· Fachbeitrag · Personal
Drehen Sie den Spieß um: So bewerben Sie sich erfolgreich bei Ihren künftigen Mitarbeitern
von Mona Schöffler, Demografieberaterin, Berlin, www.demografieberatung-bs.de
| Absolventen haben die Auswahl bei der Stellensuche, der Bewerbermarkt ist ein Angebots-, kein Nachfragemarkt ‒ das gilt auch für die Apothekenbranche. Hier ist also ein Umdenken gefragt: Bewerben Sie sich bei Ihren künftigen Mitarbeitern und gewinnen Sie so qualifiziertes Fachpersonal für Ihre Apotheke. Die größten Chancen bieten Ihnen Online-Jobbörsen und die eigene Karrierewebseite. |
Bewerberorientierung im Bewerbungsprozess
Aufforderungen wie die folgende sollten der Vergangenheit angehören: „Bitte schicken Sie uns Ihren Lebenslauf und ein Motivationsschreiben, in dem Sie sich kurz vorstellen und begründen, weshalb wir der passende Arbeitgeber für Sie sind.“ Mehr Bewerberorientierung im Bewerbungsprozess ist aber auch aus einem anderen Grund dringend notwendig: Die Digitalisierung verändert unsere Wahrnehmung und Verhaltensweisen. Gerade jüngere Bewerber übertragen Erwartungen und Erfahrungen aus Online-Käufen auf den Bewerbungsprozess: Übersichtliche Informationsangebote, einfache Bedienbarkeit und Reaktionsschnelligkeit sind wesentliche Anforderungen, denen sich Personalverantwortliche in Apotheken stellen müssen.
Bevor Sie eine Stelle besetzen können, muss diese von potenziellen Bewerbern gefunden werden. Und das ist mittlerweile am häufigsten im Internet: Laut einer Studie der Zeitschrift Personalwirtschaft erfolgen 65 Prozent der Bewerbungen für Gesundheitsberufe über Jobportale, gefolgt von Bewerbungen über die unternehmenseigene Karriereseite mit 22 Prozent.
Online-Jobbörsen als bewerbungsstärkste Recruitingkanäle
Branchenübergreifende, bundesweite Stellenportale sind z. B. StepStone, Monster oder die Jobbörse der Arbeitsagentur. Branchenbezogene Jobbörsen sind die Stellenbörsen der Apothekerkammern, das Stellenportal JOBPHARM des Deutschen Apothekerverlags oder auch apothekenjobs.de. Jobsuchmaschinen lesen Jobangebote von einer Vielzahl von Jobbörsen, Personaldienstleistern und Karrierewebseiten aus. Auf der Metasuchmaschine Indeed können Sie als Apotheke kostenlos Stellenanzeigen schalten. Andere Metasuchmaschinen sind kimeta oder die Jobbörse des Karrierenetzwerks XING.
„Google for Jobs“ auf dem Vormarsch
Derzeit ist die Jobsuchmaschinen-Welt jedoch im Umbruch, denn seit Mai 2019 ist „Google for Jobs“ in Deutschland auf dem Markt. Wenn Sie in der Google-Suchmaske die Begriffe „Apotheker“ und „Stelle“ eingeben, erscheint unterhalb der Anzeigen eine blaue Google-Box, ähnlich wie bei der Suche nach Flügen oder Restaurants. Die Informationen holt Google sich aus dem Netz, d. h. von Karrierewebseiten, und von Kooperationspartnern wie dem Karrierenetzwerk XING oder der Stellenbörse Monster.
PRAXITIPP | Damit Ihre Stellenanzeige in dem blauen Kasten erscheint, ist eine Optimierung der eigenen Karrierewebseite bzw. der Stellenanzeigen nach den Ranking-Kriterien von Google notwendig. Diese sind nutzerorientiert, d. h. Informationen, die für Nutzer relevant sind, werden höher gewichtet. |
Die relevanten Ranking-Kriterien sind:
- Aktualität: Das Datum der Stellenveröffentlichung ist wichtig, aktualisieren Sie daher Ihre Stellenanzeigen regelmäßig.
- Standort: Der Arbeitsort muss angegeben sein, nur so kann Google die Fahrzeit berechnen. Das ist für Bewerber ebenfalls ein wichtiges Entscheidungskriterium.
- Arbeitszeit: Angaben wie Voll-/Teilzeit- oder Gleitzeitregelungen sind wichtige Stichworte, denn Bewerber wünschen sich Informationen und Transparenz. Das gilt auch für den nächsten Punkt.
- Gehalt: In Ländern wie den USA oder Österreich ist es normal, dass ein Gehalt oder eine Gehaltsspanne genannt wird. Für Bewerber ist es eines der wichtigsten Kriterien ‒ allein aus diesem Grund werden Unternehmen, die Gehälter nennen, im Ranking bevorzugt werden.
Pflichtprogramm Karrierewebseite
Neben den Online-Jobbörsen ist die Karrierewebseite der häufigste Bewerbungsweg.
Auch Kandidaten, die durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder einen Aushang auf Sie aufmerksam werden, werden einen Blick auf Ihre Online-Präsenz werfen. Dort haben Sie unter der Rubrik „Karriere“ die erste (und manchmal einzige) Chance, deutlich zu machen, warum ein potenzieller Bewerber bei Ihnen arbeiten sollte. Daher sollte Ihre Karriereseite gut auffindbar sein:
- Nennen Sie Ihre Homepage in der Stellenanzeige, um Bewerbern dort mehr Informationen zu bieten.
- Verstecken Sie Ihr Karriereportal und offene Stellenangebote nicht in einem Untermenü oder am Fuß der Homepage. Am besten ist ein eigener Reiter in der oberen oder seitlichen Menüleiste.
- Prüfen Sie auch die mobile Optimierung Ihrer Webseiten, denn eine verzerrte Darstellung auf dem Smartphone, mühsames Hin- und Herschieben des Textes oder zu kleine Schaltflächen können zu einem Abbruch der Bewerbung führen.
Apotheke als Arbeitgeber darstellen
Im Karrierebereich stellen Sie Ihre Apotheke als Arbeitgeber vor ‒ nicht Ihre Dienstleistungen. Schaffen Sie durch Bilder, Videos, Erfahrungsberichte oder Mitarbeiterzitate persönliche Einblicke in die Unternehmenskultur. Dadurch wird Ihr Auftritt authentisch und glaubwürdig. Machen Sie deutlich, welche Vorteile Sie als Arbeitgeber konkret bieten:
- Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf, Work-Life-Balance (Anzahl Notdienste, Arbeitszeitmodelle etc.)
- Gehalt und finanzielle Sonderleistungen (Zuschläge, Boni)
- Betriebliches Gesundheitsmanagement (konkrete Maßnahmen nennen)
- Fort- und Weiterbildungen: Welche thematischen Schwerpunkte oder Spezialisierungen gibt es?
Nennen Sie auf jeden Fall einen persönlichen Ansprechpartner ‒ am besten mit Foto sowie verschiedenen Kontaktwegen (Telefon, E-Mail, Adresse und ggf. Social-Media-Kontakt).
PRAXISTIPP | Schauen Sie sich einmal im Internet um, wie Karrierewebseiten anderer Apotheken, aber auch von Unternehmen wie Krankenhäusern oder Pharmafirmen aussehen, mit denen Sie um Bewerber konkurrieren. Welche Ideen gefallen Ihnen? Welche Bewerbungswege sind einfach, übersichtlich und ansprechend gestaltet? Auf diese Weise finden Sie bestimmt noch Optimierungspotenzial und werden (noch) attraktiver für Bewerber. |
Weiterführender Hinweis
- In einem Folgebeitrag berichtet AH darüber, wie Sie Ihre Stellenanzeigen bewerberorientiert und suchmaschinenoptimiert formulieren.