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  • · Fachbeitrag · Zwischenruf

    Checklisten und moderne Beratung?

    von RA Dr. K. Jan Schiffer, Bonn

    | Kürzlich erzählte mir jemand, er habe eine ganz tolle Beraterin. Die habe hervorragende Checklisten und so alles im Griff. Da war ich doch ein wenig erstaunt. Natürlich muss der Berater viel von seinem Fach verstehen und einiges dazu wissen, aber ob sich das in Checklisten manifestieren lässt? |

    Checklisten können sinnvoll sein

    Checklisten sind wertvoll. Sie helfen uns, zu einer bestimmten Angelegenheit möglichst nichts zu vergessen. Auch ich habe schon viele Checklisten geschrieben - zum Stiftungsrecht, zum Unternehmenskauf, zum Ehevertrag, zum Vererben. Ich bin kein Gegner von Checklisten. Aber ein Maßstab oder Ausweis einer guten Beratung sind Checklisten nicht.

     

    Wir kennen sie, die mehr oder weniger guten Beraterwitze. Zum Beispiel den von den Anwälten auf dem Meeresgrund, die ein guter Anfang sein sollen. (Für was eigentlich?) Oder die von dem theoretisch sehr versierten Berater, der praktisch ohne jede Erfahrung ist und deshalb ein Ergebnis blendend hergeleitet hat, das nur leider für die Praxis total daneben liegt.

    Lebenslanges Lernen wichtiger denn je

    Warum erwähne ich diese Witze hier? Weil nicht nur ein Kern Wahrheit darin liegt. Beratung will erfahren sein und das Lernen hört da niemals auf. Beratung bedeutet vor allem auch, den „Fall zu lesen“, seine Eigen- und Besonderheiten zu verstehen und z.B. auch Schwer- und Kernpunkte zu erarbeiten, Lösungskorridore zu identifizieren. Das ist deutlich mehr, als in Checklisten zu schauen oder in einem Fachbuch nachzulesen. Noch viele weitere Aspekte scheinen mir hier erheblich:

     

    Wer etwa gelernt hat, sich durchzuboxen und sich einseitig durchzusetzen, wird als Berater und Begleiter für gemeinsame Lösungen zweier oder mehrerer Seiten kaum erfolgreich sein können. Wer nur (s)eine Seite sieht, auch nicht. Wer einmal Familienunternehmer und Familienunternehmen längerfristig begleitet hat, kann ein Lied davon singen. Etwa davon, dass es nicht immer ganz einfach ist, bei „seinem“ Mandanten dafür zu werben, auch die Sicht der anderen Seite wahrzunehmen und in den Lösungsansatz mit einfließen zu lassen. Diese „Weisheit“ gilt ersichtlich nicht nur bei Familienunternehmen, sondern nach meiner Erfahrung in jedem Beratungsprojekt. So liegt denn auch das wahre Wissen, das eine gute Checkliste beinhaltet, zwischen den Zeilen.

     

    FAZIT | Halten wir die Checkliste in Ehren, aber ein wenig Mehr darf es dann doch schon sein!

    Quelle: Ausgabe 04 / 2014 | Seite 61 | ID 42597695