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  • DIN 276 Gewerkezuordnung hilft dem Architekten
    Eine Kostenkontrolle nach Vergabeeinheiten versteht der Bauherr
    von Dipl.-Ing. Peter Rösch CMC/BDU, Haar bei München
    Immer wieder gibt es Streit zwischen Bauherr und Architekt über die Kosten der Bauausführung. Gerade die unterschiedliche Darstellung der Kosten nach DIN 276 oder Vergabeeinheiten kann zu Missverständnissen führen. Die vermeiden Sie, wenn Sie die Kostenkontrolle in den Phasen Ausschreibung - Vergabe - Abrechnung (AVA) nach beiden Sichtweisen durchführen.
    Die Elemente der Kostenkontrolle
    Wenig Diskussionsbedarf besteht heute im Aufbau der Elemente der Kostenkontrolle. Es werden die geplanten Kosten (Kostenschätzung, -berechnung, -anschlag) und die tatsächlichen (Kostenfeststellung) aufgeführt und nach Bauteilen oder Vergabeeinheiten aufgegliedert. In den Phasen der Vergaben und der Bauausführung, die ja meist ineinander greifen, kommen beauftragte, geleistete und abgerechnete Kosten hinzu.
    nach DIN 276 Kosten
    Schät-
    zung
    Berech-
    nung
    An-
    schlag
    Feststellung
          beauf-
    tragt
    abge-
    rechnet
    Einbe-
    halt
    davon
    Nachtrag
    100 Grundstück              
    200 Herrichten und Erschließen              
    300 Baukonstruktionen              
    310 Baugrube              
    311 Baugrubenherstellung              
    312 Baugrubenumschließung              
    313 Wasserhaltung              
    319 Baugrube, sonst.              
    320 Gründung              
    330 Außenwände              
      Â?              
    400 Techn. Anlagen              
    500 Außenanlagen              
    600 Ausstattung und Kunstwerke              
    700 Baunebenkosten              
      Summe DIN 276              
    Unser Tipp: Weisen Sie die Kosten für zusätzliche Leistungen (Nachträge) der Auftragnehmer getrennt aus. Damit werden Abweichungen schnell erklärt.
    Kostenkontrolle nach DIN 276 und nach Vergabeeinheiten
    Die Darstellung der Kontrolle nach DIN 276 und nach Vergabeeinheiten unterscheidet sich. In der DIN 276 sind die Kosten nach Bauteilen gegliedert (siehe Tabelle auf der vorherigen Seite), in den Vergabeeinheiten erfolgt die Gliederung nach den Aufträgen an die ausführenden Firmen.
    Unser Tipp: Wir empfehlen Ihnen eine Übersicht zu erstellen, die beide Sichtweisen beinhaltet (s. folgende Übersicht).
    Wichtig: Die Summen beider Sichtweisen müssen identisch sein, da sie auf Grundlage der gleichen Einzelwerte errechnet werden. Dies gilt für die Summen aller Phasen (Spalten), aber natürlich nur ab der Phase, in der Sie auf Basis von Bauteilen mit Leistungspositionen Ihre Kosten ermitteln.
    Übersicht nach DIN 276 und nach Vergabeeinheiten Kosten
    Schätzung Berechnung Anschlag Feststellung
          beauf-tragt abge-rechnet Einbe-halt davon Nachtrag
    Summe DIN 276              
    Summe Vergabeeinheiten              
    Unser Tipp: Erklären Sie dem Bauherrn, wie sich die beiden Sichtweisen DIN 276 und Vergabeeinheiten zueinander verhalten. Mit dem Hinweis auf das gleiche Ergebnis können Sie die Kontinuität Ihrer Kostenverfolgung sehr gut erläutern.
    Die Vorteile der kombinierten Kostenkontrolle
    Der entscheidende Vorteil, den die kombinierte Kostenkontrolle für Ihr Büro bringt, liegt darin, dass dann auch die nur mit der DIN 276 kalkulierten früheren Projektphasen mit den späteren, zusätzlich nach Vergabeeinheiten berechneten Projektphasen auf Basis der Gesamtsummen verglichen werden können. Außerdem kommen Sie damit einer zunehmend geäußerten Forderung von öffentlichen oder institutionellen Auftraggebern nach.
    Auch für den Bauherrn bringt die kombinierte Methode Vorteile. Bei der herkömmlichen (nur an Hand einer Aufstellung der Zahlungen und einer weiteren nach DIN 276) konnte er nur schwer nachvollziehen, ob das Projekt noch im vorgesehenen Kostenrahmen ist. Dies hat in der Vergangenheit etliche Male zu Rechtsstreitigkeiten geführt, weil dem Bauherrn die tatsächliche Kostensituation zu spät oder gar fehlerhaft mitgeteilt wurde. Mit der parallelen und abgestimmten Kostenkontrolle nach DIN 276 und Vergabeeinheiten kommen Sie dieser Informationspflicht nach.
    Unser Tipp: Ihrem Bauherrn werden die einzelnen Vergabevorschläge und Rechnungsfreigaben wohl eher verständlich, wenn Sie diese auf Basis der Vergabeeinheiten führen. Gemeinsam mit der Kostenkontrolle nach DIN 276, die ja das gleiche Gesamtergebnis liefert, kann er die Auswirkungen auf das Budget einfach nachvollziehen.
    Umsetzung in die Praxis
    Zur kombinierten Kostenkontrolle kommen Sie, indem Sie folgende Schritte vollziehen:
    1. Positionen richtig zuordnen
    Jede Position der Leistungsverzeichnisse wird sowohl einem Bauteil nach DIN 276 als auch einer Vergabeeinheit zugeordnet. Die Mengenermittlung erfolgt auf Detaillierungsebene der Bauteile. Damit "weiß" jeder Mengenansatz, zu welchem Bauteil und zu welcher Position er gehört.
    2. Gliederungstiefe festlegen
    Legen Sie für Ihr Büro vorab fest, welche Gliederungstiefe der DIN 276 (Beispiel 310 Baugruben oder 311 Baugrubenherstellung, 312 Baugrubenumschließung) und der Vergabeeinheiten (Beispiel 314 Natursteinarbeiten oder 314.01 Natursteinfensterbänke, 314.02 Natursteinboden- und Wandbeläge) Sie maximal benötigen. Dies hinterlegen Sie in Ihren Stammdaten, damit die Projekte vergleichbar werden und beschreiben die Handhabung in einer Organisationsanweisung für die Mitarbeiter.
    Wichtig: Nach der DIN 276 können Kostengruppen zusammengefasst werden. Treffen Sie hier eine für alle Projekte gültige Grundsatzentscheidung, damit diese vergleichbar bleiben.
    3. Für jede Vergabeeinheit eigenes Leistungsverzeichnis
    Erstellen Sie für jede Vergabeeinheit ein eigenes Leistungsverzeichnis und beauftragen Sie diese einzeln, auch wenn eine Firma mehrere Vergabeeinheiten anbietet. Damit bereiten Sie eine Rechnungsprüfung vor, wie der Bauherr sie aus seinen vorhandenen Unterlagen nachvollziehen kann.
    Auftragsänderungen mit den ausführenden Firmen (Nachträge auf Positionsebene) kennzeichnen Sie getrennt nach dem Grund und weisen deren Werte gesondert aus. Dies gilt sowohl für neue Positionen als auch für Mengenänderungen bereits beauftragter Positionen.
    Unser Tipp: Wenn Sie als weiteres Kriterium der Mengenermittlung die Räume aufnehmen, können Sie alle Auswertungen zusätzlich nach dem Raumbuch auswerten.
    Welche Software hilft Ihnen?
    Die unterschiedlichen Sichtweisen auf die gleichen Einzeldaten erzielen Sie mit Auswertungen aus der Datenbank (Reports) Ihrer AVA-Software. Manuell oder halbautomatisch mit einer Tabellenkalkulation ist dies kaum leistbar. Die Übersicht und Kontrolle der Nachträge erfolgt ebenfalls per Software. Fragen Sie Ihren Software-Betreuer, mit welchen Programmteilen dies geht.
    Unser Tipp: Es gibt heute Software, mit der Sie automatisch parallel die Budgets aus einem Kostenanschlag nach DIN 276, den Vergabeeinheiten und dem Raumbuch verfolgen können (www.gw-software.de, www.nemetschek.de, www.bib-gmbh.de).
    Konsequenzen für Ingenieure und Architekten
    Die Bauherren erwarten heute von Ihrer Projektsteuerung, dass Sie das Budget straff kontrollieren. Die detaillierte Kostenkontrolle hilft Ihnen dabei, und zwar in folgenden Situationen:
  • Verschieben von Leistungspositionen in andere Vergabeeinheiten
  • Freigabe der Rechnungen von Firmen
  • Nachtragsforderungen durch Bauherrenwünsche
  • Budgetänderungen durch Genehmigungsauflagen
  • Zusatzkosten durch "höhere Gewalt"
  • Kostensteigerungen durch Projektunterbrechungen
    Bevor Sie an die Umsetzung gehen, klären Sie mit Ihrem Auftraggeber oder seinem Auftraggeber (Investor),
  • welche Form der Kostenkontrolle (DIN 276, Gewerke, Vergabeeinheiten oder Kombination) er wünscht,
  • ob die Kosten einschließlich oder ohne Umsatzsteuer ausgewiesen werden sollen,
  • zu welchen Terminen Sie eine aktualisierte Kostenverfolgung vorstellen sollen.
    Fazit
    Mit einer transparenten Darstellung von Kostenanschlag und -feststellung zeigen Sie Ihrem Bauherrn, wie Sie sich für seine Interessen einsetzen. Verwenden Sie dabei Berechnungsmethoden und eine Darstellung, die Ihr Auftraggeber verstehen kann. Erklären Sie ihm die unterschiedlichen Sichtweisen der DIN 276 und der Vergabeeinheiten mit dem jeweiligen Informationsgehalt. Weisen Sie Kostenänderungen getrennt aus, die aus externen Einflüssen resultieren, die Sie nicht zu vertreten haben. Die Arbeit in Ihrem Büro wird einfacher, wenn Sie für alle Projekte eine einheitliche Zuordnung der Stammdaten verwenden.
    Quelle: Wirtschaftsdienst Ingenieure und Architekten - Ausgabe 11/2004, Seite 18
    Quelle: Ausgabe 11 / 2004 | Seite 18 | ID 108371