· Fachbeitrag · Mundhygiene
Vergessen Sie die Bass-Technik ‒ Ihre Patienten tun es ja auch!
| Das werden die Dentalhygiene-Lehrer nicht gerne hören: Die Bass-Technik ist für den Patienten nicht nur komplizierter und schwerer zu erlernen, sie liefert auch keine besseren Hygieneergebnisse. Warum ist ein Erlernen dieser Technik dann überhaupt noch gerechtfertigt? Dies fragten sich auch Prof. Dr. Renate Deinzer und Prof. Dr. Daniela Harnacke auf dem Deutschen Zahnärztetag 2014. |
Kreisen versus Rütteln
Bei einer Befragung einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe mit 1.025 Probanden (forsa.omninet Panel) zur Putztechnik wurden am häufigsten kreisende (57 Prozent), gefolgt von schrubbenden (33 Prozent) und fegenden (28 Prozent) Bewegungen genannt. Nur 4 Prozent gaben die bei der Bass- bzw. der modifizierten Bass-Technik geforderten rüttelnden Bewegungen an. [1]
- Bei der Rotations-Putzmethodik (Fones-Technik) wird in kleinen Kreisen vom Zahnfleisch zum Zahn geputzt. Abschließend werden die Kauflächen mit kleinen rotierenden Bewegungen gereinigt.
- Bei der Rütteltechnik nach Bass wird das Borstenfeld schräg in einem Winkel von etwa 45 Grad zum Zahnfleisch gerichtet. Jeweils ein Teil der Borsten ruht dabei auf dem Zahnfleisch sowie der Zahnoberfläche. Aus dieser Grundhaltung heraus dringen mittels kleiner Hin- und Herbewegungen die Borsten in die Zahnzwischenräume und lösen die Beläge.
Der Mehrheit der Bevölkerung gelingt es nicht, gute Mundgesundheit aufrechtzuerhalten. Ein wichtiger Faktor hierbei können mangelnde Mundhygienefertigkeiten sein, wie sie in verschiedenen Studien dokumentiert wurden. Unklar ist allerdings, mit welchen Maßnahmen, insbesondere mit welchen Zahnbürsttechniken, diese Mundhygienefertigkeiten am ehesten verbessert werden können.
Die aktuelle Studienlage
Bisher gab es kaum Evidenzen für oder gegen die Vermittlung einer spezifischen Zahnbürsttechnik. Vorangegangene Studien wiesen auf einen Vorteil der Vermittlung der Fones- gegenüber der Bass-Technik hin, wenn es um die Fähigkeit geht, die Zähne von Plaque zu befreien. Unklar war dabei aber, ob die Probanden die erlernte Technik auch tatsächlich anwenden konnten.
Zwei Studien an der Universität Gießen lieferten vor kurzem Hinweise darauf, dass mit der Vermittlung der Fonestechnik bessere Hygienefertigkeiten erzielt werden können als mit der Vermittlung der Basstechnik. Zahnmedizinstudenten und 70 Probanden wurden randomisiert einem von drei Bürsttrainings zugewiesen: Grundlagen der Mundhygiene; Grundlagen + Fones-Technik; Grundlagen + Bass-Technik. 28 Wochen später wurden sie gebeten, sich die Zähne so zu putzen, wie sie es gelernt haben.
Ergebnis: Die Probanden ohne vorheriges Training nutzten spontan die Fones-, nicht aber die Bass-Technik. Sowohl die Fones- als auch die Bass-Gruppe bürsteten jeweils ca. 70 Prozent der Zeit mit der erlernten Technik. Dabei bürstete die Bass-Gruppe signifikant länger, ohne dabei ein besseres Hygieneergebnis zu erreichen. [2]
PRAXISHINWEIS | Angesichts der Beobachtung, dass mit der Bass-Technik keine besseren Hygieneergebnisse erreicht wurden, stellt sich die Frage, ob die Propagierung und Vermittlung dieser Technik gerechtfertigt ist. [3] |
Quellen
- [1] Zimmer S et al. Gewohnheiten und Kenntnisse zur Mundhygiene in Deutschland ‒ Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung. Dtsch Zahnärztl Z 2014; 69: 584-593.
- [2] Deinzer R. Bass oder Fones? Ergebnisse zweier multidisziplinärer randomisierter kontrollierter Studien zum Erlernen von Zahnbürsttechniken. Deutscher Zahnärztetag 2014, Frankfurt/M., 7.-8. November 2014.
- [3] Harnacke D. Zahnbürsttraining: Was wird dabei gelernt? Eine randomisierte kontrollierte Studie zum Bürstverhalten. Deutscher Zahnärztetag 2014, Frankfurt/M., 7.-8. November 2014.