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  • · Fachbeitrag · Türkeistämmige Mandanten

    Mit kleiner Mühe den Nerv der Mandanten treffen

    von Rechtsanwaltsfachangestellter Christian Noe B.A., Leipzig

    | Das Marketing Ihrer Kanzlei funktioniert, wenn Sie den Nerv Ihrer Mandanten treffen. Viele Kanzleien zeichnen sich als interkulturell aus und beraten unter anderem viele türkeistämmige Mandanten. Ihnen das Gefühl der Wertschätzung entgegenzubringen, beginnt mit Kleinigkeiten und lässt sich mit wenig Überlegung realisieren. Dieser und ein folgender Beitrag liefern Anregungen und Ideen für den richtigen Umgang mit türkeistämmigen Mandanten und listen Quellen für Kontakte und Recherchen auf. |

    1. Hoşgeldiniz - Herzlich willkommen

    Sei es aufgrund der regionalen Lage (z.B. Ruhrgebiet, Berlin) oder der rechtlichen Schwerpunkte: Viele Kanzleien betreuen eine Fülle türkeistämmiger Mandanten und beabsichtigen, diesen Kreis gezielt zu vergrößern. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Mandanten in der Kanzlei wohlfühlen. Hierzu gehören natürlich auch die korrekte Aussprache und Schreibweise türkischer Namen und Begrüßungen. „Hoşgeldiniz“ etwa heißt „Herzlich willkommen“ und schreibt sich mit einem Häkchen, der sogenannten Cedille. Sie kennzeichnet die besondere Aussprache des Buchstabens „“ oder auch „C“. Es versteckt sich in den Sonderzeichen der Textverarbeitung und kann leicht als Shortcut oder Textbaustein angelegt werden.

     

    Interessant ist zu beobachten, wie deutsche Unternehmen in der Türkei interkulturelles Marketing betreiben. Mercedes Benz z.B. bewarb seine Fahrzeuge einst mit einer Anzeige, in der unterhalb des Fahrzeugs zwei charakteristische kleine Teegläser mit Untersetzer und Würfelzucker abgebildet waren. Wenn Mandanten in der Kanzlei auf vertraute Alltags- oder kulturspezifische Gegenstände treffen, ruft dies Wohlbefinden hervor. Die Checkliste zeigt, wie Sie Ihr Kanzleimarketing interkulturell ausrichten:

     

    Checkliste / Worauf müssen Sie für den richtigen Umgang achten?

    • Beachten Sie die richtige Schreibweise des Mandantennamens (Cedillen) und verteilen Sie eine Kopie mit Sonderzeichen/Buchstaben und phonetischer Aussprache (deutsch-türkisches Wörterbuch) an das Personal.
    • Ein Blick auf türkische Fernseh-Werbespots oder in Printmedien hilft bei der Ideenfindung für die Gestaltung Ihrer Kanzleiräume (Beispiel Mercedes).
    • Stellen Sie Adressen von Behörden und Beratungsstellen, die Informationsmaterial, Formulare oder Beratungen in türkischer Sprache anbieten, für den Wartebereich zusammen (z.B. türkischsprachige Energiesparberatung).
    • Forcieren Sie Weiterempfehlungen unter Bekannten der Mandanten. Entwerfen Sie eine türkisch- oder zweisprachige Kanzleibroschüre.
    • Erzeugen Sie keine übertriebene Anbiederung (Beispiel: Im Büro ziert eine Galatasaray Istanbul-Fahne die Wand. Im Gespräch zeigt sich: Der Anwalt interessiert sich weder für Fußball, noch kennt er einen einzigen Spielernamen.)
     

     

    2. Anregungen durch Gespräche sammeln

    Der einfachste und effektivste Ansatz ist der Kontakt zu türkischen Anwaltskollegen, Steuerberatungen oder Vereinigungen mit großer türkeistämmiger Mandantschaft. Sie können hilfreiche Anregungen geben und Stolpersteine nennen. Die folgende Checkliste enthält einige Anlaufstellen, die Unterstützung bei der Umsetzung eines interkulturellen Marketingkonzepts bieten. Die Kontakte sind aber nicht als „Marketing-Experten“ oder „Coaches“ anzusehen. Seien Sie daher dankbar für freundliche Unterstützung.

     

    Checkliste / Welche Kontakte bringen Sie voran?

    • Hilfreiche Juristenkollegen finden Sie auf Messen, Seminaren und Tagungen oder auch nach einer Gerichtsverhandlung.

     

    • Binden Sie eigene türkeistämmige Auszubildende aktiv ein. Diese sind häufig nicht nur versiert, was die Schnittstellen zwischen den Kulturen betrifft, sondern wissen auch, welche Hemmschwellen beim Anwaltsbesuch eine Rolle spielen und welche Dinge besonders sensibel behandelt oder wertgeschätzt werden. Wie stets spielen hier Alter, Beruf und Bildungsstand der Mandanten eine Rolle.

     

    • Die Deutsch-Türkische Juristenvereinigung (DTJV) fördert Kenntnis und Verständnis des türkischen Rechts in Deutschland und bietet ein Forum für den Austausch von Informationen und die Diskussion im deutsch-türkischen Rechts- und Geschäftsverkehr (www.dtjv.de). Es lohnt auch der Besuch einer Veranstaltung des DTJV zu einem besonderen Schwerpunkt.

     

    • Ihren Netzwerk-Aufbau unterstützt auch der Deutsche Anwaltverein (DAV), zu dessen acht Auslandsvereinen 2012 der DAV Türkei hinzugekommen ist. Dieser stellt für seine Mitglieder Kontakt zum Publikum und anderen Kollegen/Fachverbänden her. Er empfiehlt geeignete internationale Institute und Fachverbände (www.dav-tr.org/?lang=de).

     

    • Hören Sie sich an Universitäten um. Viele türkeistämmige Studenten studieren Jura und sind vielleicht interessiert, studienbegleitend in einer Kanzlei zu arbeiten. Sie könnten dabei Ideen für Ihr Kanzleimarketing erhalten.

     

    • Sofern familienrechtlich ausgerichtet, halten Sie gezielt nach Kanzleien mit dem Schwerpunkt „deutsch-türkisches Familienrecht“ Ausschau. Längst haben sich viele Juristen auf Scheidungsangelegenheiten spezialisiert, in denen die Gerichte türkisches Recht anwenden müssen.

     

    • Attraktive Möglichkeiten bietet ein Auszubildenden-Austausch. Einige Kanzleien senden eigene Auszubildende für zwei oder drei Wochen in Kanzleien türkischer Kollegen oder mit Schwerpunkten zum türkischen Recht.
     

     

    Weiterführende Hinweise

    • AK 13, 52: Erstgespräch mit türkeistämmigen Mandanten
    • Fortsetzung in der folgenden Ausgabe
    Quelle: Ausgabe 02 / 2014 | Seite 31 | ID 42364523