Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Dienstleistungen

    „Juristische Verlage werden sich als Informationsanbieter verstehen“

    Bild: © Ivan Traimak - stock.adobe.com

    von Rechtsanwaltsfachangestellter Christian Noe, B. A., Leipzig

    | Die Digitalisierung hat die Arbeit der Verlage und Redaktionen massiv verändert. Wie sehen die Folgen insbesondere für juristische Anbieter aus? In welcher Rolle sehen sich die Verlage und wie sehen die Angebote der Zukunft aus? Ein Blick nach Österreich auf den MANZ Verlag liefert ein interessantes Bild. DR sprach mit der geschäftsführenden Gesellschafterin Susanne Stein-Pressl über Trends und Zukunftsfragen der Verlagswelt sowie den Digitalisierungsschub in Österreich in den 90er-Jahren. |

     

    Frage: Wie bewerten Sie die Marktlage für juristische Verlage? Beobachten Sie Tendenzen zu Konzentrationsprozessen und besondere Trends?

     

    Antwort: Die Marktlage für juristische Verlage war im deutschsprachigen Raum zuletzt grundsätzlich stabil. Allerdings gehen wir davon aus, dass der Markt hier in Österreich nicht wächst, sodass sich jedes neue Produkt letztlich in einem Verdrängungswettbewerb behaupten muss.

     

    Nach einer großen Konzentrationswelle in den 1990er-Jahren sind die Marktverhältnisse jetzt recht konstant. Dabei ist allerdings zu beachten, dass seitens der Kunden immer größere Anforderungen an die digitale Leistungsfähigkeit der Verlage gestellt werden. Um in diesem Konzert bestehen zu können, bedarf es einer gewissen Mindestgröße. Der situationsbedingte Trend zum Homeoffice wird diese Entwicklung sicher noch verstärken. Der mit Abstand größte Marktteilnehmer in Österreich ist das RIS, das Rechtsinformationssystem des Bundes. Daneben finden zusätzliche Gratisangebote kaum Platz.

     

    Frage: Wie ist Ihr Verlag digital aufgestellt?

     

    Antwort: MANZ setzt seit mehr als 20 Jahren auf Eigenentwicklungen und betreibt seine Lösungen auch selbst. Neben der marktführenden RDB Rechtsdatenbank finden die Kunden Software für den elektronischen Rechtsverkehr, diverse Registerdienste ‒ z. B. Firmenbuch, Grundbuch ‒ oder jüngst auch eine sichere Cloudlösung für Anwälte. Insgesamt erwirtschaftet MANZ mehr als 50 Prozent der Umsätze im Digitalgeschäft. Die aktuellen Einschränkungen durch COVID-19 haben im Bereich des Publishing zu einer Online-First-Strategie geführt, die von den Kunden auch gern angenommen wird.

     

    Frage: Spüren Sie die digitale Kluft, was die Kundenwünsche jüngerer und älterer Juristen angeht?

     

    Antwort: Bislang war Digitalisierung in der Rechtsbranche eher kein Generationenthema. Durch das mehr oder minder erzwungene Homeoffice bzw. Homestudying erwarten wir eine nachhaltige Veränderung. Man muss aber sagen, dass österreichische Juristen durch den enormen Digitalisierungsschub, der von der Justiz schon seit den 1990er-Jahren ausgeht, wesentlich besser auf die jetzige Situation vorbereitet waren als etwa ihre deutschen Kollegen.

     

    Frage: Mit welchen Innovationen werden sich juristische Verlage in Zukunft behaupten können oder müssen?

     

    Antwort: Mit Sicherheit werden sich juristische Verlage behaupten; sie werden sich allerdings als Informationsanbieter verstehen. Das Konzept der qualifizierten Beschaffung, Veredelung und Verbreitung von Fachinhalten ist ja medienunabhängig und der Bedarf nach der Garantenfunktion anerkannter Verlage steigt mit der Menge des frei verfügbaren Contents.

     

    Selbstverständlich entstehen neue Wettbewerbssituationen, wenn man sich z. B. ansieht, wie viele Inhalte es heute gratis gibt. Die Entwicklungen in den Ländern sind hochgradig unterschiedlich und stark von der lokalen Rechtsordnung sowie dem anwaltlichen Berufsrecht geprägt. Sicherlich gibt es auch in Österreich Bestrebungen, das immer größere Volumen an Inhalten durch maschinelle Methoden für den User besser zu erschließen. Hier gibt es natürlich Vorbilder, beispielsweise in den USA oder in Großbritannien. Die geringe Marktgröße Österreichs könnte sich hier bremsend auswirken und auch die Knappheit an dafür qualifizierten Fachkräften ist ein Hemmschuh.

     

    Frage: Welche Bedeutung hat Social Media für juristische Verlage?

     

    Antwort: Als Fachverlag haben wir den Vorzug, zu sehr vielen unserer Kunden eine direkte Beziehung zu pflegen. Das erstreckt sich auch auf die sozialen Netzwerke. Derzeit konzentrieren wir uns sehr auf LinkedIn, wo unsere Zielgruppen ‒ und hier vor allem Anwältinnen und Anwälte ‒ am häufigsten vertreten sind und wo wir sehr erfolgreich mit ihnen interagieren. Den Jurastudenten sowie Leserinnen und Lesern unserer Rechtsratgeber begegnen wir auf Facebook, auch hier mit sehr schöner Resonanz. Zudem sind wir auf Xing, Twitter und YouTube vertreten.

     

    Frage: Welche Perspektiven sehen Sie für Printprodukte und Serien? Häufig wird es schwierig, wenn Printprodukte mit niedrigerer Auflage produziert werden und die Kosten steigen.

     

    Antwort: Diese Gleichung stimmt für uns so nicht. Die Preise für Printprodukte entwickeln sich gemäß der gängigen Teuerungsraten. Derzeit ist diesbezüglich auch keine Änderung der Unternehmensstrategie geplant, zumal wir davon ausgehen, dass die Nachfrage nach gedruckten Fachinformationen auf Sicht bestehen bleiben wird.

     

    Weiterführende Hinweise

    • Der MANZ Verlag ist Österreichs Marktführer für Rechtsinformation. Der Verlag ist mit Printprodukten, Onlineangeboten und App-Lösungen breit aufgestellt.
    Quelle: ID 46534801