Gefahr

    | Insgesamt ist die Karies auf dem Rückmarsch, erläutert Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni, Universität Marburg. Die verstärkte Polarisierung der Karies führt aber dazu, dass immer weniger Kinder die Mehrheit der Läsionen auf sich vereinigen. So weisen bei den Dreijährigen nur 12 Prozent der Kinder 95 Prozent des Kariesbefalls auf. |

     

    Risikofaktoren für frühkindliche Karies

    Ursache für diese unbefriedigende Situation ist die bereits kurz nach dem Zahndurchbruch auftretende, rasch voranschreitende frühkindliche Karies, die ebenfalls unter dem Begriff „Early Childhood Caries“ bekannt ist. Bei der auch als Nuckelflaschenkaries bezeichnete Erkrankung manifestieren sich neben Plaque, Gingivitis und kreidigweißen (Initial-)Läsionen deutliche kariöse Defekte vornehmlich an den Oberkieferfrontmilchzähnen, die in schweren Fällen auf das Gesamtgebiss übergreifen.

     

    Als Risikofaktoren werden der exzessive Gebrauch der Nuckelflasche mit kariogenen erosiven Getränken nachts, die frühzeitige orale Infektion mit Mutans-Streptokokken und mangelhafte Mundhygiene festgestellt ‒ all dies geht häufig mit einem niedrigen sozioökonomischen Status einher.

     

    Die Häufigkeit liegt bei 10 bis 15 Prozent, in sozialen Brennpunkten steigen die Prävalenzen bis auf 40 Prozent. Diese Durchschnittswerte kaschieren allerdings die reale Kariesverteilung. Die verstärkte Polarisierung der Karies führt dazu, dass ‒ wie bereits eingangs erwähnt ‒ immer weniger Kinder die Mehrheit der Läsionen auf sich vereinigen.

     

    Maßnahmen gegen frühkindliche Karies

    Zur Prävention von frühkindlicher Karies sollten nur wissenschaftlich positiv evaluierte Maßnahmen wie regelmäßige Fluoridapplikationen, Putztrainings sowie Eltern- und Multiplikatorenschulungen eingesetzt werden. Alleinige Mundgesundheitsaufklärungen sind bei der Vermeidung von frühkindlicher Karies häufig nicht erfolgreich.

     

    Aufgrund der Schwere des Problems sind dafür alle möglichen Zugangskanäle auszubauen, fordert Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni. Einerseits sollte die zugehende Gruppenprophylaxe in Kinderkrippen ausgebaut und explizit der gesetzliche Auftrag dazu von drei Jahren auf das erste Lebensjahr abgesenkt werden.

     

    Da auf absehbare Zeit viele Kinder nicht in eine Krippe gehen werden, sollte auch die Frühprophylaxe beim Zahnarzt von zweieinhalb Jahren auf sechs bis acht Monate vorgezogen werden, da viele Kinder bisher mit drei Jahren bereits auf dem OP-Tisch liegen.

     

    Quelle

    • Wissenschaftliche Pressekonferenz der DGZMK, Frankfurt/Main, 8. November 2013
    Quelle: Ausgabe 02 / 2014 | Seite 11 | ID 42493061