· Mandantenakquisition
KI im Marketing: So bringen Sie Ihre Kanzlei nach vorn

von Rechtswirtin und Kanzleimanagerin Carmen Wolf, Koblenz
| Ein Anwalt ist heute weit mehr als nur Anwalt. Er ist als Unternehmer für die Führung und Entwicklung der Kanzlei sowie für die Akquisition neuer Mandanten verantwortlich. Dabei sind die Zeiten, in denen Rechtsanwälte allein auf Weiterempfehlungen zählen konnten, längst vorbei. Mit Marketing und KI haben Sie jetzt ein unschlagbares Duo, um Ihre Kanzlei voranzubringen. |
Warum sollten Anwälte Marketing machen?
Die Zahl der zugelassenen Rechtsanwälte in Deutschland betrug zum 1.1.24 über 160.000. Damit haben die potenziellen Mandanten eine große Auswahl, insbesondere, wenn es um „ähnliche“ Dienstleistungen und nicht um außergewöhnliche Spezialisierungen geht.
Hinzu kommt, dass die technologische Entwicklung in den letzten 25 bis 30 Jahren das Verhalten der potenziellen Mandanten verändert hat. Ein Hauptgrund dafür ist das Internet, das einfach und schnell Informationen bietet und mittels Suchmaschinen ermöglicht, ohne großen Aufwand den passenden Rechtsanwalt zu finden. Dabei sind die Suchenden auch immer weniger auf eine wohnortnahe Kanzlei beschränkt: Die zunehmende Digitalisierung von Anwaltskanzleien führt dazu, dass Besprechungen verstärkt mittels Videokonferenzen stattfinden. Die Gerichte ziehen nach.
Soziale (berufliche) Netzwerke, wie LinkedIn, Instagram, Facebook oder TikTok, vernetzen die Menschen untereinander und machen Expertise sichtbar. So ist es nicht verwunderlich, dass die (Weiter-)Empfehlungen für Anwälte hierüber laufen ‒ sofern man dort vertreten ist.
Warum sollten Anwälte digitales Marketing machen?
Was heute also zählt, um (gute) Mandate zu akquirieren, sind Sichtbarkeit, Reputation und gezielte Kundenansprache. Damit ist eine professionelle Online-Präsenz unerlässlich geworden, um gefunden zu werden und Vertrauen aufzubauen. Dazu gehören eine gute Website, aktive Social-Media-Profile oder positive Bewertungen auf Plattformen, wie Google oder Anwaltssuchportalen. Indem der Anwalt auf Social-Media-Kanälen Fachartikel veröffentlicht, kommentiert und diskutiert, kann er heutzutage leicht das eigene Wissen teilen und sich als Experte auf dem einen oder anderen Fachgebiet darstellen.
Mit ChatGPT & Co. Texte erstellen oder überarbeiten
Da dies die Konkurrenz oft (auch) alles macht, muss sich der Anwalt/ die Kanzlei klar positionieren und eine wirksame Marketing- oder Kommunikationsstrategie verfolgen. Um sich von der Masse abzuheben, kann Ihnen KI mit (kostenlosen) Angeboten behilflich sein.
Schon die gängigen ‒ und frei nutzbaren ‒ Chatbots, wie z. B. ChatGPT, Copilot, Neuroflash oder DeepSeek, können Ihnen durch kurze (aber präzise) Prompts im „Handumdrehen“ Blog-Beiträge, Social-Media-Posts, Ideen zu Umfragen oder Erklärungen zu rechtlichen Themen erstellen ‒ und das schneller, als eine Sprachübersetzung einen gesprochenen Text in Schrift umwandelt. Sind schon entsprechende Entwürfe oder ältere Texte vorhanden, können Sie diese mit wenigen Prompts auf leichte Lesbarkeit und Ausdruck prüfen und (z. B. zur Vermeidung von Wortwiederholungen) optimieren sowie auf Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler korrigieren. Die Möglichkeiten allein in der Texterzeugung oder -verarbeitung sind vielfältig, qualitativ hochwertig und v. a. zeitsparend.
Auch das „Drumherum“ zählt
Die Texterstellung oder -bearbeitung ist erst der Anfang. Tatsächlich können die Chatbots noch viel mehr. Mit den folgenden Tipps bekommen Sie ein paar gute Impulse, wie Sie Ihre Arbeiten rund um Marketing-Themen schnell und effizient vorbereiten können:
- Wenn Sie in Ihrem Prompt ergänzen, dass der Artikel suchmaschinenoptimiert sein soll (SEO), wird der ausgewählte Chatbot die richtigen „Keywords“ einbauen. So wird beispielsweise Ihr Beitrag, den Sie auf der eigenen Website veröffentlichen, besser im Netz gefunden.
- Bitten Sie den Chatbot, einen neugierig machenden Hook (= Überschrift/Teaser) zu erstellen, wird er dies für genau diesen Text formulieren.
- Erfahrungsgemäß erleichtern Zwischenüberschriften das Lesen von ‒ gerade längeren ‒ Beiträgen. Die Leser „bleiben dran“ und verlassen nicht vorschnell die Seite. Auch hier können Chatbots Sie hervorragend unterstützen, indem Sie im Prompt um die Einarbeitung von Zwischenüberschriften bitten.
- Gerade in sozialen Netzwerken werden Emojis für Posts und Artikel benutzt, um den Text aufzulockern und „ins Auge zu springen“. Wenn Sie vielleicht am PC sitzen und dort nicht ‒ anders als auf dem Handy ‒ sofortigen Zugriff auf Emojis haben, die Sie einpflegen können, oder wenn Ihnen das Heraussuchen der passenden Emojis zu aufwändig ist, können Sie diese Aufgaben in Sekundenschnelle von einem Chatbot erledigen lassen.
- Um Aufmerksamkeit zu erregen, ist es oft sinnvoll, passende Bilder zu posten. Auch das können die meisten Chatbots inzwischen richtig gut. Beschreiben Sie dazu in Ihrem Prompt präzise, was Sie auf dem Bild sehen wollen. Geben Sie zusätzlich eine Richtung vor (z. B. lebensecht, futuristisch oder als Comic) oder lassen Sie „Ihren“ Chatbot kreativ werden.
- Beachten Sie | Bei der Veröffentlichung von KI-generierten Bildern müssen Sie übrigens darauf hinweisen, dass diese KI-generiert sind.
Achtung: Der Chatbot ist „nur“ der Praktikant
Das entscheidende Stichwort bei allem ist: „Vorbereiten“ (lassen). Denn bevor Sie die generierten Texte nutzen, sollten Sie Folgendes beachten:
- Überprüfen Sie die Ausgabe der KI auf die inhaltliche Richtigkeit. Denn die Ergebnisse sind oft gut ‒ manchmal leider aber auch fehlerhaft.
- Geben Sie den KI-generierten Texten Ihre „persönliche Note“, indem Sie diese auf Ihren Stil anpassen, personalisieren und ggf. mit sprachlichen Emotionen „schmücken“.
- Ungeprüfte und unangepasste KI-generierte Inhalte müssen als solche gekennzeichnet werden.
- Darüber hinaus kann man relativ einfach unveränderte, von der KI generierte Texte erkennen, wenn man vermehrt mit Chatbots arbeitet.
Beachten Sie | Behandeln Sie die KI-generierten Texte so, als wenn Sie diese von einem Praktikanten hätten vorbereiten lassen: nur als Vorlage! Nur durch Ihre persönliche Überarbeitung wird das Ergebnis wirklich gut.
Weitere Möglichkeit des Einsatzes von KI im Marketing
KI kann viele weitere interessante Marketingaufgaben übernehmen, wenn Sie tiefer in die Materie einsteigen möchten:
- KI kann potenzielle Mandanten gezielt ansprechen. Es gibt Tools, die Daten auswerten und personalisierte Inhalte erstellen. So können intelligente Algorithmen maßgeschneiderte Newsletter oder Social-Media-Kampagnen erstellen, die genau auf die Bedürfnisse und Interessen Ihrer Mandanten-Zielgruppe zutreffen.
- KI-gestützte Tools können für Ihre Rechtsgebiete relevante Keywords und Suchbegriffe identifizieren, die dazu beitragen, Ihre Website und Ihre Inhalte in Suchmaschinen sichtbarer zu machen. Damit kann Ihre Website besser von den „richtigen“ Mandanten gefunden werden.
- KI-gestützte Tools können bereits erstellte Beiträge auf einen Zeitplan setzen und dann automatisiert veröffentlichen ‒ das spart Zeit und sichert eine hohe Präsenz im Netz.
- KI-gestützte Tools können Veränderungen auf dem Rechtsmarkt frühzeitig erkennen. So können Sie Ihre Positionierung laufend überprüfen und neue Chancen finden ‒ sei es durch die Ansprache neuer Mandantengruppen oder die Einführung innovativer Dienstleistungen.
Beachten Sie | Solche Tools sind in der Regel kostenpflichtig. Zudem müssen Sie den passenden Anbieter bzw. das passende Produkt herausfiltern.
FAZIT | Wer sich KI als Marketingunterstützung „mit ins Boot“ nimmt, verschafft sich einen klaren Wettbewerbsvorteil, weil er sich am Markt besser positionieren kann. Mit den neuen KI-Möglichkeiten können Sie Ihre Kanzlei zukunftsfähig aufstellen und sichtbar(er) machen. Schon die Unterstützung bei der Erstellung von (mehr) Blogbeiträgen oder Social-Media-Posts spart viel Zeit. Nur so können Sie effizienter und zielgerichteter arbeiten und damit eine höhere Präsenz im Netz erreichen. |