Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Lektüre eines Beitrags in den „Ruhr-Nachrichten“, der FAZ des östlichen Ruhrgebiets, vom 4.9.24, der Aufmacher in der verbalen Zuspitzung als Antidepressiva des nicht verarbeiteten medaillenfokussierten EM- und Olympia-Frusts, muss man sich ‒ im Novemberblues ‒ geben:
„Rekordzahl an Steuerfahndern. Das Land kommt beim Aufbau seines Finanzkriminalamts offenbar gut voran. Das belegen Besetzungszahlen des NRW-Finanzministers. Zum Jahresanfang hatte das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) neben den Steuerfahndungsämtern die Arbeit aufgenommen. Der finale Aufbauschritt liege voll im Zeitplan, teilte das Ministerium mit. Demnach soll zum 1.1.25 die komplette Steuerfahndung NRW mit rund 1.200 Beschäftigten im LBF gebündelt werden. Dabei scheint die Arbeit in der neuen Behördenstruktur offenbar aus Mitarbeitersicht recht attraktiv zu sein. Das belegt die hohe Besetzungsquote bei den Fahndern in Zeiten des sich verschärfenden Fachkräftemangels: Laut Ministerium werde die Steuerfahndung zu Beginn des kommenden Jahres eine Rekord-Stellenbesetzung von 98,7 % verzeichnen. Insgesamt sieht der Plan 686 Stellen für Fahnder vor.
Minister Markus Optendrenk (CDU) sieht in der guten Quote eine Bestätigung, „dass wir mit der Neuaufstellung der Steuerfahndung auf dem richtigen Weg sind und dass vor allem die Finanzverwaltung diesen Weg auch mitgeht“ … neben der Zentrale in Düsseldorf wird das LBF sechs Regionalabteilungen haben. So fusionieren etwa die bisherigen Steuerfahndungsämter Aachen und Düsseldorf zur Abteilung „Rheinland-West“, die Ämter in Bonn und Köln zur Abteilung „Rheinland-Süd“. Die zehn Standorte bleiben aber erhalten. Auch wer in Ostwestfalen lebt, kann für das LBF in Düsseldorf arbeiten. Man könne die Arbeit dorthin bringen, wo man die besten Köpfe findet ‒ und andersherum gelinge es so, diese Köpfe zu gewinnen, sagte Optendrenk. Steuerbetrug sei ein Milliardengeschäft und der Kampf dagegen hochkomplex. „Wir brauchen dafür Menschen, die richtig Lust auf anspruchsvolle Ermittlungsarbeit haben ‒ nicht Menschen mit Lust auf einen Umzug“. Neben Büros werden im Gebäude an der Düsseldorfer Johannstraße Räume für Vernehmungen und die Telekommunikationsüberwachung eingerichtet ... sowie ein Work-Café mit rund 100 Arbeitsplätzen für die Führung von Großeinsätzen“.
98,7 % Besetzungsquote in der Steuerfahndung gegenüber 29,4 % (?) im Veranlagungsbezirk; 686 Planstellen bei 100 Starbucks-„Work“-Café-Plätzen, klasse Quote. Damit wird klar, wohin die Reise geht: Der Veranlagungsbezirk kann die Arbeit nicht mehr schaffen, die Fahnder warten im Café auf die Fälle. „Wat soll dat denn werdn, wennet fettich ist?“ Klingt irgendwie aber auch nach Baden-Württemberg (Wir können alles. Außer (Hoch-)Deutsch) …
Ihr
Dr. Ingo Flore