· Fachbeitrag · Employer Branding
So positionieren Sie sich sichtbar als attraktiver Arbeitgeber
von Ralf Ecker, Bexbach
| Mit diesem Beitrag will ich Sie für das wichtige Thema Arbeitgebermarke begeistern, damit Sie einen wichtigen Baustein für Ihre unternehmerische Zukunft ganz bewusst und strategisch besetzen. Ihr Ziel muss es sein, aus der Position der demografischen und branchenimmanenten Abhängigkeit in die Position des Rosinenpickers zu wechseln ‒ vom austauschbaren Arbeitgeber zu einer sichtbaren Arbeitgebermarke zu werden. |
Fachkräftemangel und sinkende Mitarbeiterbindung
Employer Branding, also die Herausbildung einer Arbeitgebermarke, ist eine unternehmensstrategische Maßnahme. Mithilfe von Konzepten zur Markenbildung wird versucht, das Unternehmen als Arbeitgeber am Bewerbermarkt als attraktiver Arbeitgeber sichtbar zu positionieren und von anderen Wettbewerbern positiv abzuheben.
Aus eigener Erfahrung wissen Sie, wie dünn die Auswahl an geeigneten Bewerbern ist. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, nimmt auch die Bindung der Mitarbeiter an die Unternehmen stetig ab. Dieses Problem besteht nicht nur in der Steuerberatungsbranche, sondern über alle Unternehmen hinweg. Laut dem Prognoseinstitut Gallup haben nur etwa 15 % aller Mitarbeiter in deutschen Unternehmen eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen. Etwa 71 % haben eine geringe Bindung und etwa 14 % gar keine Bindung an ihr Unternehmen. Das ist ein volkswirtschaftliches Desaster.
Allein aus diesen beiden Gründen ist es notwendig, dass Sie sich aktiv mit Ihrer Arbeitgebermarke auseinandersetzen und an den wesentlichen Stellschrauben drehen, um Ihre Sichtbarkeit und Attraktivität für qualifizierte Fachkräfte zu erhöhen.
Die Arbeitgebermarke spiegelt die Kanzleikultur wider
Ihrer Kanzleikultur kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung zu. Säen und kultivieren Sie Teamgeist, Loyalität, Modernität, Ehrlichkeit, Potenzialentfaltung, Arbeitsfreude, Mitarbeiter- und Mandantenorientierung bei höchsten Ansprüchen, dann wird Ihre Arbeitgebermarke heraus erwachsen und sich Ihre Attraktivität für diejenigen erhöhen, die nach diesen Attributen suchen. Motivierte, sozial kompetente und leistungsbereite Menschen suchen einen Arbeitgeber, der ihnen ein motivierendes und potenzialentfaltendes Umfeld bietet, in dem ihre individuellen Bedürfnisse weitestgehend erfüllt werden. Der Arbeitgeber sollte als Gesicht seiner Marke, die Motivation, Begeisterung, soziale Kompetenz und Leistungsbereitschaft zudem authentisch vorleben und ausstrahlen, die er mit seiner Marke transportieren will.
Haben Sie als Arbeitgeber bislang dagegen eher „egal“ oder „Mach halt Deine Arbeit ordentlich“ gesät, dann wird Ihre Ernte tendenziell aus „egal“ und „Dienst nach Vorschrift“ bestehen und Ihre „Arbeitgebermarke“ wird ein eher unscheinbares oder austauschbares Image aufweisen. Achten Sie also darauf, welche Kultur in Ihrer Kanzlei herrscht und ändern Sie diese ggf. sukzessive (Ecker, KP 22, 25). Nicht monetäre Werte und Sinngebung spielen ‒ gerade bei jüngeren Menschen ‒ eine immer wichtigere Rolle.
Wie können Sie sich nun als attraktiver Arbeitgeber positionieren und was können Sie tun, damit Sie auch als solcher am Arbeitsmarkt wahrgenommen, also sichtbar, werden?
Positionierung als attraktiver Arbeitgeber
Positionierung bezeichnet die gezielte Abgrenzung zu den Wettbewerbern, um einen Marktvorteil bei einer bestimmten Zielgruppe (hier der Bewerberzielgruppe) zu erlangen. Beachten Sie dabei: Es sind nicht die Unternehmen, die Werte schaffen, sondern die Menschen in den Unternehmen. Was also ist an Ihnen und Ihren Mitarbeitern einzigartig/hervorhebenswert? Was macht Sie als Kanzleiteam einzigartig/hervorhebenswert? Auf welche Alleinstellungsmerkmale lassen sich diese Besonderheiten zurückführen? Und natürlich ganz besonders wichtig: Welche der Alleinstellungsmerkmale sind aus Bewerbersicht besonders attraktiv? Diese Punkte sollten Sie so spitz wie möglich herausarbeiten; denn Sie werden später die Grundlage für Ihre Kommunikation am Bewerbermarkt bilden.
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Kanzlei-USP ‒ Echte Familienfreundlichkeit: „Wir sind die familienfreundliche Kanzlei, in der alle Mitarbeiter in außergewöhnlichem Maße Karriere und Privates verbinden können! Hierzu haben wir flexible Gleitzeitregeln, Homeoffice und Vergütungsmodelle entwickelt, sodass gerade junge Mütter die ideale Balance zwischen beruflicher Karriere und Familie finden können und nicht dem üblichen Rollenkonflikt (guter Arbeitnehmer oder gute Mutter?) ausgesetzt sind.“ |
Kanzlei-USP ‒ Avantgarde bei Digitalisierung und bei New Work: „Wir sind die moderne/digitale Kanzlei, in der alle Prozesse durchgängig digitalisiert sind und jeder Mitarbeiter über digitale Kompetenz und exzellentes Equipment verfügt, sodass ‚New Work‘ (im Extremfall auch von Mallorca, Zypern oder Bali) aus möglich ist. Zusätzlich haben wir wegen der optimierten Produktivität und der massiv gesteigerten Effektivität sogar konsequent auf eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn umgestellt.“ |
Sinn der spitzen Positionierungen ist es, dem ersten Impuls zu widerstehen, doch wieder allen gefallen zu wollen. Wenn alle Experten auf vielen Spielfeldern sind und möglichst viele Bewerber ansprechen wollen, sind am Schluss wieder alle gleich und austauschbar.
Wie finden Sie nun für Mitarbeiter relevante Alleinstellungsmerkmale? Hier sind ein paar Anhaltspunkte.
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Motivierte und leistungsorientierte Menschen haben Ziele im Leben, wollen eine sinnhafte Arbeit und eine berufliche Perspektive. Also könnten Sie sich z. B. Folgendes fragen:
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Häufig scheuen sich Chefs, ihre Mitarbeiter zu fragen, ob diese sich wohlfühlen. Warum eigentlich (haben Sie etwa Angst vor der Antwort)? Trauen Sie sich bitte, offen miteinander zu reden, denn nur mit Offenheit werden Sie Ihre Arbeitgebermarke proaktiv entwickeln können. Falls Sie tatsächlich Angst vor der Antwort Ihrer Mitarbeiter haben sollten, dann sollte Ihre Angst vor Verlust der Mitarbeiter größer sein, als die eventuelle Kritik oder das überraschte Schweigen (auf die unerwartete Frage des Chefs).
Image aufbauen und sichtbar werden
Wenn Sie zu Ihren Alleinstellungsmerkmalen gefunden haben, dann ist es an der Zeit, damit sichtbar zu werden. Denn was nutzt es Ihnen, wenn Sie der beste Arbeitgeber des gesamten Planeten sind und keiner bekommt es mit? Sie müssen also damit beginnen, sich ein Image aufzubauen und dieses in die Welt tragen.
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Weiterführende Hinweise
- Kanzleiführung ‒ Brauche ich für meine Kanzlei überhaupt eine Kanzleikultur? (Ecker, KP 22, 25)
- Kanzleientwicklung ‒ Mission und Vision als Erfolgsfaktoren in der VUKA-Welt (Ecker 21, 146)
- Kanzleistrategie ‒ Mission und Vision der Kanzlei Mitarbeitenden und Mandanten gegenüber kommunizieren (Ecker, KP 22, 60)