· Präsentismus
Gefährliches Berufsethos: „(Zahn-)Ärzte sind nicht krank!“
| Über 80 Prozent der Humanärztinnen und Humanärzte arbeiten trotz Erkältungskrankheiten weiter, für die sie ihre Patienten sofort krankschreiben würden. Dieser gelebte ärztliche Präsentismus trifft sicher auch auf Zahnärztinnen und Zahnärzte zu. Die Leistungsfähigkeit ‒ z. B. bei Operationen oder komplizierten Differenzialdiagnosen ‒ ist allerdings einschränkt. |
Prof. Dr. Jörg Braun, Vorsitzender der Stiftung Arztgesundheit, rät Ärztinnen und Ärzten, für sich zu definieren, wo in diesem Zusammenhang die eigene Grenze ist. Für einen möglichen Arbeitsausfall sollte vorgesorgt werden, z. B. in Form von Versicherungen oder kollegialen Absprachen. Weiter mahnt er an, dass sich die Einstellung in der Ärzteschaft dringend ändern müsse. Viele Kollegen haben sehr hohe Ansprüche an sich selbst, werten eine Erkrankung als Versagen ‒ und arbeiten trotz Fieber oder Durchfall einfach weiter. Damit gefährden sie nicht nur ihr eigenes Wohl, sondern auch das von Mitarbeitern und Patienten. Weitere Gründe für ein Weiterarbeiten trotz Krankheit sind die hohe Identifikation mit dem Beruf, ausgeprägtes Teambewusstsein und Verantwortungsgefühl gegenüber den Patienten, aber auch Personalknappheit, hohes Arbeitsaufkommen oder wirtschaftliche Gründe.
Quellen
- [1] Braun, J. Zu Risiken und Nebenwirkungen des ärztlichen Präsentismus. Uro-News 24, 35‒37 (2020). doi.org/10.1007/s00092-020-4167-9
- [2] Stiftung Arztgesundheit, Rubrik: weitere Infos, iww.de/s6194