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  • · Fachbeitrag · Personalmanagement

    Mitarbeiterführung: Warum das „Führen“ heute so wichtig ist und was neu dazu gehört

    von Architektin Heidi Tiedemann, Hamburg, www.tiedenHUB.de

    | In vielen Architektur- und Ingenieurbüros identifizieren sich die Mitarbeitenden stark mit den Projekten, die sie bearbeiten. Gut und schön, allerdings wäre es noch besser, wenn sie sich mit dem Büro auch langfristig verbunden fühlen würden. Das wird heute wichtiger denn je ‒ und erfordert von Ihnen als „Führungskraft“ neue „Skills“. |

    Den Anforderungen der jungen Generation gerecht werden

    Die meisten von Ihnen werden es schon selbst erlebt haben: Die jüngeren Mitarbeiter (GenY und GenZ) lassen sich nicht mehr so leicht durch die üblichen Incentives, wie z. B. ein höheres Einkommen, motivieren. Sie möchten sich frei entfalten und sich mit ihren Fähigkeiten einbringen. Sie möchten Arbeitszeit und -platz frei wählen und sich dabei ständig weiter entwickeln können. Und das alles gepaart mit einem hohen Anspruchsdenken ‒ an sich selbst, an die Projekte und auch an ihre Arbeitsumgebung.

     

    Fünf Elemente haben dabei einen positiven Einfluss auf die neuen Mitar- beiter:

     

    • 1. Bedeutsame Arbeit: Autonomie, Person-Job-Fit, kleine befähigte Teams, Zeit für Auszeiten
    • 2. Unterstützende Führung: Klare und transparente Ziele, Mentoring, Ausbildung in Führungsfähigkeiten
    • 3. Positives Arbeitsumfeld: Flexible Arbeitszeiten, Anerkennungs- und Wertschätzungskultur, „menschlicher“ Arbeitsplatz
    • 4. Entwicklungsmöglichkeiten: Selbstgesteuertes Lernen, Talentförderung, Fortbildungskultur
    • 5. Vertrauen: Transparenz und Ehrlichkeit, gelebte Werte, der Mensch steht im Mittelpunkt, stetiges Investment in Mitarbeiter

     

    PRAXISTIPP | Machen Sie regelmäßig, mindestens einmal pro Jahr, Mitarbeiterentwicklungsgespräche mit Ihren Mitarbeitern. Setzen Sie vereinbarte Entwicklungsmaßnahmen um und monitoren Sie die Erfolge in der Weiterbildung.

     

    Was Mitarbeiterführung im Planungsbüro jetzt ausmacht

    Die „neuen“ Rahmenbedingungen erfordern ein ganz neues Führungsverhalten und auch neue Vereinbarungen für die Zusammenarbeit. Dabei ist die Durchführung von regelmäßigen jährlichen oder halbjährlichen Entwicklungsgesprächen mit jedem Mitarbeiter schon fast wieder ein „alter Hut“. Diese Gespräche sind dennoch wichtig, denn sie dienen dem Abgleich der beiderseitigen Erwartungen. Es werden Ziele gesetzt und Entwicklungsmöglichkeiten besprochen. Durch das spezifische Interesse, das Sie jedem Mitarbeiter damit entgegenbringen, entsteht eine intensivere Bindung der Mitarbeiter an Ihr Büro.

     

    Diese zehn Dinge schätzen Mitarbeiter an Unternehmen

    Als Führungskraft müssen Sie natürlich wissen, was Mitarbeiter an Ihrem Unternehmen schätzen. Das sind zehn Dinge:

    • 1. Eine mitarbeiterorientierte Arbeitsplatzkultur
    • 2. Gute Führung durch fähige Chefs/Chefinnen
    • 3. Gutes Klima im Team sowie im Unternehmen
    • 4. Authentische Wertschätzung, besonders durch die Führung
    • 5. Ein sehr gutes Betriebsklima
    • 6. Fairness im Miteinander
    • 7. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten
    • 8. Gesundheitsförderung ‒ „Life-Work-Balance“
    • 9. Vereinbarkeit von Familie und Beruf → flexible Arbeitszeitmodelle
    • 10.Gerechte Vergütung

     

    Strategisch auch Feedback-Schleifen einziehen

    Mittlerweile finden sich in vielen größeren Architekturbüros (ab ca. 50 Mitarbeiter) Personalabteilungen, die sich intensiv mit der Weiterentwicklung aller Mitarbeiter beschäftigen. Es werden zunehmend Workshops zur Verbesserung der Zusammenarbeit im gesamten Büro und in den Projektteams durchgeführt oder auch „Coaching on the Job“ angeboten. Auch das geben und nehmen von Feedback ist heute keine Einbahnstraße mehr. Es wird auch in Planungsbüros zunehmend selbstverständlich, dass Mitarbeiter Führungskräften Rückmeldungen zu deren Führungsverhalten geben, damit sich auch diese weiterentwickeln können.

     

    PRAXISTIPP | Ihr Führungsverhalten (und wie es von Ihren Mitarbeitern wahrgenommen und bewertet wird) wird auch bei der PBP-Inititiative „ausgezeichnetes Planungsbüro“ abgefragt. Machen Sie mit und gewinnen Sie wertvolle Erkenntnisse für sich und Ihr Büro ‒ https://www.ausgezeichnetes-planungsbuero.de/. Dort sind auch Umfragen bei den Mitarbeitern inkludiert.

     

    Führung als Navigation begreifen

    Die Führungskräfte der Zukunft stehen nicht mehr am oberen Ende der Pyramide, sondern am unteren: sozusagen als Stütze oder Fundament des Büros. Sie fungieren als eine Art Coach oder Mentor. Ihre Aufgabe ist es, als Navigator zu dienen und den Weg aufzuzeigen, aber sie wissen nicht unbedingt alles, was im Unternehmen entsteht. Sie sollten sich als eine Art Inspirator/Inkubator verstehen, die in Projekten, die von anderen aufgesetzt werden, Energie einspeisen, um sie nochmal weiter zu bringen. Sie haben die Aufgabe, zu vernetzen, quer zu denken und über den Tellerrand zu schauen.

     

     

    Und wie geht authentische Führung?

    „Eine authentische Person wirkt besonders „echt“ und strahlt aus, dass sie zu sich selbst mit ihren Stärken und Schwächen steht und im Einklang mit sich selbst handelt. Sie vermittelt ein Bild von sich, das beim Betrachter als ehrlich, stimmig, ungekünstelt wahrgenommen wird.“ (Quelle Wikipedia). Als Führungskraft ist es vor allem wichtig, die eigenen Werte gut zu kennen. Denn diese sind ausschlaggebend für das Gefühl von authentischem Handeln, für die Stimmigkeit zwischen innen und außen.

     

    Um erfolgreich führen zu können, reicht es nicht, Führungswerkzeuge zu kennen und diese nach Lehrbuch einzusetzen. Führungskräfte müssen überzeugen, mitreißen, begeistern. Mitarbeiter wünschen sich Führungskräfte, auf die Verlass ist, die ihnen Orientierung geben und wirklich hinter ihnen stehen: Das ermöglicht einen Rahmen, auf den sie vertrauen können.

     

    PRAXISTIPP | Schauen Sie, wie Sie Ihre Persönlichkeit in Ihre Führungsrolle optimal integrieren können. Setzen Sie sich dafür ganz konkret mit Ihren Stärken auseinander. Besinnen Sie sich auf Ihre Potenziale, anstatt vermeintlich perfekte Führungsstile zu kopieren, bei denen Sie immer wieder an Ihre Grenzen stoßen.Nehmen Sie sich selbst ernst. Ihre Persönlichkeit, Ihre Erwartungen, Ihre Fähigkeiten, aber auch Ihre Schwächen. Hinterfragen Sie, was Sie tun und warum Sie es tun. Und binden Sie auch Ihr Team ein: Was wünscht sich Ihr Team von Ihnen? Und was nicht?

     

    Weiterführende Hinweise

    • Ihr Führungsverhalten (und wie es von Ihren Mitarbeitern wahrgenommen und bewertet wird) wird auch bei der PBP-Inititiative „ausgezeichnetes Planungsbüro“ abgefragt. Machen Sie mit und gewinnen Sie wertvolle Erkenntnisse für sich und Ihr Büro ‒ https://www.ausgezeichnetes-planungsbuero.de/.
    Quelle: Ausgabe 09 / 2022 | Seite 26 | ID 48406618