· Fachbeitrag · Barrierefreiheit
Mandanten bei Umbaumaßnahmen richtig beraten
von Rechtsanwaltsfachangestellter Christian Noe B.A., Leipzig
| Oft müssen kranke oder ältere Mandanten ihre Wohnung altersgerecht anpassen oder nach einem Unfall ihr Fahrzeug umrüsten. Häufig wird auch der Rechtsanwalt dabei um Rat gefragt. Der Beitrag zeigt, wie Sie Ihre Mandanten bei der Planung unterstützen, auf nützliche Hilfsangebote hinweisen und so insbesondere ältere Mandanten an sich binden. |
1. Wer berät konkret?
Ideen und Planungen zu Inklusion sowie der demografische Wandel verändern die Gestaltung von z.B. Behörden, Bibliotheken oder Krankenhäusern und sorgen für immer mehr barrierefreie Infrastruktur wie Aufzüge, Rampen oder sanitäre Anlagen. Dementsprechend existieren zahlreiche Beratungs- und Kontaktstellen als Ansprechpartner. In der folgenden Checkliste sind die wichtigsten von ihnen aufgeführt:
Checkliste / Diese Anlaufstellen unterstützen |
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Wichtig | Nutzt Ihr Mandant die öffentlichen Verkehrsmittel? Dann sollte frühzeitig recherchiert werden, wie nahe gelegene Haltestellen gestaltet sind und welche Einstiegshilfen zur Verfügung stehen (z.B. Rampen in Bussen oder auch behindertengerechte Haltestellen mit erhöhten Bürgersteigen, die das Einsteigen insbesondere auch mit einem Rollator erleichtern). Hinweise hierzu erfahren Sie meist direkt bei den Verkehrsverbünden oder landesrechtlichen Informationsseiten (in Nordrhein-Westfalen z.B. bei der Agentur Barrierefrei, ab-nrw.de).
In diesem Zusammenhang ist ebenso zu prüfen, ob Ihr Mandant als schwerbehinderter Mensch kostenlos reisen kann (auf Antrag Erteilung der Merkzeichen G, aG, H, Gl und Bl im Schwerbehindertenausweis). Wichtig auch: Der Mandant kann zur Unterstützung eine Begleitperson im Nahverkehr kostenlos mitnehmen, wenn zusätzlich das Merkzeichen „B“ erteilt wird.
2. Hausarzt und Kliniken einbeziehen
Unbedingt sind Haus- oder behandelnde Ärzte in die Planungen einzubeziehen, denn Unfallfolgen oder Krankheitsverläufe sind für Laien schwer einschätzbar. Mitunter werden teure Umbauten vorgenommen, die nach nur ein oder zwei Jahren nicht mehr ausreichend sind, da sich der körperliche Zustand verändert oder Krankheiten weiter vorangeschritten sind. Prognosen und Erfahrungswerte von Ärzten und Reha-Medizinern helfen, den Bedarf im Wohnumfeld langfristig abzuschätzen. Erörtern Sie ferner mit Architekten, ob notwendige Umbauten vergleichsweise einfach oder mit wenig Aufwand zu späteren Zeitpunkten neu anzupassen sind.
Nach Auskunft des Barrierefrei Leben e.V. beziehen sich die meisten Anfragen auf den Aus- und Umbau von Bädern. Gerade hierzu werden Sie dort fachkundigen Rat erhalten. Der Online-Badplaner in 3D-Perspektive auf einfach-teilhaben.de unterstützt anschaulich Umbaupläne.
Beachten Sie | Nehmen Sie Ihren Mandanten gezielt Ängste vor hohen Ausgaben oder umfangreichen Baumaßnahmen. Eine Wohnungsanpassung bedeutet nicht zwangsläufig Umbau. Häufig genügen überschaubare kleinere Veränderungen wie Haltegriffe, Rollrampen oder spezielle Sitzvorrichtungen. Und dank eines steigenden Bedarfs treibt auch die Industrie innovative Ideen und bezahlbare Lösungsansätze voran.
Checkliste / Hierauf ist der Mandant hinzuweisen |
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Berücksichtigen Sie bei der Beratung drei Säulen: Ermitteln Sie zunächst den aktuellen Bedarf konkret und berücksichtigen Sie vorausschauend auch Problemfelder, die erst in der Zukunft zum Tragen kommen. Gehen Sie nach dieser Checkliste vor:
Checkliste / Barrierefreiheit: In drei Stufen richtig beraten | ||
Bedarfsermittlung | Planung | Zukunft |
Wie wohnt der Mandant zurzeit? | Zweigleisig prüfen: Förderprogramme des Landes und Bundes | Welche Kosten fallen für Wartung und Pflege der Umbauten und Lösungen an? |
Welche Einschränkungen liegen vor? | KfW-Darlehen (Programm Altersgerecht Umbauen) | Prüfen, ob Wartungs- und Termine einzuhalten sind |
Einbezug von Hausarzt und Kliniken | Enge Abstimmung mit Wohnungsberatungsstelle | Ärzteauskunft: Welche weiteren Umbauten könnten wann notwendig werden? |
Mit welchem Krankheitsverlauf ist zu rechnen? | Ergänzend Organisationen, wie Barrierefrei Leben e.V., in die Planung einbeziehen | Künftige Umbauten, die dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit dienen, werden gegebenenfalls von der Krankenkasse oder Berufsgenossenschaft übernommen (Fördermöglichkeiten unter iww.de/sl504) |
Einschätzung von Verwandten und Freunden einholen | Bauzeit von Anpassung und Umbauten schätzen lassen | |
Was wünscht der Mandant? | Baupläne und Architektenplanung durch unabhängigen Dritten sichten lassen | |
Welche Tätigkeiten fallen dem Mandanten schwer oder sind nur aufwendig möglich? | Baubeginn erst dann, wenn Finanzierung gekl"ärt ist, Förderanträge oder Kredite bewilligt wurden | |
Mietwohnung: Vor Umbau Umzug in Erdgeschosswohnung überlegen, sofern kein Aufzug vorhanden |