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  • · Fachbeitrag · Impact Investing

    Soziales oder ökologisches Engagement mit Rendite

    von Martina Erlwein, Leiterin Stiftungs-Office der Berenberg Bank

    | Viele Privatinvestoren, Stiftungen und Unternehmer möchten, dass ihre Kapitalanlagen auch etwas Gutes bewirken. Sogenannte Impact Investments haben sowohl den finanziellen Ertrag als auch eine positive Auswirkung auf die Umwelt oder die Gesellschaft zum Ziel. Das geht weit über nachhaltiges Investieren hinaus. Der folgende Beitrag zeigt, wie der neue Trend die Welten von Mäzenen und Managern vereint. |

    1. Vom Ursprung der Stiftungsidee zum Impact Investing

    Um die Chancen vor dem Jüngsten Gericht positiv zu beeinflussen, wurden bereits im Mittelalter Vermögen einem guten, oft kirchlichen Zweck gewidmet. Dies geschah meist durch die Errichtung von Stiftungen. Zur gleichen Zeit gab es Kaufleute, die seit vielen Jahren oder sogar seit Generationen unternehmerisch tätig waren. Im ersten Fall zielte man auf einen gnädigen Schöpfer, im zweiten Fall war der Wunsch nach wirtschaftlicher Rendite maßgebend. Über die Jahrhunderte passten sich die Formen des Gebens und Wirtschaftens neuen Entwicklungen an. In den vergangenen Jahren wurden - befeuert durch die Gemeinnützigkeitsreform von 2007 - sogar Rekorde bei der Gründung von gemeinnützigen Stiftungen erzielt.

     

    Ein neuer Trend in diesem Umfeld ist das sogenannte Impact Investing, das die beiden Sphären verbindet und eine Art Brücke zwischen Spenden und Stiften auf der einen sowie gewinnmaximierendem Unternehmertum auf der anderen Seite darstellt.

    2. Funktionsweise von Impact Investing

    Anders als bei der Zweckverwirklichung von Stiftungen oder beim Spenden wird das zur Verfügung gestellte Kapital beim Impact Investing nicht für den guten Zweck verbraucht, sondern in soziale oder ökologische Projekte investiert. Während einer bestimmten Laufzeit wird das Investment verzinst oder mit einer anderen Form von Rendite wie z.B. einer Dividende versehen und anschließend zurückgezahlt.

     

    Für Investoren stehen nicht nur die finanziellen Interessen im Vordergrund, sondern der Beitrag zur Lösung von sozialen oder ökologischen Problemen ist meist mindestens gleichbedeutend. Impact Investments werden oft in Entwicklungsländern getätigt, aber auch in westlichen Industrieländern kann mit Impact - also mit Wirkung - z.B. in Bildung oder in die Vermeidung von Umweltschäden investiert werden. Die Geschäftsmodelle müssen nach ihrer Entwicklung und Reife skalierbar und vor allem langfristig tragfähig sein, um die Investitionen zurückzahlen zu können.

     

    3. Anlageformen und Entwicklungsaussichten

    Impact Investments gibt es als Eigenkapital in Form von Aktien oder ähnlichen Beteiligungen, Fremdkapital z.B. in Form von Anleihen oder Darlehen, Mezzanine-Finanzierungen und Bürgschaften. Viele Impact-Investoren engagieren sich zusätzlich mit Beratungsleistungen oder unterstützen die Unternehmen z.B. durch zeitweise Mitarbeit oder die Übernahme von Management- und Beiratstätigkeiten. Unter Umständen bietet sich auch die Prüfung von öffentlichen Fördermitteln an, die zur Begleitung der Investitionen bzw. der Entwicklung der Unternehmen zur Verfügen stehen können.

     

    Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Monitor Institute aus 2009 wird der Impact-Investing-Markt von aktuell 50 Mrd. US-Dollar innerhalb von zehn Jahren auf ein Volumen von mehr als 500 Mrd. US-Dollar anwachsen. Andere Studien sprechen sogar vom nächsten Billionen-Dollar-Markt. Bis 2015 dürften nach einer Studie von Robeco, Booz & Co. aus 2009 rund 15 bis 20 Prozent aller Investitionen weltweit als Impact Investments getätigt werden und sich somit als Investmentform oder Anlageklasse etablieren.

    4. Risiken von Impact Investments

    Um die drängendsten Probleme auf globaler Ebene zu lösen, steht nicht genug philanthropisches Kapital wie Spenden und Mittel von Stiftungen oder Regierungen zur Verfügung. Dazu wird auch wirtschaftlich orientiertes Kapital nötig sein. Ist also mit Impact Investments der Stein der Weisen gefunden? Dies mag auf den ersten Blick so scheinen, zumal in unserer Gesellschaft ein zunehmendes Interesse an Werten und an der sinnerfüllten Nutzung des eigenen Vermögens zu beobachten ist. Dies ist Chance und Herausforderung zugleich. Denn die mit Impact Investments einhergehenden Risiken dürfen bei aller berechtigten Euphorie - mittels wirtschaftlich tragfähiger Konzepte viele Probleme bekämpfen zu können - nicht übersehen werden.

     

    4.1 Risiko des Scheiterns gegeben

    Impact Investments werden häufig in Unternehmen getätigt, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Oft handelt es sich um noch wenig bis gar nicht etablierte Produkte oder Dienstleistungen und es gilt die „Pioneer Gap“ zu überwinden. Die Rückzahlung der Investitionen ist von der geplanten positiven Entwicklung der Unternehmen abhängig und immer in Gefahr, wenn sich die Geschäftsmodelle als nicht tragfähig erweisen. Das kann der Fall sein, wenn

    • ein Mitbewerber die an sich funktionierende Technologie kopiert und günstiger anbietet oder

     

    • für die Zielgruppe der Nutzen, z.B. aus traditionellen Gründen, nicht offensichtlich ist. So haben sich in bestimmten Regionen die Menschen derart an den Verbrauch verunreinigten Wassers gewöhnt, dass sie im Rahmen eines Pilotprojekts kostenlos angebotenes sauberes Trinkwasser nicht benutzten.

     

    Zur Überwindung dieser Pioneer Gap sind flankierende Maßnahmen neben der reinen Bereitstellung des Produkts oder der Dienstleistung notwendig. Dazu gehören z.B. Studien über das jeweilige Angebot mit Nutzenanalysen, die Entwicklung des Angebots zur Marktreife, die Aufklärung der Zielgruppe und die Weiterentwicklung regulatorischer Bedingungen. Das Engagement von Stiftungen und anderes philanthropisches Kapital könnten hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Garantien und Bürgschaften von Regierungen und staatsnahen Institutionen könnten Investitionshemmnisse ebenfalls verringern. Wo die klassische Entwicklungshilfe nicht ausreicht, könnten die Kräfte des Marktes mit einer entsprechenden Anschubunterstützung mehr erreichen.

     

    • Beispiel

    Für Dörfer im ländlichen Indien werden Kleinkraftwerke zur Energiegewinnung durch die Gasifizierung von Reishüllen gebaut. Neben der Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit bezahlbarem Strom werden durch das Ablösen der bis dato gebräuchlichen Kerosinlampen CO2-Einsparungen erreicht und dadurch weniger schädliche Gase in den Hütten freigesetzt, was die Gesundheit der Bewohner fördert. Darüber hinaus umfasst die Wertschöpfungskette des beschriebenen Unternehmens sogar eine Fortbildungsakademie für Mitarbeiter, die Möglichkeit der Fertigung von Räucherstäbchen aus den verkohlten Reishüllen in Heimarbeit zur weiteren Einkommenserzielung sowie die Finanzierung einer Krankenversicherung für Mitarbeiter und Schulstipendien für deren Kinder.

    4.2 Zusätzliche Risiken beim Impact Investing

    Weitere Risiken bei Impact Investments, wie sie auch bei anderen Investitionen in ausländischen Märkten existieren können, sind Währungsschwankungen, Inflation, politische und regulatorische Unwägbarkeiten, die mitunter völlig unerwartet einsetzen können. Aber auch die besagte Euphorie für Impact Investing selbst kann ein Risiko darstellen: Impact-Investoren wünschen sich bereits heute mehr qualitativ gute Projekte und Unternehmen, in die sie investieren können. Wächst die Begeisterung der Investoren weiter, trifft zu viel Kapital auf zu wenig gute Investitionsmöglichkeiten und es werden im Ergebnis weniger gute Investments zum Zuge kommen.

     

    FAZIT UND AUSBLICK | Impact-Investoren müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie in einem völlig neuen Umfeld investieren und die Risiken nur schwer einzuschätzen sind. Es wird sowohl von der Entwicklung der Märkte als auch von der Verbesserung der Information und der Risikoaufklärung aller Investoren abhängen, wie sich Impact Investing weiter entwickelt.

    Daher dürfte die Mehrheit der deutschen Stiftungen nicht als Impact-Investoren der ersten Stunde fungieren. Aber ihre Rolle bei der Überwindung der beschriebenen Pioneer Gap könnte für den Erfolg mitentscheidend sein. Dann können Stiftungen und engagierte Investoren gemeinsam dazu beitragen, der Welt zu helfen, indem sie die Welten von Mäzenen und Managern näher zusammenbringen.

    Zur Autorin | Martina Erlwein ist Diplom-Kauffrau, zertifizierte Stiftungsberaterin (DSA) und Philanthropy Advisor (FA). Sie verantwortet als Abteilungsdirektorin das Stiftungs-Office der Berenberg Bank. In dieser Funktion berät sie Stiftungen und andere gemeinnützige Organisationen ebenso wie Stifter und Investoren bei ihrem philanthropischen Engagement. Weiter ist sie Vorstandsmitglied unter anderem der Berenberg Kids Stiftung.

    Quelle: Ausgabe 02 / 2013 | Seite 30 | ID 37694800