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  • · Fachbeitrag · Apothekenentwicklung

    pDL: Eine Bestandsaufnahme zu Akzeptanz, Wirtschaftlichkeit und Potenzial

    von Petra Terhardt, Managing Director Sales NOVENTI Health SE

    | Patienten haben seit Sommer 2022 einen gesetzlichen Anspruch auf fünf pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) in der Apotheke. Mit dem Angebot können Apotheker mit ihrer Expertise einen weiteren wichtigen Beitrag zur Versorgungsqualität im deutschen Gesundheitssystem leisten. Doch wie steht es um die Akzeptanz von Medikationsberatung und Co. in der Apothekerschaft? Wie intensiv werden die pDL bereits genutzt, tragen sie sich wirtschaftlich und bleibt im Arbeitsalltag überhaupt genug Zeit für beratungsintensive Serviceleistungen? |

    Akzeptanz in der Apothekerschaft

    150 Mio. Euro jährlich stellen die Krankenkassen für die Erbringung der pDL im Rahmen eines Fonds zur Verfügung. Dazu verpflichtet sie das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG). Allerdings wurden von den seit 2022 angesparten 300 Mio. Euro nur 5 Prozent an die Apotheken ausgezahlt (DeutschesApothekenPortal: www.iww.de/s11061). Dabei wollten laut einer aposcope-Umfrage vom 15.06.2022 im Juni 2022 bereits 72 Prozent der Apotheker pDL anbieten oder taten es schon. Zahlen von NOVENTI zeigen, dass im März 2024 der Anteil der NOVENTI-Kunden, die pDL abrechnen, bei 29 Prozent lag. Das entspricht einem Anstieg von 10 Prozent innerhalb eines Jahres. Eine weitere Zahl unterstreicht die Bereitschaft der Apotheken, pDL anzubieten: Seit der Einführung haben mehr als die Hälfte, nämlich 54 Prozent der Apotheken, die bei NOVENTI abrechnen, mindestens einmal eine pDL zur Abrechnung eingereicht. Unter den pDL belegt die Inhalatorschulung mit 56 Prozent (Stand März 2024) den Spitzenplatz, gefolgt von der Medikationsanalyse (31 Prozent) und der Blutdruckmessung (13 Prozent).

    Lohnt sich das überhaupt?

    Die Medikationsberatung und die Betreuung von Organtransplantierten sowie bei der oralen Antitumortherapie werden mit 90 Euro am höchsten vergütet. Bei der erweiterten Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung bezüglich der Inhalationstechnik können lediglich 20 Euro abgerechnet werden. Für viele Apotheken stehen benötigte Ressourcen und Vergütung nicht bei allen pDL in einem ausgeglichenen Verhältnis. So gaben in der aposcope-Befragung aus dem Sommer 2022 21 Prozent der Apotheker sowie der PTA an, dass die zu geringe Honorierung aktuell gegen die pDL spreche.

    pDL als Chance sehen

    Laut Apothekenwirtschaftsbericht (ABDA: www.iww.de/s11062) mussten im vergangenen Jahr 497 Apotheken schließen, das entspricht mehr als einer Apotheke pro Tag. Steigende Kosten, der Fachkräftemangel und real sinkende Honorare machen den Apothekern zu schaffen. Die Implementierung von pDL kann diese Herausforderungen nicht lösen. Allerdings gehen mit pDL auch viele Chancen einher. Sie bieten die Möglichkeit, Kunden noch stärker an die Apotheke vor Ort zu binden und sich so beispielsweise von reinen Versandapotheken abzugrenzen. Durch den persönlichen Kontakt gewinnt die Apotheke das Vertrauen der Patienten, dass eine medikamentöse Betreuung durch eine Apotheke vor Ort sinnvoll und wichtig ist, was gleichzeitig die Therapiesicherheit bei den Patienten erhöht.

    Die pDL im Kontext der Digitalisierung

    Immer mehr Prozesse in der Apotheke werden digitalisiert und verringern so den Verwaltungsaufwand. Moderne Warenwirtschaftssysteme verschaffen den Apotheken mehr Zeit, sodass das pharmazeutische Personal den Fokus wieder auf die persönliche und kompetente Betreuung seiner Patienten legen kann. Viele Patienten wünschen sich beispielsweise, ihre Anliegen in einer vertraulichen Atmosphäre besprechen zu können. Mithilfe eines entsprechenden Mobilgeräts kann die Beratung auch bequem in einem separaten Beratungsraum mit vollem Zugriff auf die notwendigen Daten erfolgen. Auch im Bereich der Kundenansprache unterstützen fortschrittliche Warenwirtschaftssysteme die Apotheken. Sie helfen, potenzielle Kandidaten für die Blutdruckmessung oder die Inhalatorschulung datengestützt zu finden. Ebenso begleiten sie die durchführenden Apotheker bei der Medikationsanalyse mit dem Zugriff auf die Informationen des Warenwirtschaftssystems.

    Ausblick: Attraktivitätssteigerung von pDL

    Um den Erfolg und die Akzeptanz der pDL zu erhöhen, sind verschiedene Anpassungen denkbar. So könnte beispielsweise die Vergütung erhöht werden, um einen Anreiz für die Erweiterung des eigenen Angebots zu schaffen. Eine bessere Honorierung würde zu einer früheren Kostendeckung führen und wäre somit lukrativer für die Apotheken. Eine weitere Überlegung könnte sein, zusätzliche pDL zuzulassen, da der Fonds mit 150 Mio. Euro pro Jahr reichlich gefüllt und bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Denkbar wäre ein Impfpass-Check mit Impfberatung für Erwachsene oder ein Basis-Gesundheitscheck. Die erhobenen Daten wie Body-Mass-Index (BMI), Blutzucker oder Blutdruck könnten dokumentiert und an einen vom Kunden benannten Arzt übermittelt werden. Vorstellbar wäre auch das Angebot erweiterter Anwendungsberatungen für erklärungsbedürftige Arzneimittel wie Augentropfen. Dies würde zwar den Arbeitsaufwand erhöhen, gleichzeitig aber bei angemessener Honorierung die Attraktivität der pDL steigern.

     

    FAZIT | Im zukünftigen Leistungsspektrum der Apotheken können pDL ein wichtiges Puzzleteil sein. Sie stärken die Kundenbindung und machen die Vor-Ort-Apotheke einmal mehr zu einer wichtigen Anlaufstelle für eine gesundheitliche Beratung. Die pDL leisten gerade in strukturell benachteiligten Regionen einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung und helfen der Vor-Ort-Apotheke, sich von reinen Versandapotheken abzuheben.

     
    Quelle: Ausgabe 09 / 2024 | Seite 5 | ID 50069632