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  • · Extraktion 3. Molaren

    Eingeschränkte Geschmacksfunktion nach Weisheitszahnextraktion gilt als überholt

    Bild: ©bilderhexchen - stock.adobe.com

    | Überraschendes präsentierte eine US-amerikanische Studie zu Veränderungen des Geschmackssinns nach Weisheitszahnextraktionen. Während frühere Studien nur über negative Auswirkungen der Extraktion auf den Geschmacksinn berichtet hatten, zeigen neuere Forschungen nun das Gegenteil: Die Geschmacksfunktion zwischen dem Zeitpunkt der Operation und im Verlauf von weiteren 20 Jahren hatte sich sogar leicht verbessert. |

    Geschmackssinn kann sich langfristig sogar verbessern

    Die Studie aus Pennsylvania belegte Patienten noch Jahrzehnte nach dem Eingriff ein besseres Geschmacksempfinden. Richard L. Doty, Direktor des Smell and Taste Centers der Universität von Pennsylvania: „Das ist ein überraschender, beeindruckender Befund, der weiter untersucht werden sollte, um besser zu verstehen, warum sich der Geschmackssinn verbessert und welche klinische Bedeutung das haben könnte.“ Insgesamt wertete Doty gemeinsam mit seinem Koautor Dane Kim Daten von 1.255 Patienten aus. Diese hatten sich im Zeitraum von 20 Jahren am Smell and Taste Center der Universität einer sog. chemosensorischen Untersuchung ‒ einer fachmännischen Beurteilung des Geschmackssinns ‒ unterzogen. Bei 891 dieser Patienten lag eine Extraktion von Weisheitszähnen vor.

    Verbesserungen um drei bis fünf Prozent

    Die Beurteilung des Geschmackssinns beinhaltete das Schmecken von Lösungen mit fünf verschiedenen Konzentrationen von Zucker, Salz, Zitronensäure und Koffein (süß, salzig, sauer, bitter). Die Flüssigkeiten wurden zunächst geschlürft, im Mund gespült und dann wieder ausgespuckt. Im Ergebnis ordneten die Studienteilnehmer mit vorangegangener Weisheitszahnextraktion alle vier Geschmacksrichtungen besser zu als die Kontrollprobanden. In allen Fällen schnitten Frauen besser als Männer ab.

     

    Damit deute sich laut der Forscher nun erstmals an, dass Menschen, die sich einer Weisheitszahnextraktion unterzogen haben, durchschnittlich eine Verbesserung ihrer Geschmacksfunktion um drei bis zehn Prozent erfahren können. Das sei „eine positive langfristige, wenn auch subtile Auswirkung auf die Funktion der lingualen Geschmacksbahnen bei einigen Menschen“, konstatiert Koautor Kim.

    Mögliche Erklärungen für die positive Entwicklung

    • 1. Durch die Extraktion können Nerven, die die Geschmacksknospen im vorderen Bereich des Mundes versorgen, geschädigt werden und für eine Hemmung der Nerven sorgen, die für den hinteren Bereich des Mundes zuständig sind. Das kann zu einer erhöhten Empfindlichkeit im gesamten Mund führen.
    • 2. Die Verletzung von peripheren Nerven aufgrund chirurgischer Eingriffe gilt als gut dokumentiert. Häufig sind dann leichte Reize (z. B. beim Kauen) in der Lage, die neuronalen Reaktionen des gereizten Gewebes mit der Zeit zu verstärken ‒ was langfristig zu einer erhöhten Empfindlichkeit führen kann. Ob sich das auf den Geschmackssinn übertragen lässt, ist derzeit aber unklar.

     

    • Das Wichtigste in Kürze

    Im Zuge einer Weisheitszahn-OP möglicherweise geschädigte Nervenenden können den Geschmackssinn vorübergehend beeinträchtigen. Langfristig kann die Geschmacksfunktion allerdings stärker als vorher zurückkehren, da die beeinträchtigten Nerven empfindlicher sind oder leichte (Kau-)Reize das neuronale Gewebe im Mundraum wieder stimulieren, so die Erklärung der Studienautoren für ihre Langzeitbeobachtung. Weitere Studien seien erforderlich, um den Mechanismus hinter der extraktionsbedingten Verbesserung genauer zu verstehen.

     

    Quellen

    • [1] Meldung der Universität von Pennsylvania vom 29.06.2021. Pulling wisdom teeth can improve long-term taste function, research finds Study shows positive long-term effects of third molar extraction on taste. iww.de/s5352
    • [2] Originalquelle: Kim D, Doty RL. Positive Long-Term Effects of Third Molar Extraction on Taste Function. Chem Senses 2021, Vol. 46, bjab032, doi.org/10.1093/chemse/bjab032.
    Quelle: Ausgabe 10 / 2021 | Seite 10 | ID 47623900