· Fachbeitrag · Vollstreckungspraxis
Vollstreckungs-Tipp des Monats
Unsere Leserin Tanja Schmide, Wuppertal, berichtete uns von einem Fall, in dem die Covidpandemie eine wichtige Rolle spielte. Sie kam durch die Beobachtung ihres Verlobten auf eine Idee und landete so einen Erfolg.
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Unsere Leserin hatte, wie viele andere auch, bemerkt, dass „Corona“ die Wirtschaft ordentlich durcheinanderschüttelte. Der Gastronomie-Sektor brach zusammen. Servicekräfte und Köche hatten in Restaurants und Cafés nichts mehr zu tun ‒ so direkt am Beginn der Pandemie auch Schuldner S., ein Kellner „alter Schule“. S. zahlte infolgedessen nun seine Raten nicht mehr.
Aber melden sich Schuldner eigentlich zurück, wenn sie einen neuen Job erlangt haben? Unsere Leserin bezweifelte das. Zumindest S. traute sie zu, neues Einkommen zu verschweigen. Aber wo schafft „Corona“ denn neue Jobs, wenn die alten wegbrechen? Darüber sprach sie mit ihrem Verlobten V. Dieser schlug vor, den Arbeitsmarkt zu beobachten und sich zu informieren, wo Arbeitskräfte derzeit besonders nachgefragt waren, lokale Anzeigen in der Tageszeitung durchzusehen oder sich in der Stadtverwaltung umzuhören. Was für ein Aufwand, dachte unsere Leserin und schloss die Umsetzung dieser Idee aus Zeitmangel aus.
Doch V. berichtete ihr noch, dass zwei lokale Impfzentren händeringend nach Mitarbeitern suchten, die flexibel und schnell einsetzbar waren. S. wohne doch in der Nähe des einen Zentrums, das auch nicht weit von der Wohnung unserer Leserin entfernt lag. Das war zwar die berühmte „Stecknadel im Heuhaufen“, aber einen Versuch wollte sie unternehmen. War S. etwa dort untergekommen?
Volltreffer! S. war tatsächlich dort beschäftigt. Unsere Leserin konnte ihr Glück kaum fassen. Sie sprach S. sofort an. Und auch S. war überrumpelt. Er war infolgedessen so gesprächig, dass er unserer Leserin auch noch erzählte, er werde demnächst wieder in seinem erlernten Beruf in der Gastronomie auf einer Nordseeinsel tätig sein. Ende gut ‒ alles gut: Die noch offene Forderung ist heute bis auf einen kleinen Restbetrag beglichen und S. schrieb sogar eine Postkarte.
Wichtig | Nach Recherchen der Redaktion werden in Impfzentren häufig Personen eingesetzt, die zuvor in Call-Centern, als Bürokraft, Kurier, Empfangsmitarbeiter oder im Objektschutz tätig waren. Die Arbeit dort erfordert auch klassische administrative Arbeiten sowie den Umgang mit Formularen, Nachweisen sowie die Zusammenstellung von Informationen, ohne dass medizinische Kenntnisse notwendig sind. Dies kann ggf. bei der Schuldnersuche helfen. |
Oft sind es ungewöhnliche Vollstreckungsmethoden oder sogar Zufälle, die helfen, dem Schuldner auf die Schliche zu kommen und die Vollstreckung erfolgreich zu beenden. Diese Fälle sammeln wir und veröffentlichen sie an dieser Stelle im Leser-Erfahrungsaustausch. Schildern auch Sie uns Ihren „schönsten Fall“. Wird er veröffentlicht, erhalten Sie ein Einsenderhonorar von 50 EUR. Unsere Anschrift: IWW Institut, Redaktion „Vollstreckung effektiv“, Aspastraße 24, 59394 Nordkirchen, Fax: 02596 922-99, E-Mail: ve@iww.de.