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  • · Fachbeitrag · Philanthropie

    Vorüberlegungen für Philanthropen bzw. Stifter und Möglichkeiten zur Verwirklichung ihrer Idee

    von Philanthropie-Berater Malte Schumacher, zertifizierter Stiftungsmanager (DSA 2007), Braunschweig

    | Wie lassen sich die Ideen/Vorstellungen verwirklichen? Welche Möglichkeiten gibt es außerhalb der Stiftungsidee? Wie ist eine Stiftung heutzutage zukunftsfähig aufzustellen? Mit diesen Vorüberlegungen für Philanthropen/Stifter beschäftigt sich der folgende Beitrag. |

    Philanthropie ‒ ein weites Feld

    Es gibt vielfältige und sehr heterogene Wege, mit finanziellen Mitteln Gutes und Sinnvolles zu unterstützen oder selber zu tun. Menschen, die sich mit solchen Gedanken tragen, kommen zudem aus ganz unterschiedlichen persönlichen Zusammenhängen: Vermögende, Erblasser, Unternehmer, Familien, Unternehmen, Initiativen von Gleichgesinnten ‒ die Liste der potenziellen Philanthropen ist ziemlich lang.

     

    Grund dafür ist, dass viele engagierte Menschen erkannt haben, dass das Gemeinwohl insgesamt oder aber spezielle gemeinnützige Zwecke jede Unterstützung gebrauchen können. Viele potenzielle Philanthropen (Geber, Spender, Stifter) wollen sich ihren spezifischen Wunsch-Themen widmen. Dafür gibt es sehr unterschiedlich Motivationen: eigene Erlebnisse (gute oder schmerzhafte), Prägung und Erziehung, offensichtliche Bedarfe, gelebte Leidenschaften ‒ diese Liste ist sehr spezifisch und ebenfalls recht lang.

    Qualifizierte Begleitung des Philanthropen das A und O

    Beim Thema „Philanthropie“ handelt es sich um ein weites Feld. Umso wichtiger ist, dass potenzielle Philanthropen zunächst einen verantwortungsvollen und unabhängigen Gemeinwohl-Experten als Begleiter und Strategie-Berater finden. Der muss mit ihnen zusammen herausfinden, wo und wie die finanziellen Mittel oder das Erbe Gutes und Sinnvolles bewirken können.

     

    Im weiteren Verlauf des Prozesses kommen neben dem Philanthropie-Berater weitere wichtige Akteure ins Spiel, wie z. B. Finanzexperten, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Juristen und bestehende gemeinnützige Akteure. Zunächst aber ist der empathische Gesprächspartner gefragt, der mit den Klienten zusammen versucht herauszufinden, was diese motiviert und bewegt.

    Motive und Wünsche sowie Möglichkeiten

    Die Motive potenzieller Philanthropen sind breit gestreut: Wollen diese den Hunger in der Dritten Welt bekämpfen? Möchten sie soziale Probleme in ihrem unmittelbaren, lokalen Umfeld lindern? Wollen sie der Kultur in ihrer Region auf die Sprünge helfen? Ärgert sie die Situation im Bildungswesen? Oder sind die potenziellen Philanthropen dazu entschlossen, die Erforschung und Bekämpfung einer Krankheit voranzutreiben?

     

    Ausgehend von der Eingrenzung und Konkretisierung des Engagement-Wunsches geht es dann darum, sehr sorgfältig zu prüfen, welche Wege und Instrumente dazu passen könnten:

     

    • Die Spende
    • Das Mäzenatentum
    • Das Sponsoring
    • Die längerfristige Engagement-Partnerschaft mit einer zivilgesellschaftlichen Organisation
    • Die Zustiftung (also die Spende in den Vermögensstock einer bestehenden Stiftung)
    • Die Gründung einer eigenen Stiftung
    • Die Gründung einer gemeinnützigen GmbH etc.

     

    Gründung einer eigenen Stiftung ‒ Überlegungen

    Die Vorteile bei der Gründung einer selbstständigen, fördernden Stiftung bürgerlichen Rechts sind sicherlich die Rechtssicherheit und das Ewigkeits-Prinzip. Genau deshalb aber erfordert dieses Instrument eine explizit zukunftsfähige Strategie: Kann ich als Stifter darauf bauen und vertrauen, dass noch in 100 Jahren jemand (oftmals ein mehrköpfiger Vorstand) meinen Stifter-Willen respektiert, teilt und umsetzt? Kann ich darauf bauen und vertrauen, dass mein Kapital so ausreichend Erträge erzielt, dass meine Stiftungs-Zwecke nachhaltig und bis in alle Ewigkeit etwas bewirken?

     

    • Beispiel

    Thema Klimawandel: Kann eine klassische gemeinnützige, kapitalbasierte Förderstiftung bürgerlichen Rechts mit einem Vermögen von fünf Mio. Euro in diesem Themenfeld tatsächlich rasch etwas bewirken? Eine hohe Inflations-Rate und ein niedriges Zins-Niveau säen hier Zweifel.

     

    Wäre mit Blick auf rasche Wirksamkeit nicht die Zustiftung zu einer bestehenden, großen Klima-Stiftung sinnvoller ‒ oder sogar eine große Spende an bestehende gemeinnützige Klima-Akteure? Zudem hat der Gesetzgeber zum 01.07.2023 den Verbrauch des Stiftungsvermögens erleichtert ‒ Klimawandel-bewegte Personen könnten für eine Verbrauchsstiftung sehr aufgeschlossen sein.

     

    PRAXISTIPP | Die Gründung einer selbstständigen, gemeinnützigen Stiftung erfordert eine langfristige Strategie, die in der Satzung fixiert werden muss. So eng und konkret wie nötig ‒ zugleich aber auch so weit wie möglich, um von zukünftigen (nicht absehbaren) Entwicklungen nicht überrollt zu werden. Hier ist der Gründungs- und Strategie-Prozess fast vergleichbar mit dem „For-Profit-Bereich“: Viele Stiftungen brauchen von Beginn an einen „Business Plan“ ‒ ein wesentlicher Baustein davon ist eine funktionierende Fundraising-Strategie. Diese Strategie kann sie langfristig entkoppeln von der Notwendigkeit, ihre Wirksamkeit ausschließlich auf Kapital-Erträge aufzubauen.

     

     

    Stifter- oder Stiftungs-Gemeinschaften

    Stifter- oder Stiftungs-Gemeinschaften existieren in Deutschland ebenfalls in vielfältiger Ausprägung: Bürgerstiftungen zählen dazu, aber auch Dach-Stiftungen. Viele größere, etablierte Stiftungen bieten die Dienstleistung Stiftungs-Verwaltung in unterschiedlicher Gesellschafts-Form an. Zahlreiche gemeinnützige GmbH haben sich dort ebenfalls platziert. Daneben gibt es For-Profit-Anbieter, z. B. aus dem Finanzdienstleistungs-Sektor.

     

    • Beispiel

    Ein älterer, kinderloser Herr regelt seinen Nachlass. Er möchte testamentarisch sichergestellt wissen, dass ein ihm vertrauter Verein in Zentralafrika künftig regelmäßig gut ausgestattet seiner wichtigen Bildungs- und Gleichstellungs-Arbeit nachgehen kann. Hier braucht es nun eine Stiftungsstrategie, die mit dem Testament gekoppelt wird. Außerdem ist ihm das Thema „Stiftungsadministration“ und thematische Vernetzung wichtig. Hier kann er auf seinem Weg von einer der Stiftungs-Verwaltungs-Gemeinschaften begleitet werden, die es in Deutschland gibt und die einen Engagement-Schwerpunkt im globalen Süden haben.

     

    Auch hier brauchen potenzielle Philanthropen einen Wegweiser, der ihnen hilft, das passende Umfeld für ihr Vorhaben und ihre Wünsche zu finden.

     

    Gemeinnützige GmbH

    Die gemeinnützige GmbH bietet sich etwa für Peronen an, die in ihrem Unternehmen die Vorteile einer normalen kaufmännisch geführten GmbH mit den Vorteilen einer gemeinnützigen Non-Profit-Organisation verbinden wollen, denen aber die gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts zu komplex ist.

     

    • Beispiel

    Zwei Unternehmerinnen, die im Haupt-Job Wundversorgung für Betroffene einer seltenen Erkrankung leisten (Epidermolysis bullosa), sind von den ihnen täglich begegnenden Belastungen des familiären Umfelds der Betroffenen so berührt, dass sie diesen Familien unbedingt über ein gemeinnütziges Instrument helfen wollen. Bereits im Bedarfs-Klärungs-Gespräch verwerfen sie ihre Stiftungs-Gründungs-Idee wieder. Die Stiftung erscheint ihnen rasch zu indirekt und zu aufwändig. Sie gründen vielmehr mit Hilfe juristischer Netzwerk-Partner eine gemeinnützige GmbH, in der sie selbst aktiv engagiert sind.

     

    Verbrauchsstiftung

    Statt einer Ewigkeitsstifung kommt für Personen, die noch aktiv zu Lebzeiten etwas bewegen wollen, eine Verbrauchsstiftung in Frage.

     

    • Beispiel

    Ein erfolgreicher Unternehmer hat sein Unternehmen nach seiner beruflichen Karriere veräußert, für sich und seine Familie mit einem Teil des Erlöses ein Haus gebaut und die persönliche Zukunft abgesichert. Mit einem nicht unerheblichen Rest möchte er von Beginn an „etwas zurückgeben an seine Region“. Er entscheidet sich ausdrücklich für eine Verbrauchsstiftung. Darin kann er zu Lebzeiten selbst noch in seinem Umfeld mitgestalten.

     
    Quelle: ID 49610307