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  • · CME-Beitrag: MIH-Klassifikation

    Würzburger MIH-Konzept: Substanzverlust und Hypersensibilität

    Bild: ©Jenya - adobe.stock.com

    | Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) betrifft in Deutschland vier bis 14 von 100 Kindern. [4, 5] Die Ursachen sind bisher unklar. Der MIH -Treatment-Need-Index (MIH-TNI) soll als Schweregradeinteilung die individuelle Befunderhebung und Therapieplanung erleichtern. Der Index berücksichtigt im Besonderen das Ausmaß an Destruktion der Zahnhartsubstanz in Kombination mit den bei MIH auftretenden Hypersensibilitäten. |

    Klassifikation der MIH und Einteilung in Schweregrade

    Seit 2016 existiert neben der Einteilung in Schweregrade nach Wetzel und Reckel (1991) [3] der MIH-TNI. Er teilt die MIH in vier Schweregrade entsprechend der klinischen Leitsymptome Hypersensibilität und Substanzdefekt ein.

     

    • Schweregrade des MIH-TNI
    Index
    Definition

    Index 0

    keine MIH, klinisch gesund

    Index 1

    MIH ohne Hypersensibilität, kein Substanzdefekt

    Index 2

    2a

    2b

    2c

    MIH ohne Hypersensibilität, mit Substanzdefekt

    < 1/3 Defektausdehnung

    > 1/3 < 2/3 Defektausdehnung

    > 2/3 Defektausdehnung oder/und Defekt pulpanah oder Extraktion oder atypische Restauration

    Index 3

    MIH mit Hypersensibilität, ohne Substanzdefekt

    Index 4

    4a

    4b

    4c

    MIH mit Hypersensibilität, mit Substanzdefekt

    < 1/3 Ausdehnung

    > 1/3 < 2/3 Ausdehnung

    > 2/3 Ausdehnung oder/und Defekt pulpanah oder Extraktion oder atypische Restauration

     

    Quelle: Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 38 (2016) 4, S. 167 © Deutscher Ärzteverlag, Köln [1]

     

    Eine internationale Arbeitsgruppe mit Vertretern aus dem deutschsprachigen universitären Raum hat den MIH-TNI in Würzburg entwickelt und darauf basierend einen Therapieplan entworfen. [1, 2] Der Index kann grundsätzlich auf Milchzähne und bleibende Zähne angewendet werden. Gemessen wird im Urzeigersinn, beginnend im 1. Quadranten. Für jeden Sextanten wird jeweils der höchste Wert notiert.

    Verschiedene Probleme im Front- und Seitenzahnbereich

    Während die hypomineralisierten Areale im Frontzahnbereich eher ein ästhetisches Problem darstellen, sind die Seitenzähne aufgrund der Kaubelastung häufiger von posteruptiven Schmelzabbrüchen betroffen. Dentin liegt hier häufiger frei und eine Behandlung ist erforderlich. Alle von MIH betroffenen Kinder sollten grundsätzlich in ein engmaschiges Prophylaxe-Recall eingebunden sein mit regelmäßigen Zahnreinigungen, Mundhygieneanleitungen sowie der Applikation von Fluoridlacken und CHX- und CPP-ACP-Präparaten.

    Defektausmaß und Therapiestufen

    Der Therapieplan aus der Originalpublikation [2] ist im Folgenden verkürzt beschrieben:

     

    • Therapieplan einer MIH nach Schweregraden (Bekes et al. 2016 [2])

    Leichte Form der MIH (ohne Schmelzeinbruch

    • Prophylaxe und eine Sealing-Therapie mit herkömmlichen Fissurenversieglern
    • Bei noch unvollständigem Zahndurchbruch, aber einer Therapienotwendigkeit aufgrund starker Hypersensibilität oder/und eines hohen Kariesrisikos sollte für das Sealing ein niedrigviskoser Glasionomerzement (GIZ) verwendet werden.

    Leichte bis mittlere Defekte

    • Kompositrestaurationen: Füllungsränder sollten komplett im gesunden Schmelz liegen, da sonst die Gefahr eines weiteren Zahnsubstanzverlustes besteht.
    • Bei unvollständigem Zahndurchbruch GIZ, weil keine adäquate Trockenlegung erfolgen kann. Nachdem der Zahn vollständig durchgebrochen ist, sollte der GIZ gegen Komposit ausgetauscht werden.

    Größerer Substanzverlust mit massiven Hypersensibilitäten

    • Konfektionierte Stahlkronen als Langzeitprovisorium oder defektbezogene laborgefertigte Restaurationen aus Komposit
    •  
    • Merke | Komposit kann in dünnerer Schichtstärke als Keramik verwendet und einfacher in kieferorthopädische Maßnahmen miteinbezogen werden.

    Starke kariöse Zerstörung des  MIH-Zahnes sowie ausgeprägte Substanzverluste der ganzen Zahnkrone und/oder endodontische Probleme

    • Extraktion nach Rücksprache bzw. in Abstimmung mit einem Kieferorthopäden
     

    Quellen

    • [1] Bekes K, Steffen R: Das Würzburger MIH-Konzept: Teil 1. Der MIH-Treatment Need Index (MIH-TNI). Ein neuer Index zur Befunderhebung und Therapieplanung bei Patienten mit Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 38 (4), 165‒170 (2016), online unter iww.de/s5706
    • [2] Bekes K, Krämer N, van Waes H, Steffen R: Das Würzburger MIH-Konzept: Teil 2. Der Therapieplan. Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 38 (4), 171‒175 (2016). online unter iww.de/s5707
    • [3] Wetzel WE, Reckel U: Fehlstrukturierte Sechsjahrmolaren nehmen zu ‒ eine Umfrage. Zahnärztl Mitt 81, 650‒651 (1991).
    • [4] Dietrich G, Sperling S, Hetzer G: Molar incisor hypomineralisation in a group of children and adolescents living in Dresden (Germany). Eur J Paediatr Dent 4 (3), 133‒137 (2003).
    • [5] Petrou MA, Giraki M, Bissar AR, Basner R, Wempe C, Altarabulsi MB et al.: Prevalence of molar-incisor-hypomineralisation among school children in four German cities. Int J Paediatr Dent 24 (6), 434‒440 (2014).
    Quelle: Ausgabe 01 / 2022 | Seite 7 | ID 47829080