· Fachbeitrag · GehaltsStatistik
Chefarztvergütung im Fokus: Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2017
von Sylvia Löbach, Kienbaum Consultants International GmbH, Köln, www.kienbaum.de
| Die Grundvergütung der Chefärzte ist von 2016 auf 2017 um durchschnittlich 3,1 Prozent gestiegen, die der Ärzte insgesamt um 3,2 Prozent. Das durchschnittliche Jahresgesamtgehalt der Chefärzte lag im Jahr 2017 bei 288.000 Euro im Vergleich zu 285.000 Euro im Vorjahr. Diese Zahlen sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2017 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern“. Eingeflossen darin sind die Daten von 143 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 651 nicht ärztlichen Funktionen und 2.328 Ärzten. |
Chefärzte verdienen am besten
Chefärzte gehören zu den Topverdienern in Krankenhäusern. Ihre durchschnittliche Jahresgesamtvergütung betrug 2017 mit 288.000 Euro ca. das 1,5-Fache der Klinik-Geschäftsführer, die durchschnittlich 199.000 Euro verdienen. Damit liegen sie auch deutlich vor den kaufmännischen Direktoren (139.000 Euro) und Oberärzten (131.000 Euro). Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Vergütung in Krankenhäusern jedoch deutlich niedriger: So beziehen Geschäftsführer eines Wirtschaftsunternehmens ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 366.000 Euro. Das ist mehr als das 1,8-Fache des Gehalts eines Krankenhaus-Geschäftsführers.
Einflussfaktoren der Chefarztvergütung
Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Chefärzten ist beträchtlich: Sie realisieren Einkommen von unter 80.000 Euro bis über 750.000 Euro. Für die Höhe der Chefarztvergütung sind verschiedene Merkmale des Krankenhauses und des jeweiligen Positionsinhabers ausschlaggebend. Vergütungsrelevante Faktoren sind neben Größe und Standort der Klinik, die Positionszugehörigkeit, Fachrichtung und Reputation des Chefarztes.
Größe des Krankenhauses
Ein Chefarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten verdient durchschnittlich 224.000 Euro und damit nur ca. 60 Prozent von dem, was sein Kollege in einem Haus mit mehr als 2.000 Beschäftigten erhält. Dieser kommt auf durchschnittlich 376.000 Euro.
Standort des Krankenhauses
Große Vergütungsunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Chefärzte in den neuen Bundesländern verdienen durchschnittlich 24 Prozent weniger als Ihre Kollegen aus den alten Bundesländern. Diese Unterschiede sind zum Teil darin begründet, dass in den neuen Bundesländern den Chefärzten wesentlich seltener ein Liquidationsrecht vertraglich eingeräumt wird und die Höhe der Privatliquidationen geringer ausfällt. In den letzten Jahren ist aber eine Annäherung der Einkommen festzustellen.
Positionszugehörigkeit des Chefarztes
Chefärzte, die bis zu drei Jahre in dieser Position tätig sind, erhalten eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 253.000 Euro, Kollegen, die seit über 20 Jahren als Chefarzt tätig sind, dagegen 422.000 Euro. Dies ist vor allem auf das Privatliquidationsrecht zurückzuführen, das in älteren Dienstverträgen noch deutlich stärker verbreitet und mit teils enormen Einkommenspotenzialen verbunden war. Der Erfahrungszuwachs spielt hier für die Gehaltsentwicklung eine eher untergeordnete Rolle.
Fachrichtung und Reputation
Fachrichtung und Reputation der Chefärzte haben einen erheblichen Einfluss auf die Vergütungshöhe. So verdienen bei den Chefärzten die Internisten und Radiologen am besten: Durchschnittlich 356.000 Euro bzw. 338.000 Euro. Dabei ist die Spanne bei den Radiologen mit einer Jahresgesamtvergütung von 148.000 Euro (unteres Quartil) bis 418.000 Euro (oberes Quartil) am größten. Die Gynäkologie oder die Pädiatrie sind dagegen weniger lukrative Fachabteilungen. Hier erhalten Chefärzte durchschnittlich 238.000 Euro bzw. 202.000 Euro.
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Jahresgesamtvergütung | Innere Medizin | Radiologie | Chirurgie | Anästhesie/Intensivmedizin | Gynäkologie/Geburtshilfe | Pädiatrie/Kinderklinik |
unteres Quartil | 183.000 | 148.000 | 175.000 | 155.000 | 165.000 | 155.000 |
Median | 250.000 | 239.000 | 242.000 | 186.000 | 216.000 | 189.000 |
oberes Quartil | 431.000 | 418.000 | 330.000 | 325.000 | 251.000 | 227.000 |
Durchschnitt | 356.000 | 338.000 | 317.000 | 284.000 | 238.000 | 202.000 |
Variable Vergütung von Chefärzten
Wie in der Privatwirtschaft wird auch in Krankenhäusern und Kliniken vermehrt eine variable Vergütung ausgezahlt, jedoch längst nicht im gleichen Umfang. Während in Industrieunternehmen rund 94 Prozent der Geschäftsführer eine erfolgsabhängige Vergütung erhalten, sind es in Krankenhäusern rund 73 Prozent. Unter den Chefärzten ist eine variable Vergütung aber durchweg üblich: 96 Prozent erhalten variable Anteile ‒ entweder aus dem Liquidationsrecht, in Form einer Beteiligungsvergütung oder auf Basis einer Bonusvereinbarung (Zielvereinbarung).
MERKE | Auch was die Höhe der variablen Vergütung betrifft, liegen die Chefärzte in Krankenhäusern vorn: Der variable Anteil an der Jahresgesamtvergütung ist mit durchschnittlich 38 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der von Geschäftsführern in Krankenhäusern (16 Prozent) und kommt auf eine durchschnittliche Höhe von 137.000 Euro. Geschäftsführer von Wirtschaftsunternehmen erhalten im Vergleich dazu 30 Prozent ihrer Gesamtvergütung als variablen Anteil. |
Liquidationsrecht
Für die Einräumung des Liquidationsrechts muss der Chefarzt in aller Regel einen Vorteilsausgleich an das Krankenhaus leisten. Dieser liegt 2017 im Durchschnitt bei 31 Prozent der Liquidationseinnahmen. Zusätzlich werden die Mitarbeiter der Chefarztabteilung häufig über eine Poolverpflichtung an diesen Einnahmen beteiligt.
Beteiligungsvergütung
Die Beteiligungsvergütung sehen 15 Prozent der Chefarztverträge vor. Hierbei erhält der Chefarzt einen vertraglich fixierten Anteil an den Einnahmen des Krankenhauses aus der gesonderten Berechnung z. B. wahlärztlicher Leistungen. Die Beteiligungsvergütung erreicht im Durchschnitt einen Wert von 109.000 Euro. Sie liegt damit über der Bonusvereinbarung (76.000 Euro), erreicht aber nur 61 Prozent der Durchschnittseinkünfte aus der Ausübung des Liquidationsrechts.
Bonusvereinbarung
Während die Einnahmen aus der Ausübung des Liquidationsrechts oder Beteiligungsvergütung im Wesentlichen auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist bei der Bonusvereinbarung die variable Vergütung von unterschiedlichen Kriterien ‒ i. d. R. der Erreichung vereinbarter Ziele ‒ abhängig. Diese Ziele können entweder quantitativ (z. B. Fallzahlen, Patientenbelegung, Betriebsergebnis) oder qualitativ (z. B. Qualität erbrachter Leistungen oder Patientenzufriedenheit) definiert sein.
PRAXISHINWEIS | Zu empfehlen sind Bonusvereinbarungen, die einen ausgewogenen Mix aus quantitativen und qualitativen Kriterien enthalten. So können Zielvereinbarungen als ein wirksames Instrument zur Steuerung der Krankenhäuser eingesetzt werden, ohne dass dabei die fachliche Leistungsqualität oder die Mitarbeiterführung zu kurz kommen. |
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Liquidationsrecht* | Beteiligungsvergütung | Bonusvereinbarung | Kombinationen | insgesamt | |
unteres Quartil | 23.000 | 29.000 | 22.000 | 11.000 | 22.000 |
Median | 88.000 | 87.000 | 39.000 | 31.000 | 63.000 |
oberes Quartil | 202.000 | 160.000 | 96.000 | 76.000 | 173.000 |
Durchschnitt | 180.000 | 109.000 | 76.000 | 59.000 | 137.000 |
*nach Abzug von Kostenerstattung, Vorteilsausgleich und Poolverpflichtung
Die Ausgestaltung der variablen Vergütung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert: Hatte vor 15 Jahren noch die überwiegende Mehrheit der Chefärzte (92 Prozent) ein Liquidationsrecht, so liegt dieser Prozentsatz bei den Verträgen, die nicht älter als drei Jahre sind, inzwischen bei nur noch 29 Prozent. Gleichzeitig hat sich die Verbreitung der Bonusvereinbarung seit 1995 von unter 5 Prozent auf fast 50 Prozent bei Neuverträgen erhöht. Die absolute Höhe der variablen Vergütung ist im Zuge dieser Entwicklung abnehmend wie ein Vergleich nach Vertragsalter zeigt: Im Durchschnitt erzielten die Chefärzte mit alten Verträgen in 2017 ca. 250.000 Euro mehr aus ihrer variablen Vergütung wie die Kollegen mit neuen Verträgen.
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Alter des Chefarztvertrags | Variable Vergütung | |||
unteres Quartil | Median | oberes Quartil | Durchschnitt | |
unter 1 Jahr | 10.000 | 34.000 | 61.000 | 54.000 |
1‒3 Jahre | 11.000 | 42.000 | 99.000 | 62.000 |
3‒5 Jahre | 16.000 | 61.000 | 102.000 | 75.000 |
5‒10 Jahre | 19.000 | 106.000 | 185.000 | 162.000 |
10‒15 Jahre | 31.000 | 127.000 | 202.000 | 179.000 |
über 15 Jahre | 69.000 | 291.000 | 484.000 | 375.000 |
Insgesamt | 22.000 | 63.000 | 173.000 | 137.000 |
Nebentätigkeiten
Neben der variablen Vergütung besteht für Chefärzte die Möglichkeit, ihre Jahresgesamtvergütung durch Einkommen aus Nebentätigkeiten zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist eine Nebentätigkeitserlaubnis, die allerdings die überwiegende Zahl der Positionsinhaber besitzt. Zu den vereinbarten Nebentätigkeiten gehören z. B. die ambulante Beratung und Behandlung sowie nicht stationäre Gutachtertätigkeiten. Die Höhe der Einkommen aus Nebentätigkeiten schwankt enorm. Es werden hier Werte von wenigen Tausend Euro (z. B. in der Geriatrie) bis zu Beträgen von über 180.000 Euro pro Jahr (z. B. in der Radiologie) erreicht.
Weiterführender Hinweis
- Die Studie kann für 800 Euro (zzgl. USt.) bei der Kienbaum Vergütungsberatung erworben werden, Edmund-Rumpler-Str. 5, 51149 Köln, Tel. 0221 80172-609, www.kienbaum.de.