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  • 01.08.2004 | Leserforum

    Eingriff in Entscheidungskompetenz des Chefarztes durch klinische Behandlungspfade?

    Zu unserem Beitrag "Was Sie über klinische Behandlungspfade wissen sollten" im "Chefärzte Brief" Nr.  6/2004 schreibt Privatdozent Dr. med. D. Baranowski, Chefarzt der Abteilung Unfall-, Gelenk- und Handchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Bethesda in Mönchengladbach:

    "Krankenhausleitungen werden immer versuchen, den betriebswirtschaftlichen Druck auf die Chefärzte umzulenken. Um ... noch vorhandene Rationalisierungspotentiale aufzuspüren, muss also die Verwaltung versuchen, Einblick zu erlangen in medizinisch notwendige Abläufe. Da sie diese Abläufe in aller Regel nicht kennt, sind klinische Behandlungspfade gerade recht, in Kurzform medizinisches Wissen von den primären Leistungserbringern (Ärzte, Schwestern...) zu den sekundären Leistungserbringern (Verwaltungsangestellte) zu transportieren.

    Dies dient vorrangig dem Zweck, das Machtgefüge weiter zu Lasten der Chefärzte und zu Gunsten der Verwaltung zu ändern. Insofern schreiben Sie schon korrekt, dass nicht nur Chefärzte, sondern auch andere Berufsgruppen Machtverluste und massive Eingriffe in ihre Entscheidungskompetenz durch die Erstellung von Behandlungspfaden fürchten. Dabei ist es ja nicht etwa so, dass klinische Behandlungspfade in den letzten Jahrzehnten nicht bestanden hätten.

    Diese Behandlungspfade existierten in jeder Abteilung und in jedem Kopf eines Arztes ... Sie waren nur bislang ... nicht schriftlich festgelegt. Die schriftliche Festlegung führt nämlich dazu, dass jede auch noch so kleine Abweichung vom Behandlungspfad dazu führt, dass von Seiten der Krankenkassen bzw. des Medizinischen Dienstes nachgefragt wird und ein permanenter Rechtfertigungszwang für die Ärzte entsteht. Zudem hat die Krankenhausverwaltung mit einem klinischen Behandlungspfad ein Druckmittel gegenüber den Ärzten in der Hand. Schließlich kann ein Abweichen vom Behandlungspfad sogar forensische Komplikationen nach sich ziehen.

    Es ist also sehr vordergründig, wenn hier den Chefärzten suggeriert werden soll, dass mit Einführung klinischer Behandlungspfade Erleichterungen des Arztalltags und für die Patienten irgendwelche Verbesserungen erreicht werden können. Kalkulatorische Gründe - wie sie sich exemplarisch bei der meist mit Abschlägen versehenen integrierten Versorgung mit ihren Behandlungspfaden zeigen - und Zuwachs an Macht für die Verwaltung sind die Hauptgründe, dass dieses Werkzeug immer wieder in die Diskussion gebracht wird."

    Dazu die Stellungnahme der Redaktion:

    Die Trennung von betriebswirtschaftlichem und chefärztlichem Interesse ist unter den heutigen Verhältnissen nicht mehr einzusehen. Unter dem immensen Druck, der von Seiten der Politik und der Kostenträger auf die Kliniken ausgeübt wird, lassen sich diese Interessen nicht mehr trennen. Der Erhalt der Klinik ist heute nur durch eine intensive und gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Klinikverwaltung zu sicher