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  • 30.03.2009 | Apothekenentwicklung

    Stehen Apothekenkooperationen
    vor einer Trendwende?

    von Apotheker Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

    Mit dem Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz - GMG) 2004 hielten Versandhandel, Filialen, Preisfreigabe im OTC-Segment, Einzelverträge und „neue Versorgungsformen“ Einzug in den Apothekenmarkt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt begann die Stunde der Kooperationen. Mit DocMorris, anderen Systempartnerschaften und der Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen das Fremdbesitzverbot wurde das Thema „Apothekenketten“ brisant. Heute zeichnen sich jedoch wieder ganz andere Entwicklungen ab, die einen bedeutenden Teil des derzeitigen Kooperationsgeschäftes auf die Probe stellen. Haben Kooperationen unter diesen Vorzeichen eine Zukunft?  

    Systembedingte Ambivalenz

    Schon ganz unvoreingenommen betrachtet wohnt dem Apothekenkooperationsgedanken eine Portion Zwiespältigkeit inne:  

     

    • Einerseits verteidigen die Apotheken das Fremdbesitzverbot und wollen keinerlei Einmischung von außen. Apotheker/innen sehen sich als „freie Berufe“ und halten die Individualität hoch.
    • Andererseits hat sich eine beachtliche Zahl von Apotheken unter das Dach verschiedener Zusammenschlüsse begeben. Einige treten offensiv und öffentlichkeitswirksam mit eigener „Dachmarke“ neben dem Apotheken-A auf. Manche bekennen sich mehr oder weniger offen dazu, an einer Vorstufe zur Kette teilzuhaben.

    Gründe für eine Kooperation

    Betrachtet man die Gründe, warum bereits viele Apotheken Kooperationen beigetreten sind, stößt man auf folgende Erklärungen:  

     

    • Weit oben rangieren ökonomische Motive: Gewinn steigern und von besseren Einkaufskonditionen profitieren.
    • Gleichauf liegt bei vielen eine Portion Zukunftsangst vor dem, was passiert, falls die Ketten kommen, und die Frage, ob die einzelne Apotheke dann noch allein bestehen kann.
    • Auch das Thema der möglichen Einzelverträge mit Kostenträgern bereitet vielen Kollegen Unbehagen und lässt sie in Kooperationen Schutz suchen.
    • Ein weiterer Grund liegt in der „Bequemlichkeit“, weil die Kooperation den Druck von Flyern abnimmt, Angebotsaktionen vorbereitet, Kundenbindungsinstrumente entwickelt und durch eine Zentralregulierung des Einkaufs Arbeit im Betrieb einspart.
    • Weiterhin spielt der (kluge) Gedanke eine Rolle, besser und kompetenter als andere sein zu wollen und den Wettbewerb schwerpunktmäßig über die Qualität zu führen. Einige spezielle Kooperationen legen ihren Schwerpunkt deshalb gezielt auf besondere Dienstleistungen, Qualifikationen, Produktangebote, alternative Heilmethoden und anderes, das nicht jeder bieten kann.

    Bewertung der Beitrittsmotive

    Gerade der letzte Punkt trägt viele Erfolgskeime in sich: Der Zusammenschluss geschieht, um qualitativ bessere Angebote zu machen, die der Einzelne aufgrund hoher Vorausinvestitionen so nicht leisten kann.