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    Das Fenster zum Datenhof ‒ wenn Standardsoftware emsig Daten sammelt

    Bild: © i-picture - stock.adobe.com

    von Rechtsanwaltsfachangestellter Christian Noe, B. A., Leipzig

    | Bequemlichkeit gegen Daten. Wer kostenlose Software und Apps nutzt, bezahlt mit der Währung des digitalen Zeitalters: Daten und damit persönliche Angaben zu Kontakten, Hobbys oder Konsumverhalten. Aber wie viele Daten werden eigentlich bereits durch Standardsoftware gesammelt, die ohnehin auf fast jedem PC steckt? |

    Datenheißhunger bei Windows 10

    Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat sich das Betriebssystem Windows 10 von Microsoft genauer angeschaut. Ergebnis: Das Betriebssystem sendet umfangreiche System- und Nutzungsinformationen an den Hersteller. „Eine Unterbindung der Erfassung und Übertragung von Telemetriedaten durch Windows ist technisch zwar möglich, für Anwender aber nur schwer umzusetzen“, so das BSI. Zudem hätten weiter installierte Programme wie der Browser Internet Explorer und die Office-Suite von Microsoft die Möglichkeit, auch allein Telemetriedaten zu erfassen und an den Hersteller zu versenden.

    „Sammelwut von Programmen wird unterschätzt“

    Dass das aktuelle Betriebssystem von Microsoft besonders fleißig datenhungrig ist, war von unterschiedlichen Experten häufig zu hören. Es zeigt, dass die Sammelwut von Programmen längst nicht auf Zusatzangebote beschränkt ist, wie man sie sich mittels Freeware oder Apps auf dem Rechner oder Smartphone freiwillig in die digitale Komfortzone holt, sondern sie auch mittels Software geschieht, um die gewöhnliche Anwender kaum herumkommen. Dr. Sven Abels, Geschäftsführer beim Softwareunternehmen Abelssoft, das das Tool Win10 PrivacyFix entwickelt hat, erläutert ein paar Hintergründe dazu.

     

    Frage: Wird der Faktor Datensammeln bei weit verbreiteter Verbrauchersoftware wie allgegenwärtigen Betriebssystemen unterschätzt?

     

    Antwort: Ja. EU-Kommissarin Meglena Kuneva erkannte schon 2009, dass Daten „das neue Öl“ sind, da sie für Firmen einen hohen Wert aufweisen und es ihnen ermöglichen, die eigenen Dienste besser zu personalisieren sowie dem Nutzer anzubieten. Daran ist per se zwar noch nichts auszusetzen, jedoch gehen gerade in Deutschland viele Anwender eher sorglos mit eigenen Daten um und unterschätzen die Potenziale, die große Firmen wie Microsoft, Google, Amazon oder Facebook durch die Ansammlung einzelner Datenpunkte haben. So wissen Amazon oder Facebook oft besser, was eine Person interessiert, als deren beste Freunde.

     

    Frage: Ist das Betriebssystem Windows 10 von Microsoft hier ein Sonderfall, der intensiv sammelt, oder ist häufiger zu beobachten, dass solche Software im Hintergrund agiert?

     

    Antwort: Leider ist Microsoft mit Windows 10 hier kein Sonderfall. Windows 10 wird nur sehr gerne als besonders sichtbares und prominentes Beispiel genannt. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Microsoft diese „Sammelwut“ in den eigenen Betriebssystemen von Versionsnummer zu Versionsnummer weiter angezogen hat. Einen Unterschied zu anderen großen Firmen wie z. B. Amazon gibt es jedoch: In der Praxis nutzen sehr viele Nutzer Microsoft und dadurch, dass es sich bei Windows 10 um ein Betriebssystem handelt, kann man die Sammelwut schwerer umgehen als z. B. die von Amazon.

     

    Frage: Welche Probleme sehen Sie für die Wirtschaft angesichts von Industriespionage und damit einhergehenden Gefahren, dass Fertigungsprozesse oder Firmenstrategien durch die digitale Hintertür ausgeforscht werden?

     

    Antwort: Die Industrie wird sich langfristig leider an eine Situation gewöhnen müssen, bei der sich nicht nur externe Hacker oder direkte Konkurrenten Daten aneignen. Stattdessen sieht sie sich nun zusätzlich der Situation ausgesetzt, dass auch die großen Internetkonzerne wie Google oder Microsoft immer mehr Daten sammeln. Da mittlerweile auch dank Industrie 4.0 kein großes Unternehmen mehr ohne das Internet auskommt, gelangen viele Daten fast aller Mitarbeiter eines Unternehmens früher oder später zu den großen EU-Unternehmen. Es ist daher in Zukunft von großer Bedeutung, im IT-Sicherheitsumfeld eine hohe Kompetenz auf- bzw. auszubauen.

     

    MERKE | Eine im August 2018 veröffentlichte Studie der Vanderbilt University verglich die Sammelaktivitäten der Betriebssysteme Android und iOS, wobei Android deutlich häufiger Daten abfragen soll und der Browser Chrome dabei als wichtiger Datenlieferant dient.

     

    Weiterführende Hinweise

    Quelle: ID 45643699