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  • · Fachbeitrag · Interview

    Expertin Kirstin Bunsendal nimmt Stellung: So ist der aktuelle Stand bei BIM nach der BAU

    | Die Würzburger Architektin Kirstin Bunsendal ist eine der BIM-Experten der Szene. Sie leitet ihr Büro K-Bim, schult Anwender und steht der BIM-Regionalgruppe Franken vor. Anlass genug für PBP, Frau Bunsendal zum Stand der Dinge in Sachen BIM zu befragen. |

     

    Redaktion: Die BAU ist Geschichte. Hat sie in Sachen BIM neue Erkenntnisse gebracht?

     

    Kirstin Bunsendal: Die Entwicklung schreitet rasch voran. Einige Unternehmen wurden aufgekauft und werden sich in dem Zug inhaltlich sicher verändern: Datengut gehört jetzt zu RIB, 123erfasst gehört über Nevaris zur Nemetschek group, conject gehört jetzt zu Oracle. Damit spielen endgültig einige große Datenbanken und Softwarehäuser im BIM Spiel mit.

     

    Es kommen auch neue Produkte auf den Markt: Gamma AR von Formitas bringt die Modelle einfach auf die Baustelle, Molteo hilft bei der Zeiterfassung, ThorbiQ liefert neue BIM Objekte, die dynamisch sind und die Anforderungen an den Planungsablauf berücksichtigen. Und last but not least kommen auch kleinere Unternehmen stärker raus: BricsCAD kann nativ Revit Formate einlesen und BRZ kooperiert mit desite MD von ceapoint aec technologies.

     

    Die Austauschbarkeit von Informationen ist für alle ein Thema. Mein Eindruck ist, dass die Produkte sich weiter für andere Formate öffnen und verstärkt offenen Schnittstellen anbieten. Die Produkte werden flexibler, was den Datenaustausch betrifft. Das ist eine gute Nachricht für BIM!

     

    Redaktion: Wie ist überhaupt die Entwicklung auf dem Markt? Haben die BIM-Projekte zugenommen?

     

    Kirstin Bunsendal: Ja und Nein. Es ist immer die Frage, wie man ein BIM-Projekt definiert. Von den Pilotprojekten abgesehen, gibt es echte „BIM-Projekte“ vor allem bei großen Projekten (z. B. im Krankenhausbau), wenn „große Player“ beteiligt sind. Aber auch anderswo tut sich was, wenn auch „auf kleinerer Flamme“. Häufig wird zunächst BIM intern als little BIM ausprobiert, bevor sich die Beteilgten an den Datenaustausch wagen.

     

    Redaktion: Wer ist der Treiber: Die öffentliche Hand oder die gewerbliche Wirtschaft?

     

    Kirstin Bunsendal: Ich habe den Eindruck, die gewerbliche Wirtschaft ist sehr viel aktiver. Sie kümmert sich mittlerweile intensiv um das Thema. Es gibt sehr viele Fortbildungsveranstaltungen, Netzwerke und Initiativen, die alle die Digitalisierung des Baugewerbes zum Ziel haben. Von der öffentlichen hand gibt es über die Förderinitiative ‚Mittelstand Digital‘ einige kostenfreie Fortbildungen, Forschungsprojekte und gezielte Förderungen. Das Kompetenzzentrum digitales Handwerk leistet dort mit den sogenannten Schaufenstern zu verschiedenen Themen deutschlandweit eine gute Arbeit.

     

    Die Bayerischen Bauakademie in Feuchtwangen, mit der ich zusammenarbeite, ist die zentrale Stelle die baugewerbliche Weiterbildung in Bayern. Dort werden eine ganze Reihe von Digitalisierungskursen angeboten. Aus der Diskussion mit den Teilnehmern dort kann ich sagen, dass das Thema dort angekommen ist und man an der Umsetzung arbeitet.

     

    Redaktion: Woran hakt es vor allem?

     

    Kirstin Bunsendal: Mein Eindruck ist, dass häufig gegeneinander gearbeitet wird. Das kann aus der Hektik im Projekt entstehen oder aus anderen Ursachen wie Missverständnissen, vertraglichen Bedingungen oder Mentalitäten. Es gibt viele Unternehmen, die die Technik intern zu ihrem Vorteil einsetzen. Die Herausforderung besteht in dem Verständnis für die Zusammenhänge, der Motivation der Mitarbeiter und dem Mut, die technischen Möglichkeiten zu nutzen (Stichwort Datensicherheit).

     

    Hinderlich ist auch die europäische Mentalität, Informationen und Erkenntnisse nicht frei zu teilen. Das ist in der Angloamerikanischen Welt anders. Und es ist dabei kaum ein Unterschied, ob man über Frankreich, Spanien, Italien oder Deutschland spricht.

     

    Die Idee das Informationen, die ein Unternehmen weitergibt, nicht für das Unternehmen verloren sind, sondern sich verbreiten und zum Standard werden und dem Unternehmen damit ein Vorteil entsteht, wird häufig nicht geteilt. Vertrauen, Verständnis und eine neue Sichtweise auf die Dinge ist notwendig, damit es nicht mehr hakt. Daran können wir arbeiten.

     

    Redaktion: Stichwort Software: Sie sind ja selbst BIM-Lehrende“ und schreiben, dass man bei Ihnen einen „ehrlichen Eindruck in die Softwarelandschaft erhält und am Ende BIM-Mythen von BIM-Fakten unterscheiden kann“? Was wollen Sie damit sagen?

     

    Kirstin Bunsendal: In den Medien wird die Diskussion vor allem von Vertretern der Softwarehersteller geführt. Diese haben ein eigenes Interesse, ihre Produkte zu verkaufen. Es wird in den Werbemedien häufig nicht die ganze Geschichte erzählt und das, was technisch nicht funktioniert oder nicht sinnvoll ist, wird übergangen. Das gilt z. B. für Themen wie „wo ist der IFC Austausch wirklich sinnvoll?“ und „welcher Aufwand ist damit verbunden?“ Das diskutieren und zeigen wir.

     

    Wir diskutieren die Softwareangebote aller großen und einiger kleineren Softwarehäuser, reden über open source und wo die Entwicklung hin geht. Damit können die Teilnehmer sich qualifiziert eine eigene Meinung bilden und für sich die richtige Entscheidung treffen. Es gibt eben nicht „das BIM“, sondern sehr viele Lösungen für die Steigerung der Effektivität in der Planung, Ausführung und Betrieb mit digitalen Werkzeugen. Und darum geht es: Einen Mehrwert zu generieren ‒ für sich und im Team (www.bim-praxiswerkstatt.de/).

     

    Redaktion: Software ist ja jetzt „BIM-zertifiziert“ und auch die BIM-Schulungsanbieter. Sie sind auf https://www.buildingsmart.de/zertifizierung/listung-bim-basis auch gelistet. Was bietet eine BIM-zertifizierte Software und machen alle Schulungsanbieter alle das Gleiche?

     

    Kirstin Bunsendal: Software und Schulungen werden in der Tat zertifiziert. Nur auf ganz unterschiedliche Weise.

     

    BIM zertifizierte Software bietet die Möglichkeit, das aktuelle IFC Format zu lesen, zu schreiben oder beides. Das ist ein rein technisches Zertifikat, das die Schnittstelle IFC testet. Das ist die ursprüngliche Aufgabe und Zweck des buildingSMART.

     

    Das Zertifikat für die Ausbildung ist neu. Das gibt es für Deutschland seit November 2018 und international wird es erst implementiert. Deutschland ist mit der standardisierten Ausbildung zu BIM Vorreiter.

     

    Redaktion: Schlussfrage: Was raten Sie Architektur- und Ingenieurbüros, die bei „BIM mitmachen wollen“?

     

    Kirstin Bunsendal: Natürlich zu uns in die BIM-Praxiswerkstatt zu kommen https://www.bim-praxiswerkstatt.de/ . Weil sie dort die qualitativ besten und umfassendsten Informationen zu dem Thema bekommen. Wir sind auch bS zertifiziert und decken alle Grundlagen wie: Begriffe, Herausforderungen, Chancen, rechtlicher Rahmen oder Herangehensweise an die Implementierung ab.

     

    Zusätzlich bieten wir sehr viele Praxisbeispiele und die einmalige Möglichkeit, die Technik zu testen. Wenn man ein Auto kauft, macht man auch erst eine Probefahrt und liest nicht nur die Werbebroschüre. Das bieten wir: Eine BIM Probefahrt mit den führenden Experten aus der Branche. Und da wir Ihnen keine Software verkaufen, können wir dabei ehrlich sein.

     

    Weiterführende Hinweise

     

    Quelle: ID 45770229