· Fachbeitrag · Diagnostik
Kariesdiagnose: Hochsensitive Methoden sind langfristig nicht immer die bessere Wahl
| Wissenschaftler der Charité-Universitätsmedizin Berlin haben verschiedene Methoden zur Kariesdetektion mit einer anschließenden Therapieform kombiniert und deren langfristigen Nutzen analysiert. Sensitive Nachweismethoden führen nicht automatisch zu besserer Gesundheit oder zu reduzierten Kosten. |
Kariesdiagnostik in Fissuren ‒ keine leichte Aufgabe
Karies in den Fissuren ist schwer zu diagnostizieren, visuell-taktile Inspektionen mit Spiegel und Sonde reichen oftmals nicht aus. Präzisere Befunde sollen Röntgen-Untersuchungen und moderne Verfahren mittels Laserfluoreszenz liefern. Zahnmediziner der Berliner Charité-Universitätsmedizin haben bei Personen mit geringem und hohem Kariesvorkommen drei verschiedene Detektions- und Therapieverfahren miteinander kombiniert und die Langzeitfolgen analysiert. Sie konnten zeigen, dass beim Einsatz von Röntgen-Untersuchungen oder lichtoptischen Verfahren mit Laserfluoreszenz das Risiko einer falsch positiven Diagnose hoch ist ‒ insbesondere bei Menschen mit geringem Kariesvorkommen.
Wie effizient sind die Methoden, was kosten sie?
Bei Patienten mit niedriger Kariesprävalenz erhält die Kombination von optisch-taktiler oder radiographischer Detektion mit mikroinvasiver Behandlung die Zähne am längsten (Mittelwert: 66 Jahre) mit den geringsten Kosten (329 bzw. 332 Euro). Dagegen war die Kombination von radiologischer oder fluoreszenzbasierter Erkennung mit invasiver Behandlung am wenigsten effizient (Zahnerhaltung <60 Jahre, Kosten >700 Euro). Bei Patienten mit hoher Prävalenz war die Kombination von radiographischer Detektion mit mikroinvasiver Behandlung die kostengünstigste (63 Jahre, 528 Euro), während empfindliche Nachweismethoden zusammen mit invasiven Behandlungen wiederum am wenigsten effizient waren (<59 Jahre, >690 Euro).
PRAXISHINWEIS | Unabhängig von der Detektionsmethode hat die anschließend gewählte Therapie den größeren Einfluss auf den Gesundheitsnutzen: Stets invasiv vorzugehen, kann weniger Zähne erhalten und ist zudem kostenintensiver als eine Behandlung der betroffenen Stellen mit Fluoridlack oder einer Kariesversiegelung: „Die Kombination von visuell-taktiler Inspektion oder Röntgen-Untersuchung mit einer Kariesversiegelung hat die höchste Wahrscheinlichkeit, effektiv zu sein“, erklärt PD Dr. Falk Schwendicke. |
Quellen
- [1] Schwendicke F et al. Detecting and Treating Occlusal Caries Lesions: A Cost-Effectiveness Analysis. Journal Dental Research 2015; 94 (2): 272-280.
- [2] Sicherheit bei der Kariesdiagnose. Mitteilung der Charité-Universitätsmedizin, Berlin, vom 12. August 2015.
Literatur