· Fachbeitrag · Investmenttipp des Monats
Investmentthemen 2016: Chancen und Risiken für Stiftungsvermögen
von Oliver Weber, HSBC Trinkaus & Burkhardt AG, Düsseldorf
| Das Jahr 2015 war für viele Anleger aufregend, da viele Anlagen starken Schwankungen unterlagen. Wird 2016 für die Anleger etwas ruhiger oder setzt sich der Trend der unruhigen Zeiten weiter fort? |
1. Entscheidung der EZB enttäuscht Anleger
Am 3.12.15 verkündete Mario Draghi, Präsident der europäischen Zentralbank (EZB), den Einlagesatz für Banken von minus 0,2 % auf minus 0,3 % zu senken und das Ankaufprogramm für Anleihen von ursprünglich September 2016 bis auf März 2017 zu verlängern. Die Kapitalmarktteilnehmer reagierten enttäuscht. Sowohl die Aktienmärkte wie z.B. der Dax, als auch der USD oder auch der Bund Future als Indikator für deutsche Staatsanleihen verloren stark an Wert. An einer solchen Reaktion lässt sich erkennen, dass die Kapitalmärkte auch 2016 sehr volatil bleiben.
2. Entwicklung der Leitzinsen
Die Entwicklung der Leitzinsen wird in 2016 unterschiedlich verlaufen, während die US-amerikanische Notenbank FED sowie die Bank of England Ihre Leitzinsen anheben werden, wird die EZB keine Zinserhöhung vornehmen und weiter sehr expansiv in ihrer Geldpolitik sein.
Beachten Sie | Für die Euro-Kapitalanleger bedeutet das weiterhin ein sehr niedriges Zinsniveau. Einige Banken werden die Negativverzinsung der EZB zumindest an institutionelle Kunden weitergeben.
2.1 Unternehmensanleihen
Ein Fokus der Anleger sollte trotzdem weiterhin auf Unternehmensanleihen mit guter Bonität liegen, auch wenn in 2015 zu erkennen war, dass z.B. VW und insbesondere viele Unternehmen aus der Rohstoffbranche höhere Risikoaufschläge an den Kapitalmärkten zahlen mussten und Anleger hier zeitweise Kursverluste hinnehmen mussten. Unternehmensanleihen haben durch ihr höheres Ausfallrisiko allerdings auch eine entsprechend höhere Verzinsung als Staatsanleihen mit guter Bonität.
2.2 Emerging Markets
Eine höhere Verzinsung können Anleger mit Anleihen von z.B. Staaten oder Unternehmen aus den Emerging Markets (EM) oder mit schlechter Bonität (Non-Investment-Grade) erzielen.
Beachten Sie | Hier ist das Risiko allerdings um einiges höher, daher sind solche Anlageklassen nur als Beimischung für erfahrene Investoren zu empfehlen.
3. Alternative Aktien?
An den internationalen Aktienmärkten wird für Anleger wohl auch 2016 kein Weg vorbeigehen, allerdings werden die Kurse weiter stark schwanken. Die weltweite Wirtschaft wird wachsen, jedoch hängt viel von der Entwicklung Chinas ab, die zuletzt allerdings eher enttäuschte.
3.1 Amerikanischer Aktienmarkt
Von der Bewertung ist der amerikanische Aktienmarkt im Vergleich zu den letzten Jahren teuer, dies bedeutet, dass das Enttäuschungspotenzial hoch und damit mögliche Kursverluste für Anleger drohen. Des Weiteren muss sich erst noch zeigen, ob der USD weiter an Stärke gewinnen wird, wie die Mehrzahl der Analysten vorhersagt. Auch könnte die Zinserhöhung in den USA die Stimmung der Aktienanleger drücken.
3.2 Europäischer Aktienmarkt
Europäische Unternehmen sind auch nicht mehr günstig, allerdings nicht so teuer wie die amerikanischen Pendants. Allerdings besteht auch hier, bei negativer Entwicklung der Unternehmensgewinne, Enttäuschungspotenzial. Vielen Unternehmen helfen aber die weiter anhaltenden niedrigen Energiepreise, der schwache Euro sowie die expansive Geldpolitik. Bei einer guten Dividendenrendite sind Aktien aus Europa weiter eine gute Beimischung.
3.3 Aktienmarkt Emerging Markets
Aktien aus den Emerging Markets sind eher günstig; die letzten Jahre war die Kursentwicklung der Aktien aus den EM eher enttäuschend. Mittlerweile gibt es auch hier ansehnliche Dividenden zu erzielen. Allerdings sind die im Vergleich zu den entwickelten Aktienmärkten häufig höheren Schwankungen und die Gefahren vor weiteren Enttäuschungen und Probleme einzelner Länder Gründe, diese Anlageklasse in einem diversifizierten Portfolio nur beizumischen. Wichtig ist, die Länder aus den EM differenziert zu betrachten.
3.4 Börsengehandelte Investmentfonds
Eine Umsetzung von Aktieninvestments sollte aus Kostengründen über börsengehandelte Investmentfonds (ETFs) erfolgen. In Ausnahmefällen können auch sehr gute, aktiv gemanagte Investmentfonds (z.B. auf dividendenstarke Aktien) eingesetzt werden. Eine Umsetzung über einzelne Aktien sollten nur Profis oder Investoren sehr großer Vermögen vornehmen, da hier auf eine ausreichende Streuung geachtet werden muss, damit ein negatives Ereignis - wie 2015, z.B. die Aktien von Volkswagen -, nicht die Performance eines ganzen Jahres negativ beeinträchtigt.
FAZIT | Für Stiftungen wird das Anlagejahr 2016 sehr anspruchsvoll. Die Zinsen für Euro-Anleihen bleiben weiter auf einem sehr niedrigen Niveau und die Aktienmärkte werden voraussichtlich stark schwanken - dies bedeutet allerdings nicht nur Risiko, sondern auch Chancen. |