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  • · Fachbeitrag · Beratung in der Apotheke

    Erfolg durch Empathie: Wie Sie Kunden mit Burn-out und Erschöpfung in der Apotheke gut beraten

    von Dr. Doortje Cramer-Scharnagl, Edewecht

    | Die Deutschen werden immer erschöpfter: Bei einer repräsentativen Umfrage im Juli 2023 gaben 52,8 Prozent der Befragten an, sich erschöpft zu fühlen ( www.iww.de/s10782 ). Das spiegelt sich auch im Apothekenalltag wider, in dem die Beratung bei Erschöpfung und Burn-out zunehmend eine Rolle spielt. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie durch fachkundige Unterstützung nicht nur helfen, sondern Kunden auch langfristig binden können. |

    So sieht die Zielgruppe der „Erschöpften“ aus

    Von starker Erschöpfung sind laut Umfrage vor allem die 18- bis 64-Jährigen betroffen, insbesondere die 30- bis 49-Jährigen. Mit dem Renteneintritt sinkt die Zahl der Betroffenen deutlich ‒ kein Wunder, ist doch die Arbeitsbelastung der drittwichtigste Grund für Abgeschlagenheit. Als noch kraftraubender schätzten die Befragten nur die aktuelle politische Situation und ‒ als Grund Nr. 1 ‒ gesundheitliche Beschwerden ein. Frauen fühlen sich erschöpfter als Männer, Eltern mehr als Menschen ohne Kinder, Ledige mehr als Verheiratete.

    Fachkompetenz und detektivisches Gespür sind gefragt

    Es ist ein großer Unterschied, ob Sie einen Menschen vor sich haben, der

    • durch dauerhafte Überlastung ausgebrannt ist,
    • lähmende Müdigkeit nach einer Virusinfektion empfindet,
    • bei einer Depression unter Antriebslosigkeit leidet oder
    • aufgrund akuter Sorgen nicht mehr schlafen kann.

    Wenn Sie die Frage „Haben Sie etwas gegen Erschöpfung?“ hören, ist es deshalb besonders wichtig, zunächst gezielt die genauen Symptome und Umstände zu erfragen.

     

    PRAXISTIPP | Empathie, ausreichend Zeit und gezielte Fragen sind das A und O bei der Beratung von Menschen, die unter Erschöpfungszuständen leiden. Vergessen Sie dabei aber nicht eine der häufigsten Ursachen für die Beschwerden: (Arbeits-)Überlastung. Vielleicht steht Ihr Kunde beim Apothekenbesuch unter großem Zeitdruck. Dann ist eine schnelle, aber ebenso fundierte Beratung gefragt, ohne ihn mit Informationen zu überfrachten.

     

    Erfragen Sie die Umstände der Beschwerden

    Folgende Fragen können Ihnen helfen, herauszufinden, was in der Situation angezeigt ist ‒ z. B. eher ein ein- bzw. durchschlafförderndes oder ein stimmungsaufhellendes Mittel, ein Beruhigungsmittel für den Tag, ein Adaptogen, ein Nährstoffpräparat oder auch eine antientzündliche Therapie:

     

    • Was haben Sie bisher gegen die Erschöpfung unternommen?
    • Waren Sie damit bereits beim Arzt?
    • Seit wann sind Sie so müde?
    • Vermuten oder kennen Sie einen bestimmten Grund für Ihre Müdigkeit?
    • Wie gut schlafen Sie?
    • Bessert sich die Erschöpfung durch Ruhephasen?
    • Ist Ihr Alltag durch die Erschöpfung beeinträchtigt? Wenn ja, wie sehr?
    • Verschlechtern sich die Symptome nach einer Belastung stark?
    • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja, welche?
    • Haben Sie begleitende Beschwerden, z. B. im Magen-Darm-Bereich?
    • Gibt es Besonderheiten bei Ihrer Ernährung?

     

    PRAXISTIPP | Weisen Sie darauf hin, dass die Ursachen anhaltender, schwerer Erschöpfung unbedingt abgeklärt werden müssen! Empfehlen Sie Kunden mit starker Abgeschlagenheit, ärztliche oder psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

     

    Erfragen Sie die Therapiepräferenzen Ihres Kunden

    So vielfältig die Ursachen für Erschöpfung sein können, so unterschiedlich sind auch die Präferenzen der Kunden hinsichtlich der Therapieform. Fragen Sie, ob bzw. mit welchen Präparaten schon gute Erfahrungen gemacht wurden. Erläutern Sie möglichst auch die Wirkprinzipien unterschiedlicher Therapieangebote: je größer das Vertrauen in Ihren Vorschlag, desto größer die Compliance und der Therapieerfolg ‒ und damit die Bindung an Ihre Apotheke.

     

    PRAXISTIPP | Befragen und beraten Sie Kunden, die bereits mit einem ärztlichen Rezept in die Offizin kommen, ebenso gründlich. In vielen Arztpraxen fehlt die Zeit, sich um mögliche Begleitaspekte einer Erschöpfung zu kümmern. Ihre Fachkompetenz ermöglicht dann entsprechende Zusatzempfehlungen.

     

    Bieten Sie weitergehende und vorbeugende Beratung an

    Weisen Sie im Rahmen Ihrer Beratung auch auf nichtmedikamentöse Maßnahmen hin, die bei Erschöpfung helfen können. Dazu gehören z. B. Entspannungstechniken wie autogenes Training, Achtsamkeitsübungen oder Meditation sowie Bewegung und gesunde Ernährung. Einen echten Zusatznutzen können Sie Ihren Kunden mit allgemeinen Tipps gegen Erschöpfung bieten, die Sie auf Ihrer Homepage zur Verfügung stellen. Diese können sich die Kunden auch in Ruhe zu Gemüte führen, wenn sie in der Apotheke keine Zeit oder Kraft für das Thema haben.

     

    Nicht zuletzt ist die „Volkskrankheit Erschöpfung“ in den letzten Jahren hinsichtlich postviraler Beschwerden in den Fokus der Wissenschaft geraten. Darum kann es ratsam sein, Kunden mit Virusinfektionen auf die möglichen Folgen der Erkrankung hinzuweisen, ihnen Tipps zu geben und im Falle von Beschwerden einen frühzeitigen Arztbesuch zu empfehlen. So unterstützen Sie optimal und stärken die Kundenbindung.

    Quelle: Ausgabe 02 / 2025 | Seite 5 | ID 50010877